Übersetzung
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Bekenntnisse
24. Mittelst der Zeit messen wir die Bewegung der Körper.
Ist es nun dein Wille, daß ich zustimmen soll, wenn jemand behauptet, Zeit sei die Bewegung eines Körpers? Das ist nicht dein Wille. Denn wie ich gehört habe, bewegt sich jeder Körper nur in der Zeit: so sagst du. Daß aber die Bewegung eines Körpers selber die Zeit sei, höre ich nicht; davon sagst du nichts. Denn wenn sich ein Körper bewegt, so messe ich mittelst der Zeit die Dauer der Bewegung von ihrem Anfange bis zu ihrem Ende. Und wenn ich den Anfang der Bewegung nicht gesehen habe, der Körper aber sich zu bewegen fortfährt, so daß ich auch das Ende der Bewegung nicht sehe, so kann ich die Dauer nicht messen, außer bloß vom Beginne meiner Beobachtung bis zu deren Ende. Schaue ich lange hin, so kann ich nur sagen, es sei eine lange Zeit, ich kann aber nicht sagen, wie lange sie dauert. Denn wenn wir wirklich die Dauer zu bestimmen S. 293 suchten, so könnten wir es nur vergleichsweise tun, etwa: „Dieses dauert gerade so lange" oder „Dieses dauert doppelt so lange wie jenes“ usw. Wenn wir aber die Punkte bezeichnen können, woher und wohin ein Körper bei seiner Bewegung gelangt oder woher und wohin seine Teile gelangen, wenn sich der Körper wie im Kreise dreht, so können wir auch angeben, wieviel Zeit er braucht, bis seine Eigen- oder Teilbewegung von einem Punkte zum andern vollendet ist. Da also etwas anderes die Bewegung eines Körpers ist, etwas anderes das Maß, mit dem wir die Bewegung messen, wer sieht da nicht ein, was wir von diesen beiden Begriffen Zeit nennen müssen? Denn wenn die Bewegung eines Körpers in verschiedener Weise vor sich geht, bald auch stillsteht, so messen wir nicht nur seine Bewegung, sondern auch die Dauer seines Stillstandes mit der Zeit und sagen: „Der Körper stand so lange still, als er sich bewegte“ oder: „Er stand zwei- oder dreimal so lange, als er sich bewegte“, oder was sonst unsere Messung als genaues oder schätzungsweise abgegebenes Resultat gefunden hat. Die Zeit ist also nicht die Bewegung der Körper.
Edition
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Confessiones (PL)
CAPUT XXIV. Tempus est quo metimur motum corporis.
31. Jubes ut approbem si quis dicat tempus esse motum corporis? Non jubes. Nam corpus nullum, nisi in tempore, moveri audio: tu dicis. Ipsum autem corporis motum tempus esse non audio: non tu dicis. Cum enim movetur corpus, tempore metior quamdiu moveatur, ex quo moveri incipit donec desinat. Et si non vidi ex quo coepit, et perseverat moveri, ut non videam cum desinit; non valeo metiri, nisi forte ex quo videre incipio donec desinam. Quod si diu video, tantummodo longum tempus esse renuntio, non autem quantum sit; quia et quantum cum dicimus, collatione dicimus; velut, Tantum hoc quantum illud; aut, Duplum hoc ad illud, et si quid aliud isto modo. Si autem notare potuerimus locorum spatia, unde et quo veniat corpus quod movetur, vel partes ejus, si tanquam in torno movetur, possumus dicere quantum sit temporis, ex quo ab illo loco usque ad illum locum motus corporis [Col. 0822] vel partis ejus effectus est. Cum itaque aliud sit motus corporis, aliud quo metimur quamdiu sit; quis non sentiat quid horum potius tempus dicendum sit? Nam etsi varie corpus aliquando movetur, aliquando stat; non solum motum ejus, sed etiam statum tempore metimur; et dicimus, Tantum stetit, quantum motum est; aut, Duplo vel triplo stetit, ad id quod motum est; et si quid aliud nostra dimensio sive comprehenderit sive existimaverit, ut dici solet, plus minus. Non est ergo tempus corporis motus.