Edition
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Confessiones
Caput 21
Ac per hoc in verbo tuo non maris profunditas, sed ab aquarum amaritudine terra discreta eicit, non reptilia animarum vivarum et volatilia, sed animam vivam. neque enim iam opus habet baptismo, quo gentibus opus est, sicut opus habebat, cum aquis tegeretur: (non enim intratur aliter in regno caelorum ex illo, quo instituisti, ut sic intretur;) nec magnalia mirabilium quaerit, quibus fiat fides: neque enim nisi signa et prodigia viderit, non credit, cum iam distincta sit terra fidelis ab aquis maris infidelitate amaris, et linguae in signo sunt non fidelibus, sed infidelibus. nec isto igitur genere volatili, quod verbo tuo produxerunt aquae, opus habet terra, quam fundasti super aquas. immitte in eam verbum tuum per nuntios tuos. opera enim eorum narramus, sed tu es, qui operaris in eis, ut operentur animam vivam. terra producit eam, quia terra causa est, ut haec agant in ea, sicut mare fuit causa, ut agerent reptilia animarum vivarum et volatilia sub firmamento caeli, quibus iam terra non indiget, quamvis piscem manducet levatum de profundo, in ea mensa, quam parasti in conspectu credentium; ideo enim de profundo levatus est, ut alat aridam. et aves marina progenies, sed tamen super terram multiplicantur. primarum enim vocum evangelizantium infidelitas hominum causa extitit; sed et fideles exhortantur et benedicuntur eis multipliciter de die in diem. at vero anima viva de terra sumit exordium, quia non prodest nisi iam fidelibus continere se ab amore huius saeculi, ut anima eorum tibi vivat, quae mortua erat in deliciis vivens, deliciis, domine, mortiferis; nam tu puri cordis vitales deliciae. Operentur ergo iam in terra ministri tui, non sicut in aquis infidelitatis, annuntiando et loquendo per miracula et sacramenta et voces mysticas, ubi intenta fit ignorantia mater admirationis in timore occultorum signorum -- talis enim est introitus ad fidem filiis Adam oblitis tui, dum se abscondunt a facie tua et fiunt abyssus -- sed operentur etiam sicut in arida discreta a gurgitibus abyssi, et sint forma fidelibus vivendo coram eis et excitando ad imitationem. sic enim non tantum ad audiendum sed etiam ad faciendum audiunt: quaerite deum, et vivet anima vestra, ut producat terra animam viventem. nolite conformari huic saeculo, continete vos ab eo. evitando vivit anima, quae appetendo moritur. continete vos ab immani feritate superbiae, ab inerti voluptate luxuriae, et a fallaci nomine scientiae, ut sint bestiae mansuetae et pecora edomita et innoxii serpentes. motus enim animae sunt isti in allegoria: sed fastus elationis et delectatio libidinis et venenum curiositatis motus sunt animae mortuae, quia non ita moritur, ut omni motu careat, quoniam discendo a fonte vitae moritur atque ita suscipitur a praetereunte saeculo et conformatur ei. Verbum autem, deus, fons vitae aeternae est et non praeterit: ideoque in verbo tuo cohibetur ille discessus, dum dicitur nobis: nolite conformari huic saeculo, ut producat terra in fonte vitae animam viventem, in verbo tuo per evangelistas tuos animam continentem imitando imitatores Christi tui. hoc est enim secundum genus, quoniam aemulatio viri ab amico est: estote, inquit, sicut ego, quia et ego sicut vos. ita erunt in anima viva bestiae bonae in mansuetudine actionis. mandasti enim dicens: in mansuetudine opera tua perfice et ab omni homine diligeris. et pecora bona neque si manducaverint, abundantia, neque si non manducaverint, egentia, et serpentes boni non perniciosi ad nocendum, sed astuti ad cavendum, et tantum explorantes temporalem naturam, quantum sufficit, ut per ea, quae facta sunt, intellecta conspiciatur aeternitas. serviunt enim rationi haec animalia, cum a progressu mortifero cohibita vivunt et bona sunt.
Übersetzung
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Bekenntnisse
21. Allegorische Deutung von Gen. 1, 24.
Und das ist der Grund dafür, daß nach deinem Worte nicht die Tiefe des Meeres, sondern die von den bitteren Gewässern geschiedene Erde nicht etwa kriechende Tiere und Vögel mit lebendiger Seele, sondern „eine lebendige Seele“1 hervorgebracht hat. Denn diese bedarf nicht mehr der Taufe, so wie sie die Heiden bedürfen und auch sie selbst noch bedurfte, als sie noch von den Wassern überdeckt war. Denn es gibt keinen anderen Eingang „in das Himmelreich“2, seitdem du sie zur Bedingung für den Eintritt gemacht hast; sie verlangt auch nicht mehr nach den Großtaten deiner Wunder, um infolge davon zu glauben. Sie glaubt jetzt, auch „wenn sie nicht Zeichen und Wunder sieht“3, da sie bereits gläubiges, von den Wassern des durch seinen Unglauben bitteren Meeres geschiedenes Erdreich ist; und „die feurigen Zungen sind kein Zeichen für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen“4. Dieser Art von geflügelten Wesen also, die „die Wasser auf dein Wort hervorbrachten“, bedarf nicht mehr die Erde, die du „über den Wassern“5 gegründet hast. Sende ihr S. 359 nur durch deine Boten dein Wort. Denn wir erzählen wohl von ihren Werken, aber du bist es, der in ihnen wirkt, so daß sie dann „eine lebendige Seele“ hervorbringen. Die Erde bringt sie hervor, weil die Erde die Ursache ist, daß sie auf ihr solches wirken, wie das Meer die Ursache war, daß sie „kriechende Wesen mit lebendiger Seele und Vögel unter dem Firmamente des Himmels“ hervorbrachten, deren die Erde nun nicht mehr bedarf, wenn sie sich auch mit dem aus der Tiefe gehobenen Fische nährt „an dem Tische, den du vor dem Angesichte der Gläubigen bereitet hast“6. Denn darum ward er ja aus der Tiefe erhoben, um der trockenen Erde zur Speise zu dienen. Auch die Vögel sind aus dem Meere hervorgegangen, aber trotzdem vermehren sie sich auf der Erde. Denn das erste Auftreten der Verkündiger des Evangeliums wurde durch den Unglauben der Menschen veranlaßt; aber auch an die Gläubigen unter ihnen ergehen immer wieder ihre Ermahnungen, auch diesen spenden sie Tag für Tag ihren Segen. Doch die lebende Seele hat von der Erde ihren Ursprung; denn nur denen, die bereits gläubig sind, nutzt es, sich der Liebe zu dieser Welt zu enthalten, so daß ihre Seele jetzt dir lebt, die „tot war, als sie in der Lust“7 lebte, in todbringender Lust, o Herr; denn nur du bist eines reinen Herzens Leben und Wonne.
Laß also deine Diener jetzt auf Erden wirken, nicht wie in den Wassern des Unglaubens durch Verkündigung und Predigt von Wundern, Geheimnissen und mystischen Worten, auf die die Unwissenheit, die Mutter der Bewunderung, in der Furcht vor verborgenen Zeichen ihr Augenmerk richtet. Denn das ist der Weg, der Adams Söhne, die deiner vergessen haben, solange sie sich vor deinem Angesichte verbergen und ein Abgrund werden, zum Glauben führt. Nun sollen deine Diener auch wirken auf der trockenen, von den Strudeln des Abgrundes geschiedenen Erde, sie sollen ein Vorbild für die Gläubigen sein, vor denen sie leben und die sie zur Nachahmung aneifern. Denn nicht bloß um zu hören, sondern S. 360 auch um sie zu befolgen, werden sie dann die Worte hören: „Suchet den Herrn, und eure Seele wird leben, so daß die Erde wirklich lebende Seelen hervorbringt“8. „Machet euch nicht gleichförmig dieser Welt“9, enthaltet euch ihrer. Denn wenn die Seele sie flieht, so wird sie leben, sterben aber, wenn sie nach ihr Verlangen trägt. Enthaltet euch des unbändigen, wilden Stolzes, der erschlaffenden Lust der Sinnlichkeit und des trügerischen Scheines der Wissenschaft, damit die wilden Tiere zahm, die Haustiere sanft und die Schlangen unschädlich werden. Denn die leidenschaftlichen Regungen der Seele sind in ihnen symbolisch verkörpert. Jedoch sind der Dünkel des Hochmuts, der Genuß der Sinnenlust und das Gift des Vorwitzes Leidenschaften einer toten Seele. Aber die Seele stirbt nicht so, daß sie jeglicher Regung beraubt wird, sie stirbt vielmehr, wenn sie sich vom Quell des Lebens entfernt; dann taucht sie in der vergänglichen Welt unter und wird ihr gleichförmig.
Dein Wort aber, o Herr, ist die Quelle des ewigen Lebens und unvergänglich; deshalb verbietet dein Wort diese Entfremdung, indem es zu uns spricht: „Machet euch nicht gleichförmig dieser Welt“, damit die Erde in dem Quell des Lebens eine lebendige Seele in uns erzeuge, eine keusche Seele erzeuge in deinem Worte, wie deine Diener es predigen, indem sie den Nachfolgern deines Gesalbten nachfolgt. Dies bedeutet nämlich der Ausdruck „nach ihrer Art“, weil der Mann gern dem Vorbilde seines Freundes nacheifert. „Seid“, so sagt der Apostel, „wie ich, weil auch ich bin wie ihr“10. So werden in der lebendigen Seele durch die Sanftmut ihres Wandels gute Tiere wohnen. Denn du hast geboten: „In Sanftmut vollbringe deine Werke, und jedermann wird dich lieben“11. Auch die Haustiere werden gut sein; „wenn sie essen“12, wird es nicht im Übermaße S. 361 sein, „wenn sie nicht essen“13, werden sie keinen Mangel leiden. Auch die Schlangen werden gut sein, nicht gefährlich und auf Schaden sinnend, sondern voll Klugheit und zur Vorsicht mahnend; nur insoweit werden sie die zeitliche Natur erforschen, als erforderlich ist, „vermittelst der erschaffenen Dinge die Ewigkeit zu erkennen“14 und zu schauen. Denn diese Tiere sind der Vernunft nützlich, wenn sie an der todbringenden Entfernung von Gott gehindert werden; dann bleiben sie leben und sind gut.