Edition
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Confessiones
Caput 19
Horum ego puer morum in limine iacebam miser, et huius harenae palaestra erat illa, ubi magis timebam barbarismum facere, quam cavebam, si facerem, non facientibus invidere. dico haec et confiteor tibi, deus meus, in quibus laudabar ab eis, quibus placere tunc mihi erat honeste vivere. non enim videbam voraginem turpitudinis, in quam proiectus eram ab oculis tuis. nam in illis iam quid me foedius fuit, ubi etiam talibus displicebam, fallendo innumerabilibus mendaciis et paedagogum et magistros et parentes, amore ludendi, studio spectandi nugatoria et imitandi ludicra inquietudine? Furta etiam faciebam de cellario parentum et de mensa, vel gula imperante vel ut haberem quod darem pueris, ludum suum mihi, quo pariter utique delectabantur, tamen vendentibus. in quo etiam ludo fraudulentas victorias ipse vana excellentiae cupiditate victus saepe aucupabar. quid enim tam nolebam pati atque atrociter, si deprehenderem, arguebam, quam id quod aliis faciebam? et, si deprehensus auguerer, saevire magis quam cedere libebat. Istane est innocentia puerilis? non est, domine, non est, oro te, deus meus. nam haec ipsa sunt. quae a paedagogis et magistris, a nucibus et pilulis et passeribus, ad praefectos et reges, aurum, praedia, mancipia, haec ipsa omnino succedentibus maioribus aetatibus transeunt, sicuti ferulis maiora supplicia succedunt. humilitatis ergo signum in statura pueritiae, rex noster, probasti, cum aisti: talium est regnum caelorum.
Übersetzung
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Bekenntnisse
19. Die Fehler des Kindes sind auch die Fehler der späteren Jahre.
Auf der Schwelle solcher Sitten lag nun ich armer Knabe; und dieses Kampfplatzes Ringkunst brachte es mit sich, daß ich mehr einen Barbarismus fürchtete als den Neid gegenüber denen, die sich keinen solchen Sprachfehler zuschulden kommen ließen, wenn ich deren beging. Ich erzähle dies und bekenne dir, mein Gott, was mein Lob ausmachte bei denen, deren Wohlgefallen mir damals als Beweis meiner ehrenvollen Lebensführung galt. Denn ich sah nicht den Schlund der S. 24 Schande, in den „ich geschleudert war, fern von deinen Augen“1. Konnten sie etwas Häßlicheres sehen als mich, da ich sogar meiner Umgebung mißfiel, wenn ich aus Hang zum Spiel, in der Leidenschaft, Schauspiele zu besuchen und in spielsüchtiger Unruhe nachzuahmen, den Erzieher, meine Lehrer und Eltern durch unzählige Lügen hinterging? Auch bestahl ich Keller und Tisch der Eltern, entweder aus persönlicher Naschhaftigkeit oder um mich meinen Spielgenossen gefällig erweisen zu können und mir dadurch ihre Spielgesellschaft, ihnen selbst zum Vergnügen, zu erkaufen. Im Spiele aber erschlich ich mir häufig betrügerische Siege, selbst besiegt von eitler Gier nach Auszeichnung. Nichts aber konnte ich bei anderen so wenig leiden und tadelte ich heftiger, wenn ich sie ertappte, als das, was ich anderen tat; wurde ich aber ertappt und getadelt, so raste ich lieber als daß ich nachgab. Ist das noch kindliche Unschuld? Nein, o Herr, das nicht, ich flehe dich an, mein Gott. Denn im Wesen bleibt es doch dasselbe, ob man als Knabe Erzieher und Lehrer um Nüsse, Kugeln und Sperlinge oder als Mann Präfekten und Könige um Geld, Landgüter und Sklaven betrügt - nur folgen später der Rute schwerere Strafen. Der Demut Bild hast du also, unser König, in der kindlichen Gestalt uns vorgehalten, als du sagtest: „Ihrer ist das Himmelreich“2.