XXIX. Kapitel: Von einem arianischen Bischof, der mit Blindheit geschlagen wurde
Gregorius. Das versuchten sie gar oft, Petrus, jedoch ihrer Wut stellten sich himmlische Wunder entgegen. Deshalb will ich eines von diesen Wundern erzählen, das ich vor drei Tagen von Bonifatius, einem Mönche meines Klosters, erfahren habe, der noch bis vor vier Jahren bei den Langobarden war. Ein langobardischer Bischof nämlich, ein Arianer, kam nach Spoleto. Da er dort keinen Ort fand, wo er hätte seinen Gottesdienst feiern können, verlangte er vom Bischof der Stadt eine Kirche, um sie für seine Irrlehre einzuweihen. Da der Bischof sich dessen entschieden weigerte, erklärte der Arianer, er werde am folgenden Tage in der nahegelegenen Pauluskirche unter Anwendung von Gewalt seinen Einzug halten. Als der Mesner dieser Kirche davon hörte, lief er eilends heim und verschloß und verriegelte die Kirche. Als es dann Abend geworden, löschte er alle Ampeln aus und versteckte sich im Innern der Kirche. Schon beim Morgengrauen des folgenden Tages kam der arianische Bischof mit einer Menge von Leuten herbei und schickte sich an, die verschlossenen Kirchentüren aufsprengen zu lassen. Aber plötzlich wurden auf übernatürliche Weise alle Türen erschüttert; die Riegel wurden weit hinweggeschleudert, die Türen öffneten sich von selbst, und unter einem mächtigen Getöse standen alle Räume der Kirche offen; dabei ergoß sich von oben herab eine Flut von Licht, und alle die ausgelöschten S. 161 Ampeln fingen zu brennen an. Der arianische Bischof aber, der mit der Absicht gekommen war, Gewalt anzuwenden, wurde plötzlich blind und mußte von fremden Händen zu seiner Wohnung zurückgeführt werden. Da alle Langobarden in jener Gegend den Vorgang erfuhren, wagten sie es nicht weiter, katholische Stätten zu entweihen. Denn nachdem wegen des Arianers die Ampeln in der Kirche ausgelöscht wurden, war es offenbar ein wunderbares Ereignis, daß zu gleicher Zeit er selbst das Licht verlor und das Licht in die Kirche zurückkehrte.
