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Werke Gregor der Grosse (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Vier Bücher Dialoge (BKV)
Viertes Buch

XIX. Kapitel: Vom Tode des Gottesmannes Stephanus1

Von Probus, den ich vorher genannt,2 und von andern frommen Männern habe ich die Geschichte von dem ehrwürdigen Vater Stephanus gehört, die ich in den Evangelien-Homilien3 meinen Zuhörern erzählt habe. Wie nämlich dieser Probus und viele andere bezeugen, war er ein Mann, der nichts in dieser Welt besaß und nichts begehrte, allein mit Gott die Armut liebte, in Widerwärtigkeiten sich immer an die Geduld anklammerte, den Verkehr mit Weltleuten mied und immer nur dem Gebet obliegen wollte. Von seinen Tugendwerken erzähle ich nur eines, damit man von diesem einen Schluß auf die zahlreichen andern Werke machen kann. Er hatte eines Tages die von ihm bestellte Ernte abgemäht und in die Scheune gebracht; obwohl er für sich und seine Schüler zum Lebensunterhalt für ein ganzes Jahr nichts anderes hatte, legte ein böswilliger Mann, vom Urfeind angestachelt, Feuer an und verbrannte die ganze Ernte, wie sie in der Scheune war. Da ein anderer dies sah, lief er zu dem Diener Gottes und teilte es ihm mit. Nachdem er die Sache berichtet hatte, sagte er dazu: „Wehe, wehe, Vater Stephanus, was ist dir begegnet!” In aller Gemüts- und Herzensruhe erwiderte Stephanus: „Wehe ist dem widerfahren, der dies S. 212 getan hat; aber was soll mir begegnet sein?” In diesen Worten zeigt sich, welch hohen Grad der Vollkommenheit er besaß, da er das Einzige, was er zum Leben hatte, mit so ruhigem Gemüte verlor und mehr jenen bedauerte, der die Sünde beging, als sich selbst, der durch sie geschädigt wurde, und nicht in Anschlag brachte, was er selbst an äußern Dingen, sondern was der Schuldige an innern Gütern einbüßte. Als er nun an seinem Todestage vom Leibe scheiden sollte, kamen noch viele zu ihm, um der heiligen Seele bei ihrem Scheiden von der Welt ihre eigene Seele zu empfehlen. Als sie so sein Bett umstanden, sahen die einen Engel hereinkommen, konnten aber nicht sprechen; die andern sahen gar nichts, aber alle Anwesenden ergriff so heftiger Schrecken, daß niemand bei dem Scheiden der heiligen Seele zugegen bleiben konnte. Sowohl diejenigen, welche die Engel gesehen, als auch die, welche nichts gesehen hatten, flohen in gleicher Weise, von Furcht und Schrecken ergriffen, damit offenkundig werde, was für eine hehre Macht diese scheidende Seele in Empfang nehme, da kein Sterblicher es bei ihrem Hingang aushalten konnte.


  1. Martyrol. 13. Februar ↩

  2. vgl. Kap. 12 ↩

  3. 35 Homilie, 8, Migne, P. L. LXXVI, 1263f ↩

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