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Über das Fliehen in der Verfolgung. (BKV)
6. Cap. Die Matth. 10, 23 gegebene Weisung zu fliehen beschränkt Tertullian auf Judäa und die Personen der Apostel.
Nein, sagt man da, er hat vielmehr, indem er von Stadt zu Stadt floh, eine Vorschrift erfüllt.1 — So nämlich wollte sich einer, der aber selber auch ein Ausreisser war, die Sache zurechtklügeln, und ebenso alle die, welche, wie er, den Sinn jenes Ausspruches des Herrn nicht verstehen wollen, um ihn als Deckmantel für ihre Furchtsamkeit zu gebrauchen, obwohl derselbe doch seine besonderen Personen, Zeiten und Ursachen im Auge hat. „Wenn sie anfangen,“ heisst es, „euch zu verfolgen, so fliehet von Stadt zu Stadt.“ Das, behaupten wir, bezieht sich im eigentlichen Sinne auf die Personen der Apostel, auf ihre Zeiten und ihre Lage, wie die folgenden Aussprüche, die auch nur auf die Apostel passen, beweisen. „Den Weg zu den Heiden nehmt nicht, und eine Stadt der Samariter sollt ihr nicht betreten, sondern geht vielmehr hin zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“2 Uns dagegen steht der Weg zu den Heiden offen, wir sind auf ihm gefunden worden und wir gehen ihn bis zum Ende, auch ist keine Stadt davon ausgenommen. Daher predigen wir ja auch auf dem ganzen Erdkreise, und die Sorge um Israel ist uns nicht in ausserordentlicher Weise auf die Seele gebunden, sondern nur, insoweit wir allen Völkern predigen sollen. Und wenn wir ergriffen werden, führt man uns nicht in ihre Versammlungen; wir werden auch nicht in ihren Synagogen gegeisselt, sondern jedenfalls vor die römischen Gewalthaber und Gerichtshöfe gestellt.
So also war denn auch für die Lage der Apostel die Vorschrift zu fliehen erforderlich, weil zuerst den verlorenen Schafen des Hauses Israel gepredigt werden musste. Damit also die Predigt bei denen durchgeführt werde, wo es zuerst geschehen musste, so dass erst die Kinder, dann die Hunde das Brot bekämen, gab der Herr ihnen damals auf eine Zeit lang die Vorschrift, zu fliehen, nicht um die eigentlich sogenannte Gefahr der Verfolgung illusorisch zu machen — er sagte ihnen ja voraus, dass sie Verfolgungen leiden würden und lehrte sie, dieselben dulden, — sondern wegen des Fortganges der Verkündigung, damit nicht etwa mit sofortiger Beseitigung ihrer Personen auch die Ausbreitung des Evangeliums unterdrückt würde. Darum sollten sie auch nicht verstohlen in irgend eine Stadt fliehen, sondern wie Leute, welche überall predigen und darum überall Verfolgungen erleiden sollten, so lange bis ihr Lehramt beendigt wäre. „Denn ihr werdet“, sagt er, „mit den Städten Israels nicht zu Ende S. 386 kommen.“3 Also die Vorschrift, zu fliehen, galt nur innerhalb der Grenzen von Judäa. Für uns aber gibt es keine die Predigt auf Judäa beschränkende Vorschrift, da der h. Geist bereits über alles Fleisch ausgegossen ist. Daher bezeugen Paulus und die Apostel selber, eingedenk der Vorschrift des Herrn, vor Israel, das sie schon ganz mit ihrer Lehre erfüllt hatten: „Euch musste zuerst das Wort dargeboten werden, weil ihr es jedoch zurückgestossen und euch des ewigen Lebens nicht für würdig erachtet habt, siehe, so wenden wir uns an die Heiden.“4 Und sich von ihnen abwendend, betraten auch sie, wie schon ihre Vorgänger gelehrt hatten, den Weg zu den Heiden und begaben sich in die Städte der Samariter, auf dass „über die ganze Erde ausgehe ihr Schall und bis an die Grenzen des Erdkreises ihre Stimmen.“5
Wenn folglich das Ausnahmeverbot in betreff des Gehens zu den Heiden und des Betretens der Städte der Samariter erloschen ist, warum sollte nicht auch die zu gleicher Zeit erlassene Vorschrift, zu fliehen, erloschen sein? Denn von dem Zeitpunkt an, wo die Apostel von dem gesättigten Israel weg zu den Heiden hingingen, da flohen sie auch nicht mehr von Stadt zu Stadt und trugen kein Bedenken, zu leiden. Hatte früher doch auch Paulus darein gewilligt, über die Stadtmauern hinweg der Verfolgung zu entkommen, weil dies für jenen Zeitpunkt noch Vorschrift war; gegen Ende seiner dienstlichen Laufbahn aber und nach Ablauf der Geltung jener Vorschrift gab er, obwohl ihn seine Schüler inständig baten, sich nicht nach Jerusalem zu begeben, indem er dort leiden würde, was ihm Agabus prophezeit hatte, ihrer Besorgnis keineswegs nach, sondern sagte im Gegenteil: „Was thut ihr da und weint und setzt mein Herz in Verwirrung? Ich hätte nicht bloss gewünscht, Bande zu dulden, sondern auch zu Jerusalem zu sterben um des Namens des Herrn Jesu Christi willen." Und so sagten alle: „Es geschehe der Wille des Herrn.“6 Was war der Wille des Herrn? Natürlich der, dass er der Verfolgung nicht entfliehe. Sonst hätten sie können den früheren Willen des Herrn hervorheben, dass man fliehen solle, da sie ja von ihm die Verfolgung vermieden wünschten. Da folglich bei den Aposteln selbst die Vorschrift, zu fliehen, nur eine zeitweilige war, wie auch andere Vorschriften, so können die Einräumungen, die der Herr für unsere Lehrmeister gemacht hatte, für uns nicht fortdauern, selbst nicht in dem Falle, dass sie nicht für sie allein gegeben worden wären. Hätte aber der Herr den Fortbestand jenes Gebotes gewollt, so hätten die Apostel gesündigt, weil sie nicht bis zu ihrem Lebensende auf Flucht sannen.
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De Fuga in Persecutione
6.
Nay, says some one, he fulfilled the command, when he fled from city to city. For so a certain individual, but a fugitive likewise, has chosen to maintain, and others have done the same who are unwilling to understand the meaning of that declaration of the Lord, that they may use it as a cloak for their cowardice, although it has had its persons as well as its times and reasons to which it specially applies. "When they begin," He says, "to persecute you, flee from city to city." 1 We maintain that this belongs specially to the persons of the apostles, and to their times and circumstances, as the following sentences will show, which are suitable only to the apostles: "Do not go into the way of the Gentiles, and into a city of the Samaritans do not enter: but go rather to the lost sheep of the house of Israel." 2 But to us the way of the Gentiles is also open, as in it we in fact were found, and to the very last we walk; and no city has been excepted. So we preach throughout all the world; nay, no special care even for Israel has been laid upon us, save as also we are bound to preach to all nations. Yes, and if we are apprehended, we shall not be brought into Jewish councils, nor scourged in Jewish synagogues, but we shall certainly be cited before Roman magistrates and judgment-seats. 3 So, then, the circumstances of the apostles even required the injunction to flee, their mission being to preach first to the lost sheep of the house of Israel. That, therefore, this preaching might be fully accomplished in the case of those among whom this behoved first of all to be carried out--that the sons might receive bread before the dogs, for that reason He commanded them to flee then for a time--not with the object of eluding danger, under the plea strictly speaking which persecution urges (rather He was in the habit of proclaiming that they would suffer persecutions, and of teaching that these must be endured); but in order to further the proclamation of the Gospel message, lest by their being at once put down, the diffusion of the Gospel too might be prevented. Neither were they to flee to any city as if by stealth, but as if everywhere about to proclaim their message; and for this, everywhere about to undergo persecutions, until they should fulfil their teaching. Accordingly the Saviour says, "Ye will not go over all the cities of Israel." 4 So the command to flee was restricted to the limits of Judea. But no command that shows Judea to be specially the sphere for preaching applies to us, now that the Holy Spirit has been poured out upon all flesh. Therefore Paul and the apostles themselves, mindful of the precept of the Lord, bear this solemn testimony before Israel, which they had now filled with their doctrine--saying, "It was necessary that the word of God should have been first delivered to you; but seeing ye have rejected it, and have not thought yourselves worthy of eternal life, lo, we turn to the Gentiles." 5 And from that time they turned their steps away, as those who went before them had laid it down, and departed into the way of the Gentiles, and entered into the cities of the Samaritans; so that, in very deed, their sound went forth into all the earth, and their words to the end of the world. 6 If, therefore, the prohibition against setting foot in the way of the Gentiles, and entering into the cities of the Samaritans, has come to an end, why should not the command to flee, which was issued at the same time, have come also to an end? Accordingly, from the time when, Israel having had its full measure, the apostles went over to the Gentiles, they neither fled from city to city, nor hesitated to suffer. Nay, Paul too, who had submitted to deliverance from persecution by being let down from the wall, as to do so was at this time a matter of command, refused in like manner now at the close of his ministry, and after the injunction had come to an end, to give in to the anxieties of the disciples, eagerly entreating him that he would not risk himself at Jerusalem, because of the sufferings in store for him which Agabus had foretold; but doing the very opposite, it is thus he speaks, "What do ye, weeping and disquieting my heart? For I could wish not only to suffer bonds, but also to die at Jerusalem, for the name of my Lord Jesus Christ." 7 And so they all said, "Let the will of the Lord be done." What was the will of the Lord? Certainly no longer to flee from persecution. Otherwise they who had wished him rather to avoid persecution, might also have adduced that prior will of the Lord, in which He had commanded flight. Therefore, seeing even in the days of the apostles themselves, the command to flee was temporary, as were those also relating to the other things at the same time enjoined, that [command] cannot continue with us which ceased with our teachers, even although it had not been issued specially for them; or if the Lord wished it to continue, the apostles did wrong who were not careful to keep fleeing to the last.