Edition
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Confessiones (CSEL)
Caput 9
Et primo volens ostendere mihi, quam resistas superbis, humilibus autem des gratiam, et quanta misericordia tua demonstrata sit hominibus via humilitatis, quod verbum caro factum est et habitavit inter homines: procurasti mihi per quendam hominem, inmanissimo typho turgidum, quosdam Platonicorum libros ex graeca lingua in latinum versos; et ibi legi non quidem his verbis, sed hoc idem omnino multis et multiplicibus suaderi rationibus, quod in principio erat verbum et verbum erat apud deum et deus erat verbum: hoc erat in principio apud deum; omnia per ipsum facta sunt, et sine ipso factum est nihil; quod factum est, in eo vita est, et vita erat lux hominum; et lux in tenebris lucet, et tenebrae eam non conprehenderunt; et quia hominis anima, quamvis testimonium perhibeat de lumine, non est tamen ipsa lumen, sed verbum, deus ipse, est lumen verum, quod inluminat omnem hominem venientem in hunc mundum; et quia in hoc mundo erat, et mundus per eum factus est, et mundus eum non cognovit. quia vero in sua propria venit et sui eum non receperunt, quotquot autem receperunt eum, dedit eis potestatem filios dei fieri, credentibus in nomine eius, non ibi legi. Item legi ibi, quia verbum, deus, non ex carne, non ex sanguine, neque ex voluntate viri, neque ex voluntate carnis, sed ex deo natus est; sed quia verbum caro factus est et habitavit in nobis, non ibi legi. indagavi quippe in illis litteris varie dictum et in multis modis, quod sit filius in forma patris non rapinam arbitratus esse aequalis deo, quia naturaliter id ipsum est: sed quia semet ipsum exinanivit formam servi accipiens, in similitudinem hominum factus et habitu inventus ut homo, humiliavit se factus oboediens usque ad mortem, mortem autem crucis; propter quod deus eum exaltavit a mortuis, et donavit ei nomen, quod est super omne nomen, ut in nomine Iesu omne genu flectatur caelestium, terrestrium et infernorum et omnis lingua confiteatur, quia dominus Iesus in gloria est dei patris, non habent illi libri. quod autem ante omnia tempora et supra omnia tempora inconmutabiliter manet unigenitus filius tuus, coaeternus tibi, et quia de plenitudine eius accipiunt animae, ut beatae sint, et quia participatione manentis in se sapientiae renovantur, ut sapientes sint, est ibi; quod autem secundum tempus pro impiis mortuus est, et filio unico tuo non pepercisti, sed pro nobis omnibus tradidisti eum, non est ibi. abscondisti enim haec a sapientibus et revelasti ea parvulis, ut venirent ad eum laborantes et onerati et reficeret eos, quoniam mitis est et humilis corde, et dirigit mites in iudicio, et docet mansuetos vias suas, videns humilitatem nostram et laborem nostrum et dimittens omnia peccata nostra. qui autem cothurno tamquam doctrinae sublimioris elati non audiunt dicentem: Discite a me, quoniam mitis sum et humilis corde, et invenientis requiem animabus vestris, et si cognoscunt deum, non sicut deum glorificant, aut gratias agunt, sed evanescunt in cogitationibus suis, et obscuratur insipiens cor eorum; dicentes se esse sapientes stulti fiunt. Et ideo legebam ibi etiam inmutatum gloriam incorruptionis tuae in idola et varis simulacra, in similitudinem imaginis corruptibilis hominis et volucrum et quadrupedum et serpentium, videlicet Aegyptium cibum, quo Esau perdidit primogenita sua, quoniam caput quadrupedis pro te honoravit populus primogenitus, conversus corde in Aegyptum et curbans imaginem tuam, animam suam, ante imaginem vituli manducantis faenum. inveni haec ibi et non manducavi. placuit enim tibi, domine, auferre opprobrium diminutionis ab Iacob, ut maior serviret minori, et vocasti gentes in hereditatem tuam. et ego ad te veneram ex gentibus; et intendi in aurum, quod ab Aegypto voluisti ut auferret populus tuus, quoniam tuum erat, ubicumque erat. et dixisti Atheniensibus per apostolum tuum, quod in te vivimus et movemur et sumus, sicut et quidam secundum eos dixerunt, et utique inde erant illi libri. et non adtendi in idola Aegyptiorum, quibus de auro tuo ministrabant, qui transmutaverunt veritatem die in mendacium, et coluerunt et servierunt creaturae potius quam creatori.
Übersetzung
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Bekenntnisse
9. In den Büchern der Platoniker findet er wohl die Gottheit des ewigen Wortes, aber nicht seine Menschwerdung.
Vor allem wolltest du mir zeigen, wie sehr „du den Hoffärtigen widerstehst, den Demütigen aber Gnade verleihst“1, und wie groß dein Erbarmen ist, mit dem S. 143 du den Menschen den Weg der Demut gezeigt hast, seit „dein Wort Fleisch geworden ist und gewohnt hat“2 unter den Menschen. Denn du hast mir durch einen von unbändigem Stolze aufgeblasenen Menschen einige Bücher der Platoniker3 verschafft, die aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt waren. Und in diesen las ich, wenn auch nicht gerade wörtlich, so doch dem Sinne nach dasselbe und durch viele und vielfache Gründe glaubhaft gemacht: „Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dieses war im Anfange bei Gott; alles ist durch dasselbe gemacht worden, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist; in ihm ist das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen; und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen“4. Die Menschenseele, auch wenn sie „Zeugnis vom Lichte gibt“5, ist doch „nicht selbst das Licht“6, sondern das Wort, Gott selbst, „ist das wahre Licht, welches jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt“7. Und „er war in dieser Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, und die Welt hat ihn nicht erkannt“8. Die Stelle aber: „Er kam in sein Eigentum, und die Seinigen nahmen ihn nicht auf; wie viele ihn aber aufnahmen, allen denen gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden, weil sie an seinen Namen glauben“9, - habe ich nicht darin gelesen.
Ferner las ich dort, daß das Wort, Gott, „nicht aus dem Fleische, noch aus dem Willen des Mannes, noch aus dem Willen des Fleisches, sondern aus Gott geboren“10 ist, aber daß „das Wort Fleisch geworden ist S. 144 und unter uns gewohnt hat“11 das habe ich nicht dort gelesen. Wohl fand ich In jenen Schriften in verschiedener und mannigfacher Weise ausgesprochen, daß „der Sohn in des Vaters Gestalt sei und es nicht für Raub gehalten habe, Gott gleich zu sein“12, weil er es von Natur aus ist; daß er aber „sich selbst erniedrigt hat, und den Menschen gleich und im Äußern als ein Mensch erfunden ward und Knechtsgestalt angenommen, daß er sich erniedrigte und gehorsam ward bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze: weshalb ihn Gott erhöht und ihm einen Namen gegeben hat, der über alle Namen ist, so daß im Namen Jesu sich beugen die Knie aller derer, die im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt sind, und alle Zungen bekennen, daß der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit des Vaters ist“13, davon wissen jene Bücher nichts. Daß vor aller Zeit und über alle Zeit hinaus dein eingeborener, gleich dir ewiger Sohn unveränderlich besteht und die Seelen „aus seiner Fülle“14 Glückseligkeit empfangen und durch die Teilnahme an der in sich beständigen Weisheit zur Weisheit erneuert werden, steht dort; daß er aber „zur bestimmten Zeit für die Sünder gestorben ist“15 und „du deines eingeborenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hast“16, steht nicht dort. Denn „dieses hast du den Weisen verborgen, den Unmündigen aber geoffenbart“17, daß sie zu ihm kommen, „die mühselig und beladen sind, und er sie erquicke“18; „denn er ist sanftmütig und demütig von Herzen, er leitet die Sanftmütigen in Gerechtigkeit und lehrt die Friedfertigen seine Wege“19, da er „ansieht unsere Armseligkeit und unsere Mühsale und uns vergibt alle unsere Sünden“20. Die aber auf dem Kothurne ihrer vermeintlich höheren Weisheit stolz einherschreiten, hören seine Worte nicht: „Lernet von mir, der ich milde bin und demütig von Herzen, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“21; S. 145 und wenn sie auch „Gott erkennen, so preisen sie ihn nicht als Gott noch sagen sie ihm Dank, sondern werden eitel in ihren Gedanken, und verfinstert wird ihr unverständig Herz; sie geben sich für Weise aus und sind zu Toren geworden“22.
Aus diesem Grunde auch, so las ich dort, sei "die Herrlichkeit deines unwandelbaren Wesens verwandelt" in allerlei Götzenbilder und Gestalten, „nach dem Bilde des vergänglichen Menschen, der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden Tiere“23. Das ist ja die ägyptische Speise24, um die Esau das Recht seiner Erstgeburt verlor; denn dein erstgeborenes Volk ehrte statt deiner das Haupt eines vierfüßigen Tieres, „da sein Herz nach Ägypten hingewandt war“25 und es seine Seele, dein Ebenbild, beugte vor dem Bilde „eines Heu fressenden Kalbes“26. Dies fand ich dort, aber ich aß nicht davon. Denn es gefiel dir, o Herr, die Schmach der Zurücksetzung von Jakob hinwegzunehmen, auf daß der „Ältere dem Jüngeren“27 diene, und die Heiden in dein Erbe zu berufen. Auch ich war aus den Heiden zu dir gekommen und achtete auf jenes Gold, das dein Volk deinem Willen gemäß aus Ägypten mitnahm; denn überall, wo es sich fand, war es dein Eigentum. Und zu den Athenern sprachst du durch deinen Apostel: „In dir leben wir, und bewegen wir uns, und sind wir“28, wie es ja auch einige von ihnen gesagt haben. Und von dort kamen ja jene Bücher29. Nicht jedoch achtete ich auf die Götzenbilder der Ägypter, denen von deinem Golde opferten die, „die die Wahrheit Gottes in Lüge verwandelten und mehr dem Geschöpfe denn dem Schöpfer dienten“30.
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1 Petr. 5,5. ↩
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Joh. 1,14. ↩
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Gemeint sind die Neuplatoniker, die echte platonische Philosophie mit orientalischen Spekulationen verbanden; die wichtigsten sind Plotin (205-270), Porphyrius (234-304), Jamblichus (gest. nach 330) und Proklus (410-485). ↩
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Joh. 1,1-12. ↩
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Joh. 1,1-12. ↩
-
Joh. 1,1-12. ↩
-
Joh. 1,1-12. ↩
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Joh. 1,1-12. ↩
-
Joh. 1,1-12. ↩
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Joh. 1,13. ↩
-
Joh. 1,14. ↩
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Phil. 2,6-11. ↩
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Phil. 2,6-11. ↩
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Joh. 1,16. ↩
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Röm. 5,6. ↩
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Röm. 8,32. ↩
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Matth. 11,25. ↩
-
Matth. 11,28 f. ↩
-
Ps. 24,9. ↩
-
Ps. 24,18. ↩
-
Matth. 11,29. ↩
-
Röm. 1,21 f. ↩
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Röm. 1,23. ↩
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Vgl. Aug. Enarr. Ps. 46. ↩
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Apg. 7,39. ↩
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Ps. 105,20. ↩
-
Röm. 9,18. ↩
-
Apg. 17,28. ↩
-
der Neuplatoniker. ↩
-
Röm. 1,25. ↩