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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

7. Er heilt den Alypius von seiner Wut für Zirkusspiele.

Zusammen klagten wir in dieser Lage, die wir freundschaftlich zusammen lebten, und am meisten besprach ich mich hierüber mit Alypius und Nebridius. Von diesen stammte Alypius aus derselben Stadt wie ich, der Sohn einer der ersten Bürgerfamilien daselbst, nur jünger als ich. Er war mein Hörer gewesen, als ich in der Vaterstadt zu lehren begann, später in Karthago; mich liebte er gar sehr, weil er mich für gut und gelehrt hielt, ich ihn wegen seiner großen Anlage zur Tugend, die trotz seines jugendlichen Alters in ihm hervorleuchtete. Doch der Strudel karthagischer Sitten, in dem jene nichtsnutzigen Schauspiele so gut gedeihen, hatte auch ihn in wahnsinnige Begeisterung für Zirkusspiele hineingerissen. Während ihn diese Leidenschaft jämmerlich packte, trug ich dort in einer öffentlichen Schule Rhetorik vor, war aber noch nicht sein Lehrer wegen eines Zwistes, der zwischen mir und seinem Vater ausgebrochen war. Ich hatte erfahren, daß er eine verderbliche S. 116 Leidenschaft für den Zirkus gefaßt hatte, und empfand schwere Besorgnisse, weil er offensichtlich auf diesem Wege seine großen Anlagen zerstören mußte oder vielleicht schon zerstört hatte. Doch ihn zu warnen oder durch irgendeine Zurechtweisung von seinem Wege abzubringen, boten mir weder die Liebe des Freundes noch das Recht des Lehrers Gelegenheit. Ich glaubte, er teile seines Vaters Ansicht über mich; aber dem war nicht so. In dieser Beziehung achtete er nicht den Willen seines Vaters und fing an, mich zu grüßen, in meinen Hörsaal zu kommen, eine Zeitlang mir zuzuhören und dann wieder sich zu entfernen.

Indes dachte ich nicht mehr daran, mit ihm zu sprechen, er solle doch nicht durch blinde, verderbliche Leidenschaft für törichte Spiele sein schönes Talent zu Grunde richten. Du aber, Herr, der du der Lenker deiner Schöpfung bist, du hattest den nicht vergessen, der einst der Vorsteher deiner heiligen Geheimnisse unter deinen Kindern sein sollte, und damit seine Besserung offensichtlich dir zugeschrieben werde, so hast du sie - durch mich, allerdings ohne mein Wissen bewirkt. Denn als ich eines Tages mitten zwischen meinen Schülern an meinem gewöhnlichen Platze saß, kam er, grüßte mich, setzte sich und gab acht auf das, was gerade verhandelt wurde. Zufällig hatte ich ein Lesestück in Händen; bei dessen Erklärung glaubte ich, einen Vergleich mit den Zirkusspielen ganz passend anwenden zu können, damit meine Unterweisung angenehmer und deutlicher würde. Mit beißendem Spotte traf ich dabei die, die jener Wahnsinn in seine Fesseln geschlagen hatte. Du, o Gott, weißt es, daß ich damals nicht daran gedacht habe, den Alypius von dieser Pest zu heilen. Aber er bezog meine Worte auf sich und glaubte, ich hätte sie nur seinetwegen gesprochen. Das hätte einen anderen veranlaßt, mir zu zürnen, jener ehrenhafte Jüngling aber nahm daraus Anlaß, sich selber zu zürnen, umso inniger aber mich zu lieben. Du hattest schon früher gesagt und deinen Büchern eingefügt: „Strafe den Weisen, und er wird dich lieben“1. Allein ich hatte ihn S. 117 nicht gestraft, sondern du, der du dich aller bedienst, mit ihrem Wissen und ohne ihr Wissen und in der dir bekannten Ordnung - und diese Ordnung ist gut -, du hast aus meinem Herzen und aus meiner Zunge glühende Kohlen gemacht, mit welchen du seinen hoffnungsvollen, aber schon angeeiterten Geist ausbrennen und heilen wolltest. Schweigen möge von deinem Lobe, wer deine Erbarmungen nicht erwägt, die dich aus meinem Innersten preisen! Denn jener schwang sich alsbald auf meine Worte aus der so tiefen Grube empor, in die er mit Freuden untergetaucht war und die ihn mit elender Lust umnachtet hatte; mit starkmütiger Entsagung schüttelte er alles von sich, und der Schmutz der Zirkusspiele fiel von ihm ab, und er ging nicht mehr dahin. Dann überwand er auch das Widerstreben seines Vaters, daß er meinen Unterricht besuchen dürfe: dieser gab nach und gab es zu. Wieder begann er, meine Vorlesungen zu besuchen und wurde mit mir in den Aberglauben der Manichäer verwickelt, da er ihre öffentlich zur Schau getragene Enthaltsamkeit, die er für wahr und echt hielt, liebte. Aber sie war sinnlos und verführerisch und zog kostbare Seelen, die die Tiefe der Tugend noch nicht zu ergründen verstanden und sich leicht von der Oberfläche einer unwahren und erheuchelten Tugend täuschen ließen, in ihre Netze.


  1. Spr. 9,8. ↩

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Confessiones (PL)

CAPUT VII. Alypium a Circensium insania convertit.

11. Congemiscebamus in iis qui simul amice vivebamus, et maxime ac familiarissime cum Alypio et Nebridio ista colloquebar; quorum Alypius ex eodem, quo ego, ortus erat municipio, parentibus primatibus municipalibus, me minor natu. Nam et studuerat apud me, cum in nostro docere coepi oppido, et postea Carthagini: et diligebat me multum, quod ei bonus et doctus viderer; et ego illum, propter magnam virtutis indolem, quae in non magna aetate satis [Col. 0725] eminebat. Gurges tamen morum Carthaginensium, quibus nugatoria fervent spectacula, absorbuerat eum in insaniam Circensium: sed cum in eo miserabiliter volveretur, ego autem rhetoricam ibi professus publica schola uterer, nondum me audiebat ut magistrum, propter quamdam simultatem quae inter me et patrem ejus erat exorta, et compereram quod circum exitiabiliter amaret, et graviter angebar, quod tantam spem perditurus, vel etiam perdidisse mihi videbatur. Sed monendi eum et aliqua coercitione revocandi nulla erat copia, vel amicitiae benevolentia, vel jure magisterii. Putabam enim eum de me cum patre sentire; ille vero non sic erat. Itaque postposita in hac re patris voluntate, salutare me coeperat, veniens in auditorium meum, et audire aliquid atque abire.

12. Sed enim de memoria mihi lapsum erat agere cum illo, ne vanorum ludorum caeco et praecipiti studio tam bonum interimeret ingenium. Verum autem, Domine, tu qui praesides gubernaculis omnium quae creasti, non eum oblitus eras futurum inter filios tuos antistitem sacramenti tui; et ut aperte tibi tribueretur ejus correctio, per me quidem illam, sed nescientem operatus es. Nam quodam die cum sederem loco solito, et coram me adessent discipuli, venit, salutavit, sedit, atque in ea quae agebantur animum intendit: et forte lectio in manibus erat, quam dum exponerem, et opportune mihi adhibenda videretur similitudo Circensium, quo illud quod insinuabam et jucundius et planius fieret, cum irrisione mordaci eorum quos illa captivasset insania; tu scis, Deus noster, quod tunc de Alypio ab illa peste sanando non cogitaverim. At ille in se rapuit, meque illud non nisi propter se dixisse credidit. Et quod alius acciperet ad succensendum mihi, accepit honestus adolescens ad succensendum sibi, et ad me ardentius diligendum. Dixeras enim tu jam olim, et innexueras Litteris tuis: Corripe sapientem, et amabit te 1. At ego illum jam non corripueram; sed utens tu omnibus, et scientibus et nescientibus, ordine quo nosti, et ille ordo justus est, de corde et lingua mea carbones ardentes operatus es, quibus mentem spei bonae adureres tabescentem, ac sanares. Taceat laudes tuas qui miserationes tuas non considerat, quae tibi de medullis meis confitentur. Etenim ille post illa verba proripuit se ex fovea tam alta, qua libenter demergebatur, et cum miserabili voluptate caecabatur; et excussit animum forti temperantia, et resiluerunt omnes Circensium sordes ab eo, ampliusque illuc non accessit. Deinde patrem reluctantem evicit, ut me magistro uteretur: cessit ille atque concessit. Et audire me rursus incipiens, illa mecum superstitione involutus est, amans in Manichaeis ostentationem continentiae, quam veram et germanam putabar. Erat autem illa vecors et seductoria, pretiosas animas captans, nondum virtutis altitudinem scientes tangere, et superficie decipi faciles, sed tamen adumbratae simulataeque virtutis.


  1. Prov. IX, 8 ↩

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