Übersetzung
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Bekenntnisse
12. Alles was ist, ist gut.
Und es ward mir klar, daß es auch Gutes gibt, was dem Verderben unterliegt. Zwar ist es nicht das höchste Gut, sonst könnte es nicht der Verderbnis unterliegen, noch ist es überhaupt nicht gut, denn auch dann könnte es der Verderbnis nicht unterliegen; denn wäre es das höchste Gut, so wäre es unvergänglich, wäre es aber gar kein Gut, so wäre in ihm nichts, was verderben könnte. Denn Verderbnis schadet; sie schadet aber nur dadurch, daß sie das Gute mindert, Entweder schadet also die Verderbnis gar nicht, und das ist unmöglich, oder, und das ist völlig gewiß, alles, was dem Verderben ausgesetzt ist, erleidet irgendeine Einbuße an einem Gut. Verlöre aber etwas all sein Gut, so würde es aufhören zu existieren. Denn wenn es weiter bestände, ohne noch eine neue Verderbnis erleiden zu können, so wäre es nun ja besser, da es unvergänglich weiter bestehen würde, Was aber wäre widersinniger als zu sagen, etwas sei nach Verlust alles Guten besser geworden? Wenn also etwas jeglichen Gutes beraubt wird, so hört es überhaupt auf zu sein; folglich ist es gut, solange es S. 148 besteht. Folglich sind auch alle Dinge gut, und das Böse, nach dessen Ursprunge ich forschte, ist kein Ding, da es, wenn es ein Ding wäre, gut sein müßte. Denn dann müßte es entweder eine unvergängliche Substanz - und damit zweifellos ein hohes Gut - oder eine vergängliche Substanz sein; und vergänglich könnte sie nur sein, wenn sie gut wäre. So erkannte ich also, und es ward mir klar, daß du alles gut geschaffen hast und daß es gar keine Dinge gibt, die du nicht geschaffen hast. Und weil du nicht alles gleich geschaffen hast, hat das All den Grund seines Seins empfangen; denn das einzelne ist gut und alles zusammen sehr gut, weil unser Gott „alles sehr gut“1 gemacht hat.
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Gen. 1,31 und Sir. 39,21. ↩
Edition
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Confessiones (PL)
CAPUT XII. Omnia bona, quaecumque sunt.
[Col. 0743]
18. Et manifestatum est mihi quoniam bona sunt quae corrumpuntur, quae neque si summa bona essent, neque nisi bona essent, corrumpi possent: quia si summa bona essent, incorruptibilia essent; si autem nulla bona essent, quod in eis corrumperetur non esset. Nocet enim corruptio, et nisi bonum minueret, non noceret. Aut igitur nihil nocet corruptio, quod fieri non potest: aut, quod certissimum est, omnia quae corrumpuntur, privantur bono. Si autem omni bono privabuntur, omnino non erunt. Si enim erunt, et corrumpi jam non poterunt, meliora erunt, quia incorruptibiliter permanebunt. Et quid monstruosius quam ea dicere omni bono amisso facta meliora? Ergo si omni bono privabuntur, omnino nulla erunt: ergo quamdiu sunt, bona sunt: ergo quaecumque sunt, bona sunt. Malumque illud quod quaerebam unde esset, non est substantia; quia si substantia esset, bonum esset. Aut enim esset incorruptibilis substantia, magnum utique bonum: aut substantia corruptibilis esset, quae nisi bona esset, corrumpi non posset. Itaque vidi et manifestatum est mihi quia omnia bona tu fecisti, et prorsus nullae substantiae sunt quas tu non fecisti. Et quoniam non aequalia omnia fecisti, ideo sunt omnia; quia singula bona sunt, et simul omnia valde bona; quoniam fecit Deus noster omnia bona valde 1.
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Gen. I; et Eccli. XXXIX, 21 ↩