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Works Augustine of Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

14. Die Bücher über das Schöne und Schickliche eignet er dem Hierius zu. Grund seiner Liebe zu ihm.

Was aber hat mich, Herr mein Gott, bestimmt, diese Bücher dem Hierius, einem Redner der Stadt Rom, zu widmen? Ich kannte ihn nicht persönlich, hatte ihn aber liebgewonnen wegen des hohen Ruhmes der Gelehrsamkeit, den er genoß. Auch waren mir einige Worte von ihm bekannt geworden, die mir sehr gefallen hatten. Aber noch mehr gefiel er mir, weil er anderen gefiel und man ihn mit Lobsprüchen überschüttete, voller Bewunderung, daß er, von Geburt ein Syrer, zuerst ein Meister S. 74 in der griechischen Beredsamkeit, nachher auch ein berühmter Redner in lateinischer Sprache geworden war und in allem, was zum Studium der Philosophie gehört, die umfassendsten Kenntnisse besaß. So wurde der Mann in seiner Abwesenheit gelobt und geliebt. Kommt aber diese Liebe aus dem Munde des Lobredners in das Herz des Zuhörers? Kaum; sondern ein Liebender entzündet einen anderen. Dann nämlich liebt man den Gelobten, wenn man die Überzeugung gewonnen hat, der Lobredner preise ihn aus innerster Überzeugung, das heißt, wenn er ihn aus Liebe lobt.

So liebte ich damals die Menschen infolge des Urteils der Menschen, nicht infolge deines Urteils, mein Gott, in dem niemand Täuschung erfährt. Aber warum wurde er nicht gelobt etwa wie ein berühmter Wagenlenker, wie ein durch die Gunst des Volkes weithin bekannter Tierkämpfer, sondern ganz anders, viel ernster, so wie ich mir etwa mein eigenes Lob wünschte? Denn ich hätte nicht gelobt und geliebt werden mögen wie Schauspieler, obwohl ich selbst sie lobte und liebte; ja einem solchen Bekanntsein hätte ich lieber völlige Verborgenheit, einer solchen Liebe Haß vorgezogen. Was gibt nun aber in einer und derselben Seele so verschiedenen Ausschlag für die mannigfaltigen Arten von Liebe? Warum liebe ich an einem anderen, was ich an mir selbst verabscheue und verwerfe und deshalb hasse, da wir doch beide Menschen sind? Zwar kann man ein gutes Pferd gern haben, ohne zu wünschen, ein solches zu sein, auch wenn es möglich wäre; von Schauspielern aber, die einer Natur mit uns sind, kann man aber offenbar solches nicht behaupten. So liebe ich also an einem anderen Menschen, was selbst zu sein mir verhaßt ist, obwohl ich doch auch ein Mensch bin? Wahrlich, ein unendlicher Abgrund ist der Mensch; du hast seine Haare, o Herr, gezählt, und sie gehen bei dir nicht verloren: aber leichter fürwahr ist, seine Haare als die Empfindungen und Neigungen seines Herzens zu zählen.

Jener Redner aber war von der Art, daß ich ihn liebte und zugleich auch wünschte, ihm zu gleichen. Und ich ging irre in meinem Hochmute, ließ mich von jedem Winde umhertreiben, aber ganz unmerklich wurde ich S. 75 von deiner Hand geleitet. Und woher weiß ich und bekenne dir mit voller Bestimmtheit, daß ich ihn mehr liebte, weil andere ihn lobten, als wegen der Dinge, um derentwillen er gelobt wurde? Hätten dieselben Leute ihn nicht gelobt, sondern getadelt und ebendasselbe von ihm, aber unter Äußerungen des Tadels und der Verachtung erzählt, so hätte ich mich für ihn nicht entzündet und erwärmt; und doch wären die Tatsachen und der Charakter des Mannes genau dieselben geblieben, und geändert hätte sich nur die Auffassung der Erzähler. Siehe, wie unbeständig die Seele ist, die noch nicht gefestigt ist in der Wahrheit! Wie der Wind der Worte weht aus der Brust der Sprecher, so läßt sich eine solche Seele tragen und umstimmen, wenden und drehen; das Licht wird ihr verdunkelt, und die Wahrheit sieht sie nicht. Und doch liegt sie vor uns! Und es schien mir ein erhebender Gedanke, wenn gerade jenem Manne meine Arbeit und meine Studien bekannt würden. Hätte er sie gelobt, so würde ich noch mehr für ihn entbrannt sein; hätte er sie aber mißbilligt, so wäre mein eitles und deiner Beständigkeit ermangelndes Herz tödlich verwundet gewesen. Und doch beschäftigte mein Geist sich gern mit der Abhandlung "Über das Schöne und Schickliche", worüber ich an ihn geschrieben hatte; ich stellte häufige Betrachtungen darüber an und bewunderte sie, ohne daß jemand außer mir sie mitgelobt hätte.

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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books

Chapter XIV.--Concerning the Books Which He Wrote "On the Fair and Fit," Dedicated to Hierius.

21. But what was it that prompted me, O Lord my God, to dedicate these books to Hierius, an orator of Rome, whom I knew not by sight, but loved the man for the fame of his learning, for which he was renowned, and some words of his which I had heard, and which had pleased me? But the more did he please me in that he pleased others, who highly extolled him, astonished that a native of Syria, instructed first in Greek eloquence, should afterwards become a wonderful Latin orator, and one so well versed in studies pertaining unto wisdom. Thus a man is commended and loved when absent. Doth this love enter into the heart of the hearer from the mouth of the commender? Not so. But through one who loveth is another inflamed. For hence he is loved who is commended when the commender is believed to praise him with an unfeigned heart; that is, when he that loves him praises him.

22. Thus, then, loved I men upon the judgment of men, not upon Thine, O my God, in which no man is deceived. But yet why not as the renowned charioteer, as the huntsman 1 known far and wide by a vulgar popularity--but far otherwise, and seriously, and so as I would desire to be myself commended? For I would not that they should commend and love me as actors are,--although I myself did commend and love them,--but I would prefer being unknown than so known, and even being hated than so loved. Where now are these influences of such various and divers kinds of loves distributed in one soul? What is it that I am in love with in another, which, if I did not hate, I should not detest and repel from myself, seeing we are equally men? For it does not follow that because a good horse is loved by him who would not, though he might, be that horse, the same should therefore be affirmed by an actor, who partakes of our nature. Do I then love in a man that which I, who am a man, hate to be? Man himself is a great deep, whose very hairs Thou numberest, O Lord, and they fall not to the ground without Thee. 2 And yet are the hairs of his head more readily numbered than are his affections and the movements of his heart.

23. But that orator was of the kind that I so loved as I wished myself to be such a one; and I erred through an inflated pride, and was "carried about with every wind," 3 but yet was piloted by Thee, though very secretly. And whence know I, and whence confidently confess I unto Thee that I loved him more because of the love of those who praised him, than for the very things for which they praised him? Because had he been upraised, and these self-same men had dispraised him, and with dispraise and scorn told the same things of him, I should never have been so inflamed and provoked to love him. And yet the things had not been different, nor he himself different, but only the affections of the narrators. See where lieth the impotent soul that is not yet sustained by the solidity of truth! Just as the blasts of tongues blow from the breasts of conjecturers, so is it tossed this way and that, driven forward and backward, and the light is obscured to it and the truth not perceived. And behold it is before us. And to me it was a great matter that my style and studies should be known to that man; the which if he approved, I were the more stimulated, but if he disapproved, this vain heart of mine, void of Thy solidity, had been offended. And yet that "fair and fit," about which I wrote to him, I reflected on with pleasure, and contemplated it, and admired it, though none joined me in doing so.


  1. See vi. sec. 13, below. ↩

  2. Matt. x. 29, 30. ↩

  3. Eph. iv. 14. ↩

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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books
Commentaries for this Work
Einleitung in die Confessiones
Prolegomena
The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

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