Übersetzung
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Bekenntnisse
20. Allegorische Deutung der kriechenden und fliegenden Tiere in Gen. 1, 20.
Auch das Meer empfange und bringe eure Tiere zur Welt, und „die Gewässer sollen hervorbringen kriechende Tiere mit lebendiger Seele“1. Denn „ihr unterscheidet Kostbares vom Gemeinen2 und seid dadurch „der Mund Gottes“3 geworden, durch den er sagen wollte: “Die Gewässer sollen hervorbringen" - nicht die lebenden Tiere, die die Erde hervorbringt, sondern „kriechende Tiere mit lebendiger Seele und Vögel, die auf Erden dahinfliegen“. Denn deine Geheimnisse, o S. 357 Herr, wandten sich dank der Werke deiner Heiligen kriechend durch die Fluten der irdischen Versuchungen dieser Welt hindurch, um die Völker in deinem Namen und in deiner Taufe zu weihen. Da entstanden große Wunderwerke, gleichsam große „Meeresungeheuer“, und die Stimmen deiner Boten eilten über die Erde hin am Firmamente deines Buches, das sie sich zur Richtschnur ihres Fluges gesetzt hatten, wohin auch immer sie eilen mochten. Denn es sind keine „Sprachen noch Zungen, in denen man nicht ihre Stimme vernahm, da ja über die ganze Erde ihr Ruf erging und bis an die Grenzen des Erdkreises ihr Wort“4; denn du, o Herr, hast es durch deinen Segen vermehrt.
Rede ich etwa unwahr oder verwirre ich diese Dinge? Vermag ich nicht die lichtvolle Erkenntnis, wie sie aus den Gegenständen am Firmamente des Himmels hervorleuchtet, von den sinnlichen Werken im flutenden Meere und unter dem Firmamente des Himmels zu unterscheiden? Gewiß nicht! Denn dieselben Dinge, die in ihrem Begriffe und ihrer Erkenntnis fest und in sich abgeschlossen sind und, gleich den Lichtern der Weisheit und Wissenschaft, sich nicht von Geschlecht zu Geschlecht vermehren, die nämlichen Dinge sind in ihrer körperlichen Wirkung vielfach und mannigfaltig; unaufhörlich vermehren sie sich nach deinem Segen, o Gott, und so erwächst eins aus dem anderen, da du den Kummer der sterblichen Sinne dadurch getröstet hast, daß in der Erkenntnis des Geistes ein und dieselbe Sache sich in der körperlichen Bewegung auf vielfache Weise darstellt und offenbart. Die Gewässer brachten dies hervor, aber auf Grund deines Wortes. Das Bedürfnis der deiner ewigen Wahrheit entfremdeten Völker hat dies hervorgebracht, aber in deinem Evangelium; denn die Wasser selbst haben es ausgeworfen, und ihre Bitterkeit und Erschlaffung war die Ursache, daß solches auf Grund deines Wortes zutage trat.
Alles ist schön, da es dein Werk ist, doch unendlich schöner bist du, der du das alles gemacht hast. Wäre Adam nicht von dir abgefallen, so hätte sich nicht S. 358 aus seinem Schoße das bittere Meerwasser ergossen, das Menschengeschlecht mit seiner geheimnisvollen Tiefe, seinem stürmischen Aufbrausen und unsteten Gewoge; dann wäre es auch nicht nötig gewesen, daß deine Diener in diesen unermeßlichen Wassern so viele körperliche und sinnliche Zeichen anwendeten und so dunkle Worte und Werke wirkten. Denn diese verstehe ich jetzt unter den kriechenden und fliegenden Tieren; die Menschen aber, wenn. auch eingeweiht in diese Zeichen und begnadet mit ihnen, würden, da sie sinnliche Symbole nötig haben, trotzdem nicht weiter vorwärts schreiten, wenn nicht ihre Seelen auf eine höhere Stufe geistigen Lebens gelangten und nach dem Worte des Anfangs auf die Vollendung hinblickten.
Edition
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Confessiones (PL)
CAPUT XX. Producant aquae, etc., Gen. 1, 20. Quae reptilia, quae volatilia.
26. Concipiat et mare, et pariat opera vestra, et producant aquae reptilia animarum vivarum. Separantes enim pretiosum a vili, facti estis os Dei, per quos diceret: Producant aquae, non animam vivam quam terra producit, sed reptilia animarum vivarum, et volatilia volantia super terram. Repserunt enim Sacramenta tua, Deus, per opera sanctorum tuorum inter medios fluctus tentationum saeculi, ad imbuendas gentes nomine tuo, in baptismo tuo. Et inter haec facta sunt magnalia mirabilia tanquam ceti grandes, et voces nuntiorum tuorum volitantes super terram juxta firmamentum Libri tui, praeposito illo sibi ad auctoritatem, sub quo volitarent quocumque irent. Neque enim sunt loquelae neque sermones, quorum non audiantur voces eorum, quando in omnem terram exiit sonus eorum, et in fines orbis terrae verba eorum 1; quoniam tu, Domine, benedicendo multiplicasti haec.
27. Numquid mentior, aut mixtione misceo, neque distinguo lucidas cognitiones harum rerum in firmamento coeli, et opera corporalia in undoso mari, et sub firmamento coeli? Quarum enim rerum notitiae sunt solidae, et terminatae sine incrementis generationum, tanquam lumina sapientiae et scientiae, earumdem rerum sunt operationes corporales multae ac variae; et aliud ex alio crescendo multiplicatur in benedictione tua, Deus, qui consolatus es fastidia sensuum mortalium, ut in cognitione animi res una multis modis per corporis motiones figuretur atque dicatur. Aquae produxerunt haec; sed in verbo tuo. Necessitates alienatorum ab aeternitate veritatis tuae populorum produxerunt haec; sed in Evangelio tuo, quoniam ipsae aquae ista ejecerunt; quarum amarus languor fuit causa, ut in tuo verbo ista procederent.
28. Et pulchra sunt omnia faciente te, et ecce tu inenarrabiliter pulchrior qui fecisti omnia: a quo si non esset lapsus Adam, non diffunderetur ex utero ejus salsugo maris, genus humanum profunde curiosum, et procellose tumidum, et instabiliter fluidum; atque ita non opus esset ut in aquis multis corporaliter et sensibiliter operarentur dispensatores tui mystica facta et dicta. Sic enim nunc mihi occurrerunt reptilia et volatilia, quibus imbuti et initiati homines corporalibus sacramentis subditi, non ultra proficerent, nisi spiritualiter vivesceret anima gradu alio, et post initii verbum in consummationem respiceret.
-
Psal. XVIII, 4, 5 ↩