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Confessiones (CSEL)
Caput 7
Nam posteaquam ille mihi imperitus earum artium, quibus eum excellere putaveram, satis apparuit, desperare coepi posse mihi eum illa, quae me movebant, aperire atque dissolvere; quorum quidem ignarus posset veritatem tenere pietatis, sed si Manichaeus non esset. libri quippe eorum pleni sunt longissimis fabulis de caelo et de sideribus et sole et luna: quae mihi eum, quod utique cupiebam, conlatis numerorum rationibus, quas alibi ego legeram, utrum potius ita essent, ut Manichaei libris continebatur, an certe vel par etiam inde ratio redderetur, subtiliter explicare posse iam non arbitrabar. quae tamen ubi consideranda et discutienda protuli, modeste sane ille nec ausus est subire ipsam sarcinam. noverat enim se ista non nosse, nec eum puduit confiteri. non erat de talibus, quales multos loquaces passus eram, conantes ea me docere et dicentes nihil. iste vero cor habebat, etsi non rectum ad te, nec tamen nimis incautum ad se ipsum. non usquequaque imperitus erat imperitiae suae, et noluit se temere disputando in ea coartari, unde nec exitus ei ullus nec facilis esset reditus. etiam hinc mihi amplius placuit: pulchrior est enim temperantia confitentis animi, quam illa, quae nosse cupiebam. et eum in omnibus difficilioribus et subtilioribus quaestionibus talem inveniebam. Refracto itaque studio, quod intenderam in Manichaei litteras, magisque desperans de ceteris eorum doctoribus, quando in multis, quae me movebant, ita ille nominatus apparuit, coepi cum eo pro studio illius agere vitam, quo ipse flagrabat in eas litteras, quas tunc iam rhetor Karthaginis adulescentes docebam; et legere cum eo, sive quae ille audita desideraret, sive quae ipse tali ingenio apta existimarem. ceterum conatus omnis meus, qui proficere in illa secta statueram, illo homine cognito prorsus intercidit; non ut ab eis omnino separarer, sed quasi melius quicquam non inveniens eo, quo iam quoquo modo inrueram, contentus interim esse decreveram, nisi aliquid forte, quod magis eligendum esset, eluceret. ita ille Faustus, qui multis laqueus mortis extitit, meum quo captus eram relaxare iam coeperat nec volens nec sciens. manus enim tuae, deus meus, in abdito providentiae tuae, non deserebant animam meam, et sanguine cordis matris meae per lacrimas eium diebus et noctibus pro me sacrificabatur tibi, et egisti mecum miris modis. tu illud egisti, deus meus. nam a domino gressus hominis diriguntur, et viam eius volet. aut quae procuratio salutis praeter manum tuam reficientem quae fecisti?
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Bekenntnisse
7. Er sagt sich von der Sekte der Manichäer innerlich los.
Denn nachdem es mir hinlänglich klar geworden war, daß jener in den Wissenschaften, in denen ich ihm hervorragende Kenntnisse zugetraut hatte, völlig versagte, begann ich auch zu zweifeln, daß er mir das, was mich drückte, erklären und beantworten könnte; freilich hätte er auch ohne die Kenntnis dieser Dinge wahre Frömmigkeit besitzen können, nur durfte er dann kein Manichäer sein. Denn ihre Bücher sind voll von langausgesponnenen Fabeleien über Himmel, Gestirne, Sonne und Mond. Zwar hatte Ich schon längst die Hoffnung aufgegeben, daß er mir, wie ich es bestimmt wünschte, genau klar machen werde, daß es sich mit jenen ziffernmäßigen Berechnungen, die ich anderswo gelesen hatte, vielmehr so verhalte, wie es in den Büchern der Manichäer geschrieben stand, oder sich wenigstens aus diesen eine gleich gewichtige Begründung ergebe. Als ich ihm aber gleichwohl diese Probleme zur Erwägung und Erörterung unterbreitete, zeigte er sich bescheiden und wagte es nicht, sich einer solch schweren Aufgabe zu unterziehen. Denn er wußte, daß er nichts von diesen Dingen verstand, schämte sich aber nicht, das einzugestehen. Er gehörte nicht zu den vielen, deren Geschwätz ich über mich hatte ergehen lassen müssen, da sie mich belehren wollten und doch nichts sagten. Sein Herz war zwar „nicht aufgerichtet zu dir“1, baute aber auch nicht allzu vermessen auf S. 92 sich. In gewissem Grade war er sich doch seiner Unwissenheit bewußt und wollte sich nicht durch uferlose Disputationen in die Enge treiben lassen, wo er weder Ausgang noch Rückweg gefunden hätte. Und darum gefiel er mir nur noch mehr; denn die Bescheidenheit einer aufrichtigen Seele galt mir mehr als das, was ich zu wissen wünschte. Ein gleiches Verhalten zeigte er in allen schwierigeren und verwickelteren Fragen.
Mein Eifer, den ich auf die Schriften der Manichäer verwandt hatte, war also gebrochen, und an ihren anderen Lehrern verzweifelte ich noch mehr, da jener Vielgerühmte in den Fragen, die mich bedrückten, mich so gänzlich im Stiche gelassen hatte. Dafür begann ich bei seinem glühenden Eifer für jene Wissenschaften, die ich selbst damals als Redner in Karthago den jungen Leuten lehrte, ein gemeinsames Leben mit ihm zu führen und mit ihm Bücher zu lesen, die er entweder nur vom Hörensagen kannte oder deren Lektüre ich für einen Mann von solcher Urteilsschärfe für angemessen erachtete. Übrigens gab ich nach der Bekanntschaft mit diesem Manne jeden Versuch, in jener Sekte weitere Fortschritte zu machen, völlig auf; zwar trennte ich mich nicht völlig von ihr, sondern beschloß, da ich ja doch nichts Besseres fände, einstweilen mich mit der Lehre, der ich anheimgefallen war, zu begnügen, bis sich vielleicht dereinst etwas Höheres zur Auswahl darböte. So hatte also jener Faustus, der für viele eine „Schlinge des Todes“2, geworden war, die, in die ich verstrickt war, ohne sein Wollen und Wissen zu lockern begonnen. Denn deine Hände, mein Gott, verließen nicht in deiner unergründlichen Vorsehung meine Seele, und Tag und Nacht brachte meine Mutter blutenden Herzens für mich ein Tränenopfer dar, und auf „wunderbare Weise“3 hast du mich geführt. Du hast mich geführt. Denn „der Herr leitet des Menschen Schritte, und an seinem Wege hat er Lust“4. Oder welche Hand schafft Heil außer deiner, die neu schafft, was du erschaffen hast? S. 93