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Œuvres Tertullien (160-220) De carne Christi

Traduction Masquer
Über den Leib Christi. (BKV)

7. Cap. Die Frage Christi: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder“ enthält keine Ableugnung seiner menschlichen Geburt.

So oft sich eine Kontroverse über die Geburt erhebt, wollen alle, welche sie als für die Realität des Fleisches in Christo präjudizierend verwerfen, die Geburt Gottes deshalb in Abrede stellen, weil er gesagt hat: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“1 Es möge S. 391 also auch Apelles hören, was ich schon dem Marcion in der kleinen Schrift, worin wir sein Evangelium einer Prüfung unterwarfen und bekämpften, geantwortet habe,2 nämlich dass man den Anlass zu diesem Ausspruch erwägen müsse.

Erstens hätte ihn niemals jemand davon benachrichtigt, seine Mutter und seine Brüder ständen draussen, der nicht gewiss wusste, dass er eine Mutter und Brüder habe, und dass es eben die seien, welche er dazumal anmeldete, die er entweder schon von früher gekannt oder damals erst — freilich haben die Häresien diese Dinge aus dem Evangelium entfernt — kennen gelernt hatte, weil die Leute, welche sich über seine Lehre verwunderten, sagten, dass sie mit seinem vermeintlichen Vater, dem Zimmermann Joseph, seiner Mutter, seinen Brüdern und Schwestern sehr wohl bekannt seien.

Aber vielleicht that man das, dass man ihm Mutter und Brüder anmeldete, die er nicht hatte, um ihn zu versuchen? Die hl. Schrift sagt das nicht, obwohl sie es sonst nicht verschweigt, wenn etwas gegen ihn geschah, um ihn zu versuchen. „Siehe“, sagt sie, „es stand ein Gesetzeslehrer auf, um ihn zu versuchen.“3 Und anderswo: „Es nahten sich ihm die Pharisäer, um ihn zu versuchen.“ Nichts hätte verwehrt, auch hier anzudeuten, dass es geschehen sei, um ihn zu versuchen. Ich lasse nicht gelten, dass Du ohne innern Anhaltspunkt von Deinen Einfällen etwas in die Schrift hineinträgst. Sodann muss auch ein Anhalt zum Versuchen vorhanden sein. Was war es denn, worüber sie ihn auf die Probe zu stellen gedachten? Doch wohl, ob er geboren sei oder nicht. Wenn nämlich seine Antwort verneinend ausfiel, so hatte die Meldung des Versuchers es glücklich herausgebracht. Allein keine verfängliche Frage, welche die Kenntnis dessen bezweckt, worüber man in Zweifel ist, kommt so unvermittelt, dass nicht eine Frage vorausginge, welche Zweifel erweckt und zu der Versuchung zwingt. Wenn nun aber die Geburt Christi niemals zur Sprache gekommen war, wie kannst Du da auf den schlauen Einfall kommen, man hätte durch eine Probe ausforschen wollen, was früher niemals in Frage gekommen war?

Wir fügen dem noch bei, dass er, wenn er in betreff seiner Geburt, ausgeforscht werden sollte, gewiss nicht auf diese Weise ausgeforscht worden wäre, nämlich durch Anmeldung von Personen, die selbst dann, wenn Christus wirklich geboren war, gar nicht vorhanden zu sein brauchten. Wir sind alle geboren, und doch haben wir nicht alle Brüder oder eine Mutter. Es kann ja statt dessen jemand seinen Vater noch besitzen statt seiner Mutter, oder Oheime statt der Brüder. Als ein Aushorchen in betreff seiner Geburt, die ja auch ohne Nennung von Mutter und Brüdern S. 392 geschehen konnte, ist dies also nicht zweckentsprechend. Eher ist es denkbar, dass sie, fest überzeugt davon, er habe Mutter und Brüder, in betreff seiner Gottheit, nicht aber seiner Geburt ihn hätten auf die Probe stellen wollen, ob er drinnen weilend wisse, wer draussen sei, in Versuchung geführt durch lügenhafte Anmeldung der Anwesenheit von Personen, die wirklich nicht anwesend waren. Nur wäre in diesem Falle das Auskundschaften nicht schlau gewesen. Denn es konnte der Fall sein, dass er wusste, diejenigen, welche man ihm als draussen stehend anmeldete, seien wirklich abwesend infolge einer ihm bereits bekannten Krankheit, durch Geschäfte oder eine Reise verhindert. Niemand führt jemanden auf eine Weise in Versuchung, von der er weiss, dass er sich mit seiner Probe blamieren kann. Es ist also gar kein Anhalt für eine Versuchung vorhanden und die Wahrhaftigheit der Meldung, seine Mutter und seine Brüder seien wirklich angekommen, ist sichergestellt.

Auch Apelles möge die Ursache erfahren, warum der Herr in seiner Antwort Mutter und Brüder für den Augenblick verleugnet. Die Brüder des Herrn hatten nämlich nicht an ihn geglaubt,4 wie es in den Ausgaben des Evangeliums, die vor der des Marcion erschienen sind, steht; dass seine Mutter ihm ebensowenig anhing,5 ist daraus ersichtlich, da Martha und eine andere Maria es sind, welche gewöhnlich in seinem Umgang erscheinen. Gerade an dieser Stelle tritt ihr Unglaube hervor; während Jesus den Weg des Lebens lehrte, das Reich Gottes predigte und sich bemühte, Krankheiten und Fehler zu heilen, da waren diese so nahen Verwandten abwesend, indes Fremde von ihm gefesselt wurden. Endlich kommen sie an und bleiben draussen stehen, ohne einzutreten und von dem zu profitieren, was drinnen vorgeht. Sie warten nicht einmal, gleich als wenn sie etwas noch Notwendigeres, als was er gerade betrieb, zu überbringen hätten; sie unterbrechen ihn und wollen ihn von einem so wichtigen Werke weggerufen wissen. Ich bitte Dich, Apelles oder Marcion, wenn Du, gerade mit dem Brettspiel oder bei einer Wette über Spieler und Wagenlenker beschäftigt, durch eine solche Nachricht abgerufen würdest, hättest Du da nicht auch gesagt: Wer ist meine Matter und wer sind meine Brüder? Wenn aber Christus Gott verkündigt und ihn beweist, wenn er das Gesetz und die Propheten erfüllt und die Finsternis der frühern langen Zeit verscheucht, dann thut er etwas Unwürdiges, indem er sich dieser Redewendung bedient, um den Unglauben der draussen Stehenden zu rügen und die unzeitige Störung der ihn von seiner Arbeit Abrufenden abzuweisen. Um seine Geburt zu leugnen, hätte er einen andern Ort, eine andere Zeit und andere Redeweisen gefunden, als die, S. 393 deren sich auch jemand bedienen kann, der wirklich Brüder und eine Mutter hat.

Wenn man im Unwillen seine Eltern verleugnet, so verleugnet man sie nicht, sondern man tadelt sie. Darum stellte Jesus die anderen höher, und indem er den Grund dieses Vorziehens andeutete, nämlich die Anhörung seines Wortes, zeigte er deutlich, in welchem Sinne er seine Mutter und seine Brüder verleugnete. Er verleugnete sie, die sich von ihm fernhielten, nämlich in demselben Sinne, in welchem er sich die anderen, die ihm anhingen, adoptierte. Denn Christus pflegt, selbst zu erfüllen, was er andere thun lehrt. Wie hätte es sich also ausgenommen, zu lehren, dass man Mutter und Vater und Brüder nicht so hoch schätzen solle als das Wort Gottes,6 und nach Anmeldung von Mutter und Brüdern vom Worte Gottes selber hinwegzulaufen! Er verleugnete also seine Verwandten in der Weise, wie er gelehrt hatte, dass man sie für die Sache Gottes verleugnen müsse. In anderer Beziehung steckt in der Fernhaltung der Mutter auch noch ein Sinnbild der Synagoge und in den ungläubigen Brüdern ein Sinnbild der Juden. In ihrer Person stand Israel draussen. Die neuen Schüler, welche drinnen Christo zuhörten, ihm glaubten und ihm anhingen, sie versinnbildeten die Kirche, welche er für eine vorzüglichere Mutter und würdigere Brüder erklärt, mit Verleugnung seiner leiblichen. In diesem Sinne also antwortete er auf jenes Hinausrufen, nicht so, dass er den Mutterschooss und die Mutterbrust verleugnet hätte, sondern so, dass er als glücklicher die bezeichnete, welche das Wort Gottes hören.


  1. Matth. 12, 48; Luk. 8, 20. ↩

  2. Im vierten Buche gegen Marcion, c. 19. ↩

  3. Matth. 22, 35. ↩

  4. Joh. 7, 5. ↩

  5. Ein Irrtum Tertullians, der um so auffallender ist, wenn man sich an Joh. 19, 25, Luk. 2, 19, 51 erinnert. ↩

  6. Matth. 10, 37. ↩

Edition Masquer
De carne Christi

VII

[1] Sed quotiens de nativitate contenditur omnes qui respuunt eam ut praeiudicantem de carnis in Christo veritate ipsum dominum volunt negare esse natum quia dixerit, Quae mihi mater et qui mihi fratres? audiat igitur et Apelles quid iam responsum sit a nobis Marcioni eo libello quo ad evangelium ipsius provocavimus, considerandam scilicet materiam pronuntiationis istius. [2] primo quidem nunquam quisquam adnuntiasset illi matrem et fratres eius foris stantes qui non certus esset et habere illum matrem et fratres et ipsos esse quos tunc nuntiabat, vel retro cognitos vel tunc ibidem compertos: licet propterea abstulerint haereses ista de evangelio quod et creditum patrem eius Ioseph fabrum et matrem Mariam et fratres et sorores eius optime notos sibi esse dicebant qui mirabantur doctrinam eius. [3] 'Sed temptandi gratia nuntiaverant ei matrem et fratres quos non habebat.' hoc quidem scriptura non dicit, alias non tacens cum quid temptationis gratia factum est erga eum: Ecce, inquit, surrexit legis doctor temptans eum: et alibi, Et accesserunt ad eum pharisaei temptantes eum: quod nemo prohibebat hic quoque significari temptandi gratia factum. non recipio quod extra scripturam de tuo infers. [4] dehinc materia temptationis debet subesse. quid temptandum putaverint in illo? 'Utique natusne esset annon: si enim hoc negavit responsio eius, hoc captavit nuntiatio temptatoris.' sed nulla temptatio tendens ad agnitionem eius de quo dubitando temptat ita subito procedit ut non ante praecedat quaestio quae dubitationem inferens cogat temptationem. [5] porro si nusquam de nativitate Christi volutatum est, quid tu argumentaris voluisse illos per temptationem sciscitari quod nunquam produxerunt in quaestionem? eo adicimus, etiam si temptandus esset de nativitate, non utique hoc modo temptaretur, earum personarum adnuntiatione quae poterant etiam nato Christo non fuisse. omnes nascimur, et tamen non omnes aut fratres habemus aut matrem: [6] adhuc potest et patrem magis habere quam matrem et avunculos magis quam fratres. adeo non competit temptatio nativitatis, quam licebat et sine matris et sine fratrum nominatione constare. facilius plane est ut certi illum et matrem et fratres habere divinitatem potius temptaverint eius quam nativitatem, an intus agens sciret quid foris esset mendacio petitus praesentiae adnuntiatae eorum qui in praesentia non erant. nisi quod et sic vacuisset temptationis ingenium: [7] poterat enim evenire ut quos illi nuntiabant foris stare, ille eos sciret absentes esse vel valetudinis vel negotii vel peregrinationis nota ei iam necessitate. nemo temptat eo modo quo sciat posse se ruborem temptationis referre. [8] nulla igitur materia temptationis competente liberatur simplicitas nuntiatoris, quod vere mater et fratres eius supervenissent. sed quae ratio responsi matrem et fratres ad praesens negantis discat etiam Apelles. [9] fratres domini non crediderant in illum, sicut et in evangelio ante Marcionem edito continetur: mater aeque non demonstratur adhaesisse illi, cum Martha et Mariae aliae in commercio eius frequententur. hoc denique in loco apparet incredulitas eorum: cum Iesus doceret viam vitae, cum dei regnum praedicaret, cum languoribus et vitiis medendis operaretur, extraneis defixis in illum tam proximi aberant: [10] denique superveniunt et foris subsistunt nec introeunt, non computantes scilicet quid intus ageretur, nec sustinent saltem, quasi necessarius aliquid afferrent eo quod ille cum maxime agebat, sed amplius interpellant et a tanto opere revocatum volunt. oro te Apelle, vel tu Marcion, si forte tabula ludens vel de histrionibus aut aurigis contendens tali nuntio avocareris nonne dixisses, Quae mihi mater aut qui fratres? [11] deum praedicans et probans Christus, legem et prophetas adimplens, tanti retro aevi caliginem dispergens, indigne usus est hoc dicto ad percutiendam incredulitatem foris stantium vel ad excutiendam importunitatem ab opere revocantium? ceterum ad negandam nativitatem alius fuisset ei locus et tempus et ordo sermonis, non eius qui possit pronuntiari etiam ab eo cui et mater esset et fratres: cum indignatio parentes negat, non negat sed obiurgat. [12] denique potiores fecit alios, et meritum praelationis ostendens, audientiam scilicet verbi, demonstrat qua condicione negaverit matrem et fratres: qua enim alios sibi adoptavit qui ei adhaerebant, ea abnegavit illos qui ab eo absistebant. solet etiam adimplere Christus quod alios docet. [13] quale ergo erat si docens non tanti facere matrem aut patrem aut fratres quanti dei verbum ipse dei verbum adnuntiata matre et fraternitate desereret? negavit itaque parentes quomodo docuit negandos, pro dei opere. sed et alias figura est synagogae in matre abiuncta, et Iudaeorum in fratribus incredulis. foris erat in illis Israel: discipuli autem novi, intus audientes et credentes, cohaerentes Christo ecclesiam deliniabant, quam potiorem matrem et digniorem fraternitatem recusato carnali genere nuncupavit. eodem sensu denique et illi exclamationi respondit, non matris uterum et ubera negans sed feliciores designans qui verbum dei audiunt.

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