Edition
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De carne Christi
XIV
[1] 'Sed et angelum,' aiunt, 'gestavit Christus.' qua ratione? 'Qua et hominem.' eadem ergo est et causa. ut hominem gestaret Christus salus hominis fuit causa, scilicet ad restituendum quod perierat. homo perierat, hominem restitui oportuerat. ut angelum gestaret Christus nihil tale de causa est. [2] nam etsi angelis perditio reputatur in ignem praeparatum diabolo et angelis eius, nunquam tamen illis restitutio repromissa est: nullum mandatum de salute angelorum suscepit Christus a patre. quod pater neque repromisit neque mandavit, Christus administrare non potuit. cui igitur rei angelum quoque gestavit nisi ut satellitem forte cum quo salutem hominis operaretur? [3] idoneus enim non erat dei filius qui solus hominem liberaret, a solo et singulari serpente deiectum? ergo iam non unus deus nec unus salutificator, sed duo salutis artifices, et utique alter altero indigens. an vero ut per angelum liberaret hominem? cur ergo ipse descendit, ad id quod per angelum erat expediturus? si per angelum, quid et ipse? si per se, quid et angelus? dictus est quidem magni consilii angelus, id est nuntius, officii non naturae vocabulo: magnum enim cogitatum patris, super hominis scilicet restitutionem, adnuntiaturus saeculo erat. non ideo tamen sic angelus intellegendus ut aliqui Gabriel aut Michael. [4] nam et filius a domino vineae mittitur ad vinitores, sicut et famuli, de fructibus petitum: sed non propterea unus ex famulis deputabitur filius quia famulorum successit officio. facilius ergo dicam, si forte, ipsum filium angelum (id est nuntium) patris, quam angelum in filio. sed cum de [filio] ipso sit pronuntiatum, Minuisti eum modicum quid citra angelos, quomodo videbitur angelum induisse, sic infra angelos deminutus dum homo fit, qua caro et anima, et filius hominis? [5] qua autem spiritus dei et virtus altissimi non potest infra angelos haberi, deus scilicet et dei filius. quanto ergo, dum hominem gestat, minor angelis factus est, tanto non, dum angelum gestat. poterit haec opinio Hebioni convenire qui nudum hominem et tantum ex semine David, id est non et dei filium, constituit Iesum--plane prophetis aliquo gloriosiorem--ut ita in illo angelum fuisse dicatur quemadmodum in aliquo Zacharia: [6] nisi quod a Christo nunquam est dictum, Et ait mihi angelus qui in me loquebatur. sed nec quotidianum illud omnium prophetarum, Haec dicit dominus: ipse enim erat dominus, coram et ex sua auctoritate pronuntians, Ego autem dico vobis. quid ultra ad haec? Esaiam exclamantem audi, Non angelus neque legatus sed ipse dominus salvos eos fecit.
Übersetzung
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Über den Leib Christi. (BKV)
14. Cap. Christus hat nicht die Natur der Engel angenommen.
Christus habe, behaupten sie, die Natur eines Engels an sich gehabt. — In welcher Weise? In derselben, wie die menschliche. Folglich ist auch die Ursache dieselbe.1 Dass Christus sich mit der menschlichen Natur bekleidete, dafür war das Heil des Menschen der Beweggrund; es sollte nämlich wiederhergestellt werden, was zu Grunde gegangen war. Der Mensch war zu Grunde gegangen, der Mensch musste wiederhergestellt werden. Dass Christus Engelnatur angenommen habe, dafür ist eine gleiche Ursache nicht vorhanden. Denn wenn auch das Wort: „ins Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“,2 als Verdammung der Engel gilt, so ist ihnen doch niemals eine Wiederherstellung verheissen worden. Zur Erlösung der Engel hat Christus keinen Auftrag vom Vater erhalten. Was der Vater weder versprochen noch befohlen hat, das konnte Christus auch nicht vollbringen.
Zu welchem Zwecke also hat er sich nun auch eine Engelnatur beigelegt, wenn es nicht der war, einen tüchtigen Gehilfen zu haben, mit dem er das Heil der Menschen wirken könnte? Der Gottessohn war für sich allein nicht geeignet, den Menschen zu befreien, der von der Schlange ganz allein war zum Falle gebracht worden? Also haben wir schon nicht mehr bloss einen Gott und einen Heilsbringer, wenn es zwei Bewirker der Erlösung gibt, wovon natürlich der eine des andern bedarf. Oder geschah es, damit er vermittelst des Engels die Menschen erlöse? Warum stieg er denn also zur Vollbringung eines Werkes herab, das er durch den Engel erledigen wollte? Vollbringt er es durch den Engel, was thut denn er selber? Vollbringt er es, was thut denn der Engel?
Zwar erhielt er den Namen: Engel des grossen Ratschlusses;3 dies bedeutet aber Bote und ist Bezeichnung eines Amtes, nicht des Wesens. Der grosse Ratschluss war nämlich der des Vaters in betreff der Erlösung des Menschen; den sollte er der Welt ankündigen. Doch ist er darum nicht in der Weise als ein Engel anzusehen, wie Gabriel oder Michael. Zwar schickte der Herr des Weinberges auch seinen Sohn zu den Bebauern desselben so gut wie seine Knechte, um von den Früchten zu verlangen. Aber der Sohn wurde deshalb nicht für einen Knecht gehalten, weil er im Dienste den Knechten nachfolgte.
S. 402 Eher würde ich allenfalls noch sagen, der Sohn Gottes sei ein Engel, d. i. ein Bote des Vaters, als im Sohne wohne ein Engel. Allein da bezüglich des Sohnes selbst der Ausspruch gethan worden ist: „Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt“,4 so frage ich: Wie kann man sich einbilden, er habe einen Engel in sich aufgenommen, da ja seine Erniedrigung unter die Engel gerade darin besteht, dass er Mensch wird, weil Leib und Seele und Menschensohn? Insofern er dagegen Geist Gottes und die Kraft des Allerhöchsten, also Gott und Gottes Sohn ist, kann er gar nicht unter die Engel erniedrigt werden. So sehr er also, da er die Menschennatur an sich trägt, unter die Engel erniedrigt worden ist, umsoweniger wäre er es, wenn er Engelnatur an sich trüge.
Das dürfte ungefähr mit der Meinung des Hebion übereinstimmen, der Jesum einen blossen Menschen sein und nur aus dem Samen Davids stammen und nicht Gottes Sohn sein lässt. In der erstern Beziehung soll er allerdings ausgezeichneter als die Propheten gewesen sein, so dass er behauptet, es habe ein Engel in ihm gewohnt, wie in Zacharias. Nun hat sich aber Christus leider des Ausdrucks niemals bedient: „Der Engel, der in mir redete, sprach zu mir“,5 auch nicht einmal die alltägliche Redeweise der Propheten angewendet: „So spricht der Herr.“ Er war nämlich der Herr selber, der persönlich in eigener Autorität redete: „Ich aber sage Euch.“ Wozu noch mehr Worte? Man höre in bezug hierauf den Isaias, welcher ausruft: „Nicht etwa ein Engel und ein Gesandter hat sie erlöst, sondern der Herr selbst.“6