Edition
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Confessiones
Caput 22
Cum enim duabus istis extremis sententiis resistere quisquam ita temptaverit: si non vultis hanc informitatem materiae caeli et terrae nomine appellatam videri, erat ergo aliquid, quod non fecerat deus, unde caelum et terram faceret; neque enim scriptura narravit, quod istam materiem deus fecerit, nisi intellegamus eam caeli et terrae aut solius terrae vocabulo significatam, cum diceretur: in principio fecit deus caelum et terram, ut id, quod sequitur: terra autem erat invisibilis et incomposita, quamvis informem materiam sic placuerit appellare, non tamen intellegamus nisi eam, quam fecit deus in eo, quod perscriptum est: fecit caelum et terram, respondebunt assertores duarum istarum sententiarum, quas extremas posuimus, aut illius aut illius, cum haec audierint, et dicent: informem quidem istam materiam non negamus a deo factam, deo, a quo sunt omnia bona valde, quid, sicut dicimus amplius bonum esse quod creatum atque formatum est, ita fatemur minus bonum esse quod factum est creabile atque formabile, sed tamen bonum: non autem conmemorasse scripturam, quod hanc informitatem fecerit deus, sicut alia multa non commemoravit, ut Cherubim et Seraphim, et quae apostolus distincte ait, sedes, dominationes, principatus, potestates, quae tamen omnia deum fecisse manifestum est. aut si in eo, quod dictum est: fecit caelum et terram, comprehensa sunt omnia, quid de aquis dicimus, super quas ferebatur spiritus dei? si enim terra nominata simul intelleguntur, quomodo iam terrae nomine materies informis accipitur, quando tam speciosas aquas videmus? aut si ita accipitur, cur ex eadem informitate scriptum est factum firmamentum et vocatum caelum, neque scriptum est factas esse aquas? non enim adhuc informes sunt et invisae, quas ita decora specie fluere cernimus. aut si tunc acceperunt istam speciem, cum dixit deus: congregatio sit ipsa formatio, quid respondebitur de aquis, quae super firmamentum sunt, quia neque informes tam honorabilem sedem accipere meruissent, nec scriptum est, qua voce formatae sint? unde si aliquid Genesis tacuit deum fecisse, quod tamen deum fecisse nec sana fides nec certus ambigit intellectus, nec ideo ulla sobria doctrina dicere audebit istas aquas coaeternas deo, quia in libro Geneseos commemoratas quidem audimus, ubi autem factae sint, non invenimus, cur non informem quoque illam materiam, quam scriptura haec terram invisibilem et incompositam tenebrosamque abyssum appellat, docente veritate intellegamus ex deo factam esse de nihlo ideoque illi non esse coaeternam, quamvis ubi facta sit omiserit enuntiare ista narratio?
Übersetzung
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Bekenntnisse
22. Zweifellos kann Gott auch noch Wesen erschaffen haben, deren die Heilige Schrift keine Erwähnung tut.
Nun wäre es möglich, daß jemand diesen letzten beiden Ansichten also zu widersprechen versuchte: „Wenn ihr der Meinung seid, jene gestaltlose Masse sei schwerlich unter dem Namen von Himmel und Erde gemeint, so war also bereits etwas vorhanden, was Gott nicht geschaffen hatte, woraus er aber Himmel und Erde machen wollte. Denn die Schrift berichtet nichts, daß Gott diesen Stoff erschaffen, wenn wir nicht annehmen, daß dieser in dem Salze : 'Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde' mit dem Ausdruck 'Himmel und Erde' oder 'Erde' allein bezeichnet sei. Ebenso können wir unter dem Folgenden: 'Die Erde aber war gestaltlos und leer' - mag es ihm auch gefallen haben, damit die gestaltlose Masse zu bezeichnen - nur die von Gott erschaffene Materie verstehen gemäß dem Ausspruche der Schrift: 'Er schuf Himmel und Erde'.“ Dann werden die Vertreter der beiden Ansichten, die wir zuletzt anführten, oder auch nur einer von ihnen beim Vernehmen dieser Einwände antworten und sagen: "Wir leugnen gar nicht, daß diese ungestaltete Materie von Gott erschaffen ist, von Gott, von dem ja alles wahrhaft Gute kommt. Denn wie wir behaupten, daß das Geschaffene und Gestaltete in höherem Maße gut ist, so gestehen wir auch, daß das, was als bildungs- und gestaltungsfähig erschaffen ist, zwar weniger gut, aber trotzdem gut ist. Nur erwähnt die Schrift nicht, daß Gott diese gestaltlose Masse erschaffen, wie sie ja vieles andere S. 323 ebenfalls nicht berichtet wie die Schöpfung der Cherubim und Seraphim und der anderen Engelchöre, die der Apostel ausdrücklich anführt, „der Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Mächte“1, die Gott doch offenbar geschaffen hat. Oder wenn in dem Ausdrucke: „Er schuf Himmel und Erde“ alles inbegriffen ist, was sagen wir dann von den Wassern, über denen der Geist Gottes schwebte? Denn wenn man sie unter der Bezeichnung Erde zugleich mitversteht, wie kann man sich da noch unter dem Namen Erde eine gestaltlose Materie denken, wenn wir das bereits so schön gestaltete Wasser sehen? Oder wenn man es doch so versteht, warum steht dann geschrieben, daß aus derselben gestaltlosen Materie das Firmament gemacht und Himmel genannt wurde, ohne daß geschrieben ist, daß daraus auch die Gewässer geschaffen seien? Denn sie, die wir so herrlich dahinströmen sehen, können unmöglich als gestaltlos oder als unsichtbar bezeichnet werden. Oder wenn die Gewässer erst damals ihre Gestalt empfingen, als Gott sprach: „Es sammle sich das Wasser, das unter dem Firmamente ist“2, so daß diese Sammlung gleich Gestaltung ist, was will man denn bezüglich der Gewässer sagen, die über dem Firmamente sind? Denn ungestaltet hätten sie gewiß solch einen ehrenvollen Platz nicht verdient, auch steht nicht geschrieben, welches Schöpferwort sie gestaltet. Wenn also die Genesis den einen oder anderen Schöpfungsakt, den weder der vernünftige Glaube noch die klare Erkenntnis in Frage stellen kann, verschweigt, so wird doch darum keine gesunde Wissenschaft die Behauptung wagen, jene Gewässer seien gleichewig mit Gott, weil wir im Buche der Genesis zwar sie erwähnt finden, aber von ihrer Erschaffung nichts hören. Warum sollen wir dann nicht, wenn die Wahrheit selber uns lehrt, einsehen, daß auch diese gestaltlose Masse, welche die Schrift an unserer Stelle gestaltlose und leere Erde und finsteren Abgrund nennt, von Gott aus Nichts erschaffen und daß sie deshalb ihm nicht gleichewig sei wenngleich die biblische Erzählung unterlassen hat anzugeben, wann sie erschaffen worden? S. 324