15.
Was das Buch und seinen Inhalt betrifft, so wird wohl an der subjectiven Glaubwürdigkeit des Verfassers nicht zu zweifeln sein; was er als Gesehenes oder Gehörtes erzahlt, das hat er wirklich gesehen und das hat man ihm wirklich gesagt oder aufgebunden. Er unterscheidet selber sorgfältig mit seinem stets wiederkehrenden vidimus u. dgl. So z. B. sagt er: „wir S. XIX kamen nach Ptolemais; von Ptolemais verliessen wir die Küste", aber die dazwischen stehende geographische Beschreibung des Carmel deutet mit keinem Worte an, dass er ihn selbst besucht, und bleibt ganz im Ton des Erkundeten, Vgl. Tuch a. a. O. S. 14. Ebenso ist er sichtlich nicht nach Livias c. 10 gekommen. Durch die Erzählungen von erlebten Wundern wird sich nicht beirren lassen, wer z. B. vergleicht, welche Mirakel der doch über alle geschichtliche Umstände gut unterrichtete jüngere Zeitgenosse und Bekannte des Sabas, Cyrillus, diesem zuschreibt. Aus der Erfahrung, welche man vor wenigen Jahren in den hiesigen Gegenden machen konnte, wonach, wenn einer die Mutter Gottes auf dem Pflaumenbaum sieht, sofort alle andern sie auch sehen, erklärt sich die Erscheinung des stehenden Jordans und anderes, das er als Augenzeuge erzählt. Anders ist es mit den mancherlei geographischen Unrichtigkeiten. Hier mag ihn sein Gedächtniss verlassen haben oder mögen seine Aufzeichnungen in Unordnung gerathen oder auch Umstellungen in den Abschriften vorgefallen sein. Seine Distanzangaben sind durchaus unzuverlässig und beruhen auf oberflächlichster Schätzung. Tobler hat S. 75 vergebens in sie Ordnung zu bringen gesucht. Mit der Annahme von Schreiberverderbnissen reicht man hier nicht aus. Gleich anfangs heisst es, dass die Entfernung von Sarapta nach Sidon und nach Tyrus dieselbe sei, während in Wirklichkeit die letztere ungefähr das doppelte betragt. Und doch zog er hier auf einer Römerstrasse, deren Meilensteine damals sicher noch erhalten waren.