LI. Kapitel: Von einer Klosterfrau, die in der Kirche des heiligen Laurentius beigesetzt wurde und die halbverbrannt erschien
Felix, Bischof von Ostia, ein Mann von ehrwürdigem Lebenswandel, war im Sabinerlande geboren und erzogen worden. Dieser bezeugt, es habe dort eine Klosterfrau gelebt, die zwar die Enthaltsamkeit des Fleisches bewahrte, jedoch Ausgelassenheit der Zunge und müßiges Gerede nicht vermied. Sie starb und wurde in der Kirche begraben. Der Küster jener Kirche aber sah in derselben Nacht in einem Gesicht, wie sie vor den heiligen Altar geführt und in der Mitte entzweigeschnitten wurde; ein Teil von ihr wurde im Feuer verbrannt, der andere blieb unberührt. Als er am andern Morgen sich erhob und dies seinen Mitbrüdern erzählte, wollte er die Stelle zeigen, an der sie verbrannt wurde, und es zeigten sich in dem Marmor vor dem Altar solche Brandspuren, als ob jene Frau mit irdischem Feuer verbrannt worden wäre, Daraus läßt sich deutlich erkennen, daß denjenigen, denen die Sünden nicht vergeben worden sind, heilige Orte nicht dazu helfen können, um nach dem Tode dem Gerichte zu entgehen.