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Bekenntnisse
20. Wenn die Menschen nach einem glückseligen Leben verlangen, so müssen sie eine Vorstellung davon haben.
Wie soll ich dich also suchen, o Herr? Denn wenn ich dich, meinen Gott, suche, so suche ich das glückselige Leben. Ich will dich also suchen, auf daß meine S. 238 Seele lebe. Denn mein Leib lebt aus meiner Seele, und meine Seele lebt aus dir. Wie also soll ich das glückselige Leben suchen, da ich es doch nicht eher besitze, bis ich sagen kann: „Genug, hier ist es“? Hier muß ich also fragen, wie ich es suchen soll, auf dem Wege der Wiedererinnerung, wie wenn ich es vergessen hätte, aber noch wüßte, daß ich es vergessen, oder aber durch das Verlangen, jenes Leben, das ich noch nicht kenne, kennen zu lernen, mag ich es nun nie gekannt oder so vergessen haben, daß ich mich nicht einmal erinnere, es vergessen zu haben. Ist das nicht das ewige Leben, nach dem alle verlangen, das keiner ausschlagen möchte? Wo haben sie es kennen gelernt, daß sie danach verlangen? Wo haben sie es gesehen, daß sie solche Liebe empfinden konnten? Sicherlich besitzen wir es auf irgendeine Weise, wie, das weiß ich nicht. Aber ganz verschieden ist die Weise, in der ein jeder, der es besitzt, glücklich ist; und es gibt welche, die schon in der Hoffnung glückselig sind. Zwar sind sie in geringerem Grade glückselig als die, die schon wirklich glückselig sind, doch sind sie besser daran als diejenigen, die das glückselige Leben weder in der Wirklichkeit noch in der Hoffnung besitzen. Aber auch diese müssen die Glückseligkeit in irgendeinem Grade in sich haben, sonst könnten sie nicht so sehr nach ihr verlangen; daß sie aber danach verlangen, ist ganz gewiß. Wie sie sie kennen gelernt haben, weiß ich nicht, aber sie haben sie kennen gelernt. Ich möchte nun gerne wissen, ob ihre Kenntnis im Gedächtnisse sich befindet; befindet sie sich dort, so waren wir einstmals glückselig. Ob wir alle persönlich glückselig waren oder nur in einem Menschen, der zuerst gesündigt hat, in dem wir alle gestorben und aus dem wir alle zum Elende geboren sind, das frage ich augenblicklich nicht, sondern ich frage, ob sich das glückselige Leben im Gedächtnisse befindet. Denn wir würden es nicht leben, wenn wir es nicht kennten, Wir hören den Namen, und sofort gestehen wir, daß alle, daß wir alle die Sache erstreben; denn der bloße Klang ist's nicht, der uns glücklich macht. Denn hört ein Grieche das lateinische Wort, so kann er sich unmöglich freuen, weil er die Bedeutung nicht versteht; S. 239 wir dagegen freuen uns, und auch er würde sich freuen, wenn er die griechische Bezeichnung hörte; denn die Sache selbst ist weder griechisch noch lateinisch, und nach ihrem Besitze sehnen sich Griechen wie Römer und die Menschen aller übrigen Zungen. Sie ist also den Menschen insgesamt bekannt. Denn könnte man alle auf einmal fragen, ob sie glückselig sein wollten, so würden alle ohne Zweifel es bejahen. Dies aber wäre unmöglich, wenn sie nicht die Sache selbst, die mit diesem Namen bezeichnet wird, in sich hätten.
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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books
Chapter XX.--We Should Not Seek for God and the Happy Life Unless We Had Known It.
29. How, then, do I seek Thee, O Lord? For when I seek Thee, my God, I seek a happy life. 1 I will seek Thee, that my soul may live. 2 For my body liveth by my soul, and my soul liveth by Thee. How, then, do I seek a happy life, seeing that it is not mine till I can say, "It is enough!" in that place where I ought to say it? How do I seek it? Is it by remembrance, as though I had forgotten it, knowing too that I had forgotten it? or, longing to learn it as a thing unknown, which either I had never known, or had so forgotten it as not even to remember that I had forgotten it? Is not a happy life the thing that all desire, and is there any one who altogether desires it not? But where did they acquire the knowledge of it, that they so desire it? Where have they seen it, that they so love it? Truly we have it, but how I know not. Yea, there is another way in which, when any one hath it, he is happy; and some there be that are happy in hope. These have it in an inferior kind to those that are happy in fact; and yet are they better off than they who are happy neither in fact nor in hope. And even these, had they it not in some way, would not so much desire to be happy, which that they do desire is most certain. How they come to know it, I cannot tell, but they have it by some kind of knowledge unknown to me, who am in much doubt as to whether it be in the memory; for if it be there, then have we been happy once; whether all individually, or as in that man who first sinned, in whom also we all died, 3 and from whom we are all born with misery, I do not now ask; but I ask whether the happy life be in the memory? For did we not know it, we should not love it. We hear the name, and we all acknowledge that we desire the thing; for we are not delighted with the sound only. For when a Greek hears it spoken in Latin, he does not feel delighted, for he knows not what is spoken; but we are delighted, 4 as he too would be if he heard it in Greek; because the thing itself is neither Greek nor Latin, which Greeks and Latins, and men of all other tongues, long so earnestly to obtain. It is then known unto all, and could they with one voice be asked whether they wished to be happy, without doubt they would all answer that they would. And this could not be unless the thing itself, of which it is the name, were retained in their memory.