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Bekenntnisse
11. Was heißt lernen?
So finden wir denn, daß das Erlernen jener Dinge, deren Bilder wir nicht durch Sinnesempfindungen in uns aufnehmen, sondern die wir ohne Bilder innerlich, so wie sie sind, durch sich selbst schauen, nichts anderes heißt als: im Denken die Vorstellungen, die, wenn auch zerstreut und ungeordnet, doch bereits im Gedächtnisse enthalten sind, sammeln und aufmerksam, sorgen, daß sie in demselben Gedächtnisse, wo sie vorher zerstreut und unbeachtet in Verborgenheit lagen, nun gleichsam geordnet zur Hand sind und leicht ohne besondere Anstrengung sich darbieten. Mein Gedächtnis enthält viele solcher Vorstellungen, die bereits gefunden und S. 229 wie gesagt gleichsam zur Hand gelegt sind, und nun heißt das gelernt haben und wissen. Wenn ich es nun unterlasse, diese Vorstellungen in mäßigen Zwischenräumen wieder vorzunehmen, so verschwinden sie wieder und tauchen sozusagen in den entlegeneren Gemächern unter; von dort, wo sie sich nun einmal aufhalten, müssen sie dann wiederum von neuem wie neue denkend erfaßt (cogitare) und zusammengefaßt (cogere) werden, damit sie ins Bewußtsein gelangen; sie müssen also aus einer gewissen Zerstreuung gesammelt werden, woher ja der Ausdruck cogitare stammt. Denn cogitare ist ja dasselbe wie cogere (vgl. agitare zu agere, factitare zu facere). Jedoch hat der Geist dieses Wort eigens für sich in Anspruch genommen; nicht für beliebiges Sammeln, sondern für Sammeln von Vorstellungen, das im Geiste vor sich geht, also für ein Zusammenfassen (cogere) haben wir den Ausdruck im prägnanten Sinne cogitare.
Edition
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Confessiones (CSEL)
Caput 11
Quocirca invenimus nihil esse aliud discere ista, quorum non per sensus haurimus imagines, sed sine imaginibus, sicuti sunt, per se ipsa intus cernimus, nisi ea, quae passim atque indisposite memoria continebat, cogitando quasi colligere atque animadvertendo curare, ut tamquam ad manum posita in ipsa memoria, ubi sparsa prius et neglecta latitabant, iam familiari intentioni facile occurrant. et quam multa huius modi gestat memoria mea, quae iam inventa sunt, et sicut dixi, quasi ad manum posita, quae didicisse et nosse dicimur: quae si modestis temporum intervallis recolere desivero, ita rursus demerguntur et quasi in remotiora penetralia dilabuntur, ut denuo velut nova excogitanda sint indidem iterum -- neque enim est alia regio eorum -- et cogenda rursus, ut sciri possint, id est velut ex quadam dispersione colligenda, unde dictum est cogitare. nam cogo et cogito sic est, ut ago et agito, facio et factito. verum tamen sibi animus hoc verbum proprie vindicavit, ut non quod alibi, sed quod in animo colligitur, id est cogitur, cogitari proprie iam dicatur.