8. Cap. Auch wenn der Leib Christi, wie die Anhänger des Apelles lehren, aus einer der himmlischen Materie entnommen wäre, so wäre er dennoch sündhaft, da die letztere ebenfalls geschaffen ist und daher sündhaft sein müsste.
Wenn bloss die erwähnten Stellen, von welchen Marcion und Apelles sich am meisten Unterstützung versprechen, nach dem echten, unverstümmelten und unverfälschten Evangelium erklärt würden, so hätte als Beweis für den menschlichen Leib in Christo, geführt durch Erhärtung seiner Geburt, dies eigentlich schon genügen sollen. Aber weil auch die Anhänger des Apelles uns am liebsten die schimpfliche Armseligkeit des Fleisches entgegenhalten gemäss ihrer Lehre, dass sie von dem feurigen Fürsten des Bösen den beängstigten Seelen beigegeben worden und daher Christi unwürdig sei, und vorgeben, dass ihm die den Sternen entstammende Substanz deshalb besser angestanden habe, so muss ich sie mit ihrem eigenen Rüstzeug zurücktreiben.
Sie bezeichnen irgend einen berühmten Engel als das Wesen, welches diese Welt eingerichtet, nach deren Herstellung aber der Reue Raum gegeben habe. Auch davon haben wir seines Orts gehandelt. Es existiert nämlich auch eine Schrift von uns1 gegen sie über die Frage, ob der, welcher zu diesen Werken den Geist, den Willen und die Macht Christi S. 394 besessen hat, etwas bereuenswertes gethan habe. Sie deuten nämlich das verirrte Schaf als Figur auf jenen Engel. Die Erschaffung der Welt würde also, wie die Reue ihres Herstellers bezeugt, eine Sünde sein, da ja jede Reue das Geständnis einer Sünde in sich schliesst, weil sie nur bei einer Sünde Platz hat. Wenn sie eine Sünde war, insofern der Körper und die Glieder sündhaft wären, so wird auch der Himmel, das Himmlische und alles, was von dorther empfangen und ausgegangen ist, sündhaft sein. Ein schlechter Baum muss notwendig schlechte Früchte bringen. Also besteht das Fleisch Christi, wenn es aus himmlischen Elementen gebildet ist, aus den Elementen der Sünde; es ist sündhaft als von sündigem Ursprunge, und wird sofort ein Teil jener Wesenheit, d. i. der unsrigen, sein, welche sie als eine sündhafte Christo beizulegen so eifrig von sich weisen.
So ist2 also hinsichtlich der Schande kein Unterschied vorhanden, ob sich die, welchen unsere Materie missfällt, für ihren Christus eine von noch reinerer Art ausdenken, oder ob sie sie als die gleiche anerkennen, weil im Vergleich mit ihr die himmlische auch nicht besser sein kann. Wir lesen allerdings: „Der erste Mensch ist vom Staube der Erde, der zweite Mensch aber vom Himmel.“3 Das bezieht sich jedoch nicht auf eine Verschiedenheit der Materie, sondern setzt nur der früher irdischen Fleischessubstanz des ersten Menschen, d. i. Adams, die infolge des Geistes himmlische Substanz des zweiten Menschen, d. i. Christi, entgegen. Daher bezieht diese Stelle den himmlischen Menschen nicht auf das Fleisch, sondern auf den Geist, so dass es klar ist, die damit in Vergleich Gesetzten werden in diesem irdischen Fleische zu himmlischen Wesen, nämlich durch den Geist. Wenn nun aber Christus seinem Fleische nach auch himmlisch wäre, so würden die, welche dem Fleische nach nicht himmlisch sind, doch nicht mit ihm verglichen werden können. Wenn also die, welche himmlisch werden, wie es Christus ist, eine irdische Fleischessubstanz besitzen, so wird auch dadurch bestätigt, dass Christus selbst ein Himmlischer in einem irdischen Fleische gewesen sei, gerade so gut wie die, welche mit ihm auf gleiche Linie gesetzt werden.
