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Bekenntnisse
9. Alypius wird als Dieb ergriffen.
Indes bewahrte er einstweilen dieses Vorkommnis als Heilmittel für die Zukunft in seinem Gedächtnis. Denn auch folgenden Vorfall hast du nach meiner Meinung nur deshalb zugelassen, unser Gott, daß jener, der ein so großer Mann werden sollte, schon früh zu lernen beginne, daß bei Entscheidungen über Streitigkeiten nicht leicht ein Mensch einen anderen in frevelhafter Leichtgläubigkeit verdammen dürfe. Denn als er mein Hörer in Karthago war und des Mittags auf dem Forum nach Studentenart darüber nachdachte, was er vortragen solle, da hast du ihn von den Tempelwächtern wie einen Dieb ergreifen lassen. Er ging nämlich allein vor dem Tribunal mit Tafel und Griffel auf und ab, als plötzlich ein Jüngling aus der Zahl der Studenten, der richtige Dieb, der verborgen ein Beil bei sich trug, ohne daß Alypius es bemerkte, an das Bleigitter, das die Wechslergasse überragt, ging und das Blei abzuschlagen begann. Als aber die Wechsler, welche unten waren, die Beilschläge vernahmen, besprachen sie sich leise und schickten Häscher aus, die festnehmen sollten, wen sie fänden. Der Dieb hörte ihre Stimmen und eilte unter Zurücklassung seines Werkzeuges davon aus Furcht, mit ihm festgenommen zu werden. Alypius aber, der ihn nicht hatte eintreten sehen, gewahrte ihn beim Herauskommen und sah, wie er in Eile verschwand. Neugierig nach der Ursache betrat er den Ort, fand das Beil vor, blieb dabei stehen und betrachtete es voller Verwunderung. Da plötzlich kamen die Häscher und fanden ihn allein mit dem Beil in der Hand, dessen Schall sie herbeigezogen hatte. Sie nahmen ihn fest und schleppten ihn fort; die Bewohner des Forums liefen zusammen, während sich jene rühmten, auf offener Tat den Dieb ertappt zu haben. So wurde er fortgeführt, um dem Richter übergeben zu werden.
Doch hierbei sollte die Lehre, die du ihm geben wolltest, ihr Ende haben. Denn sogleich, o Herr, kamst du seiner Unschuld zu Hilfe, deren einziger Zeuge du warst. Denn als er zur Haft oder zur Strafe hinweggeführt wurde, begegnete ihnen ein Baumeister, der die S. 120 Oberaufsicht über die öffentlichen Bauten hatte. Jene freuen sich, gerade diesem zu begegnen, da dieser sie des Diebstahls der Gegenstände, die vom Forum wegkamen, gewöhnlich verdächtigte, auf daß er endlich den richtigen Täter erkenne. Aber der Mann hatte Alypius häufig in dem Hause eines Senatoren, wenn er ihm seine Aufwartung zu machen pflegte, getroffen; er erkannte ihn sofort, ergriff ihn bei der Hand, führte ihn abseits von der Schar und fragte ihn nach der Ursache so großen Mißgeschickes. Als er den Vorgang erfahren hatte, hieß er alle Anwesenden, mochten sie auch noch so sehr lärmen und Drohworte ausstoßen, ihm folgen. Und sie kamen an das Haus des Jünglings, der die Tat begangen hatte. Vor der Tür stand ein Sklave, der aber zu klein war, um in seiner Aussage schlimme Folgen für seinen Herrn zu sehen, und der alles angehen konnte, denn er hatte ihn auf das Forum begleitet, Alypius erinnerte sich dessen und machte den Baumeister darauf aufmerksam. Dieser zeigte das Beil und fragte den Sklaven, wem es gehöre. Der antwortete sofort: "Meinem Herrn"; auf weitere Fragen gestand er noch alles übrige. So wurde der Handel in jenes Haus verlegt und die Menge, die bereits über ihn triumphiert hatte, beschämt. Er aber, der kräftige Verwalter deines Wortes1, der Schiedsrichter in so vielen kirchlichen Angelegenheiten, ging, um Erfahrungen und Belehrungen bereichert, von dannen.
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Er wurde später Bischof von Tagaste. ↩
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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books
Chapter IX.--Innocent Alypius, Being Apprehended as a Thief, is Set at Liberty by the Cleverness of an Architect.
14. But this was all being stored up in his memory for a medicine hereafter. As was that also, that when he was yet studying under me at Carthage, and was meditating at noonday in the market-place upon what he had to recite (as scholars are wont to be exercised), Thou sufferedst him to be apprehended as a thief by the officers of the market-place. For no other reason, I apprehend, didst Thou, O our God, suffer it, but that he who was in the future to prove so great a man should now begin to learn that, in judging of causes, man should not with a reckless credulity readily be condemned by man. For as he was walking up and down alone before the judgment-seat with his tablets and pen, lo, a young man, one of the scholars, the real thief, privily bringing a hatchet, got in without Alypius' seeing him as far as the leaden bars which protect the silversmiths' shops, and began to cut away the lead. But the noise of the hatchet being heard, the silversmiths below began to make a stir, and sent to take in custody whomsoever they should find. But the thief, hearing their voices, ran away, leaving his hatchet, fearing to be taken with it. Now Alypius, who had not seen him come in, caught sight of him as he went out, and noted with what speed he made off. And, being curious to know the reasons, he entered the place, where, finding the hatchet, he stood wondering and pondering, when behold, those that were sent caught him alone, hatchet in hand, the noise whereof had startled them and brought them thither. They lay hold of him and drag him away, and, gathering the tenants of the market-place about them, boast of having taken a notorious thief, and thereupon he was being led away to apppear before the judge.
15. But thus far was he to be instructed. For immediately, O Lord, Thou camest to the succour of his innocency, whereof Thou wert the sole witness. For, as he was being led either to prison or to punishment, they were met by a certain architect, who had the chief charge of the public buildings. They were specially glad to come across him, by whom they used to be suspected of stealing the goods lost out of the market-place, as though at last to convince him by whom these thefts were committed. He, however, had at divers times seen Alypius at the house of a certain senator, whom he was wont to visit to pay his respects; and, recognising him at once, he took him aside by the hand, and inquiring of him the cause of so great a misfortune, heard the whole affair, and commanded all the rabble then present (who were very uproarious and full of threatenings) to go with him. And they came to the house of the young man who had committed the deed. There, before the door, was a lad so young as not to refrain from disclosing the whole through the fear of injuring his master. For he had followed his master to the market-place. Whom, so soon as Alypius recognised, he intimated it to the architect; and he, showing the hatchet to the lad, asked him to whom it belonged. "To us," quoth he immediately; and on being further interrogated, he disclosed everything. Thus, the crime being transferred to that house, and the rabble shamed, which had begun to triumph over Alypius, he, the future dispenser of Thy word, and an examiner of numerous causes in Thy Church, 1 went away better experienced and instructed.
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"Alypius became Bishop of Thagaste (Aug. De Gestis c. Emerit. secs. 1 and 5). On the necessity which bishops were under of hearing secular causes, and its use, see Bingham, ii. c. 7."--E. B. P. ↩