Edition
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De carne Christi
XX
[1] Qualis est autem tortuositas vestra, ut ipsam EX syllabam praepositionis officio adscriptam auferre quaeratis et alia magis uti quae in hac specie non invenitur penes scripturas sanctas? per virginem dicitis natum, non ex virgine, et in vulva, non ex vulva, quia. et angelus in somnis ad Ioseph--Nam quod in ea natum est, inquit, de spiritu sancto est--non dixit ex ea. [2] nempe tamen etsi ex ea dixisset in ea dixerat: in ea enim erat quod ex ea erat. tantundem ergo et cum dicit in ea, ex ea consonat, quia ex ea erat quod in ea erat. sed bene quod idem dicit Matthaeus originem domini decurrens ab Abraham usque ad Mariam, Iacob autem generavit, inquit, Ioseph virum Mariae ex qua nascitur Christus. sed et Paulus grammaticis istis silentium imponit: Misit, inquit, deus filium suum factum ex muliere. numquid per mulierem aut in muliere? [3] hoc quidem impressius, quod factum potius dicit quam natum. simplicius enim enuntiasset natum: factum autem dicendo, et Verbum caro factum est consignavit et carnis veritatem ex virgine factae adseveravit. nobis quoque ad hanc speciem psalmi patrocinabuntur, non quidem apostatae et haeretici et platonici Valentini sed sanctissimi et receptissimi prophetae David: ille apud nos canit Christum, per quem se cecinit ipse Christus. [4] accipe vicesimum primum et audi dominum patri deo colloquentem: Quia tu es qui avulsisti me ex utero matris meae: ecce unum. Et spes mea ab uberibus matris meae, super te sum proiectus ex vulva: ecce aliud. Et ab utero matris meae deus meus es tu: ecce aliter. nunc et ad sensus ipsos decertemus. [5] Avulsisti, inquit, ex utero. quid avellitur nisi quod inhaeret, quod infixum, quod innexum est ei a quo ut auferatur avellitur? si non adhaesit utero, quomodo avulsus est? si adhaesit qui avulsus est, quomodo adhaesisset nisi dum ex utero est per illum nervum umbilicarem quasi folliculi sui traducem adnexus origini vulvae? etiam cum quid extraneum extraneo adglutinatur, ita concarnatur et convisceratur cum eo cui adglutinatur ut cum avellitur rapiat secum ex corpore [aliquid] a quo avellitur [quasi] sequelam quandam abruptae unitatis et producem mutui coitus. [6] ceterum cum et ubera matris suae nominat--sine dubio quae hausit--respondeant obstetrices et medici et physici de uberum natura, an aliter manare soleant sine vulvae genitali passione, suspendentibus inde venis sentinam illam inferni sanguinis in mamillam et ipsa translatione decoquentibus in materiam lactis laetiorem: inde adeo fit ut uberum tempore menses sanguinum vacent. quodsi verbum caro ex se factum est, non ex vulvae communicatione, nihil operata vulva, nihil functa, nihil passa, quomodo fontem suum transfudit in ubera quae nisi pariendo non mutat? habere autem sanguinem non potuit lacti subministrando si non haberet et causas sanguinis ipsius, avulsionem scilicet suae carnis. [7] quid fuerit novitatis in Christo ex virgine nascendi palam est: solum hoc scilicet, quod ex virgine secundum rationem quam edidimus, et uti virgo esset regeneratio nostra spiritaliter, ab omnibus inquinamentis sanctificata per Christum virginem et ipsum etiam carnaliter ut ex virginis carne.
Übersetzung
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Über den Leib Christi. (BKV)
20. Cap. Andere Schriftstellen sprechen die wirkliche Geburt Christi aus der Jungfrau klar aus.
Eure Sucht, Winkelzüge zu machen, ist so gross, dass Ihr sogar das Wörtchen „aus“, welches als Präposition dasteht, zu beseitigen trachtet und Euch lieber einer andern bedienen wollt, welche in dieser Weise sich nicht in der hl. Schrift gebraucht findet. Durch die Jungfrau, sagt Ihr, sei er geboren, nicht aus derselben, und in dem Mutterschoosse, nicht aus demselben, weil der Engel im Traumgesicht zu Joseph gesagt habe: „Was in ihr geboren ist, das ist vom hl. Geiste", nicht, was aus ihr geboren ist. Er hat dennoch auch in ihr gemeint, selbst wenn er aus ihr gesagt hätte. Denn was aus ihr war, das war eben in ihr. Wenn er also sagt, in ihr, so bedeutet das genau dasselbe wie aus ihr, weil das aus ihr war, was in ihr war.
Ein Glück ist es nur, dass derselbe Matthäus, indem er den Stammbaum des Herrn von Abraham bis Maria durchläuft, sagt: „Jakob zeugte Joseph, den Mann Mariens, aus der Christus geboren ist.“1 Auch Paulus legt jenen Sprachmeistern Stillschweigen auf. Es sandte, heist es bei ihm, Gott seinen Sohn, „geworden aus dem Weibe“,2 nicht etwa durch das Weib oder in dem Weibe. Dass er sagt „geworden“, das ist ein vollerer Ausdruck als „geboren“; denn es wäre einfacher gewesen, zu sagen „geboren“. Indem er aber sagt „geworden“, bestätigt er den Satz: „Das Wort ist Fleisch geworden“, und behauptet die Realität des aus der Jungfrau gewordenen Fleisches.
Es kommen uns hierfür auch die Psalmen zu statten, nicht die Psalmen des Apostaten, Häretikers und Platonikers Valentinus, sondern S. 410 die des heiligen und überall rezipierten Propheten David. Er singt bei uns von Christus und durch ihn singt Christus von sich selbst. Nimm Christum an und höre den Herrn, wie er mit Gott Vater redet. „Du bist es, der mich hervorgezogen aus dem Schoosse meiner Mutter.“ Das ist das eine.“Du bist meine Hoffnung von den Brüsten meiner Mutter an; auf Dich ward ich geworfen vom Mutterschoosse an.“ Das ist das andere. „Vom Mutterleibe an warst Du mein Gott.“3 Das ist das dritte.
Nun wollen wir um die Bedeutung der Worte kämpfen. Du hast mich hervorgezogen, sagt er, aus dem Mutterschoosse. Was wird denn hervorgezogen? Doch nur das, was darin ist, was darin haftet, was mit dem verbunden ist, wovon es durch das Hervorziehen getrennt wird. Wenn er sich nicht im Mutterschoosse befand, wie konnte er denn daraus hervorgezogen werden? Wenn aber der Hervorgezogene sich darin befand, so konnte er sich nur dann darin befinden, wenn er zum Mutterschoosse gehörte durch die Nabelschnur, gleichsam den Verbindungskanal seiner Scheide, welche an dem innersten Teile des Mutterschoosses anhaftet. Schon wenn etwas nur äusserlich mit einem andern verbunden ist, ist es so sehr damit zusammengewachsen und verschlungen, dass es beim Losreissen etwas von dem, wovon es losgerissen wird, mit sich nimmt, gleichsam als Folge der getrennten Einheit oder als Rest des wechselseitigen Zusammenhanges.
Endlich, was meint er denn für Mutterbrüste? Ohne Zweifel doch nur die, welche er gesogen. Die Hebammen, die Ärzte und Naturkundigen mögen uns Auskunft geben über die Beschaffenheit der Brüste, ob sie etwa auch sonst ohne dass der Mutterschooss in der Affektion des Gebärens ist, zu fliessen pflegen; denn nur von da ab leiten die Adern den Strom des untern Blutes in die Brust und verändern ihn durch das Überleiten in eine reinere Materie, die Milch. Daher kommt es, dass zur Zeit des Säugens die Blutflüsse aufhören. Wenn aber das Wort aus sich allein Fleisch geworden ist, nicht durch Mitwirkung des Mutterschoosses, so hat der Mutterschooss nichts gethan, nichts gewirkt, keine Affektion erlitten, wie sollte er folglich seinen Strom haben in die Brüste überströmen lassen, welche er nur durch diesen Strom verändert? Er konnte zur Bildung der Milch kein Blut haben, wenn die Ursachen für das Dasein dieses Blutes nicht vorhanden waren, nämlich eine Lostrennung von seinem Fleische.
Was bei der Geburt Christi aus der Jungfrau Ungewöhnliches stattfand, ist klar, nämlich einzig und allein das, dass er aus einer Jungfrau geboren wurde, aus dem früher angegebenen Grunde, und dass die Jungfrau von allen Makeln gereinigt uns zur geistigen Wiedergeburt werde S. 411 durch Christus, der selbst sogar dem Leibe nach Jungfrau war, weil aus dem Fleische einer Jungfrau.