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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

20. Die Bücher der Platoniker fördern seine Erkenntnis, aber auch seinen Hochmut.

Damals aber, als ich jene Bücher der Platoniker gelesen und in ihnen die Aufforderung gefunden hatte, die S. 155 Wahrheit außerhalb der Körperwelt zu suchen, ward mir „das Unsichtbare an dir aus den erschaffenen Dingen erkennbar“1 und sichtbar; doch schon wieder zurückgestoßen empfand ich, was ich bei der Finsternis meiner Seele noch nicht schauen durfte. Doch hatte ich die Gewissheit, daß du bist, daß du unendlich bist, wenn auch nicht ausgebreitet durch endliche und unendliche Räume, und daß du in Wahrheit bist, du, der immer Gleiche, in keinerlei Beziehung oder durch keinerlei Veränderung anders oder ein anderer, daß aber alles übrige aus dir ist, schon aus dem einen unumstößlichen Grunde, weil es ist. In diesen Punkten hatte ich Gewißheit, doch war ich noch allzu schwach, dich zu genießen. Ich schwatzte voller Sicherheit und als ob ich die Sache gründlich verstünde, und doch wäre ich, wenn ich nicht in Christus, unserem Erlöser, den Weg zu dir gesucht hätte, zugrunde gegangen, anstatt mir eine Kenntnis aus dem Grunde heraus zu erwerben. Denn, obschon mit Mühseligkeiten beladen, fing ich an, für einen Weisen gelten zu wollen; anstatt Tränen zu vergießen, ließ ich mich von meiner Wissenschaft immer mehr aufblähen. Wo war da jene Liebe, welche auf dem Grundsteine der Demut aufbaut, der da ist Jesus Christus? Oder wann hätten jene Bücher mich diese lehren können? Aber du ließest wohl absichtlich diese Bücher in meine Hände gelangen, bevor ich deine heiligen Schriften kennen lernte; dadurch sollte es meinem Gedächtnisse eingeprägt werden, wie starken Einfluß sie auf mich ausgeübt hatten. Und später, als ich durch deine Bücher gezähmt war und unter deinen heilenden Händen meine Wunden sich schlossen, sollte ich entscheiden und beurteilen, welch ein großer Unterschied zwischen hochmütiger Überhebung und demütigem Bekenntnisse sei, zwischen denen, welche zwar das Ziel sehen, aber nicht den Weg dazu, und dem Wege selbst, der zu jenem glückseligen Vaterlande hinführt, das man nicht nur schauen, sondern auch bewohnen soll. Denn wäre ich zuerst in deinen heiligen Schriften unterwiesen worden, so daß ich in vertrautem Umgange ihre Süßigkeit erfahren S. 156 hätte, und wäre ich erst später auf jene Bücher gestoßen, vielleicht hätten sie mich dann von der festen Grundlage des Heils losgerissen; oder wenn ich auch in derselben Richtung, die ich eingeschlagen hatte, verblieben wäre, so hätte ich vielleicht meinen können, man könne diese auch durch jene Bücher gewinnen, wenn jemand nur sie allein kenne.


  1. Röm. 1,20. ↩

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Confessiones (PL)

CAPUT XX. Ex Platonicis libris peritior, sed inflatior evaserat.

26. Sed tunc lectis Platonicorum illis libris, posteaquam inde admonitus quaerere incorpoream veritatem, invisibilia tua, per ea quae facta sunt, intellecta conspexi; et repulsus sensi quid per tenebras animae meae contemplari non sinerer, certus esse te, et infinitum esse, nec tamen per locos finitos infinitosve diffundi; et vere te esse qui semper idem ipse esses, ex nulla parte nulloque motu aliter aut aliter; caetera [Col. 0747] vero ex te esse omnia, hoc solo firmissimo documento, quia sunt: certus quidem in istis eram, nimis tamen infirmus ad fruendum te. Garriebam plane quasi peritus, et nisi in Christo Salvatore nostro viam tuam quaererem, non peritus, sed periturus essem. Jam enim coeperam velle videri sapiens, plenus poena mea: et non flebam, insuper et inflabar scientia. Ubi enim erat illa aedificans charitas a fundamento humilitatis, quod est Christus Jesus? Aut quando illi libri docerent me eam? In quos me propterea, priusquam Scripturas tuas considerarem, credo voluisti incurrere, ut imprimeretur memoriae meae quomodo ex eis affectus essem: et cum postea in libris tuis mansuefactus essem, et curantibus digitis tuis contrectarentur vulnera mea; discernerem atque distinguerem quid interesset inter praesumptionem et confessionem; inter videntes quo eundum sit nec videntes qua, et viam ducentem ad beatificam patriam, non tantum cernendam, sed et habitandam. Nam si primo sanctis tuis Litteris informatus essem, et in earum familiaritate obdulcuisses mihi, et postea in illa volumina incidissem; fortasse aut abripuissent me a solidamento pietatis, aut si in affectu quem salubrem imbiberam perstitissem, putarem etiam ex illis libris eum posse concipi, si eos solos quisquam didicisset.

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The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

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