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Works Augustine of Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Siebtes Buch

7. Die Frage nach dem Ursprunge des Bösen verursacht ihm schwere Pein.

So hattest du also, mein Schutz, mich aus jenen Fesseln erlöst, aber noch forschte ich nach dem Ursprunge S. 141 des Bösen, ohne jedoch einen Ausweg zu finden. Allein du ließest nicht zu, daß die Wogen meiner Gedanken mich hinwegrissen von dem Glauben, durch den ich glaubte an dein Dasein, an die Unwandelbarkeit deines Wesens, deine Fürsorge für die Menschen, dein Gericht und daran, daß du in Christus, deinem Sohne, unserem Herrn, und in den heiligen Schriften, welche deine katholische Kirche mit ihrem gewichtigen Ansehen empfiehlt, den Menschen den Weg des Heiles zu dem Leben, das diesem Leben im Tode folgen wird, vorgezeichnet hast. Dies stand also unversehrt und unerschüttert fest in meinem Geiste, aber in leidenschaftlicher Bewegung fragte ich nach dem Ursprunge des Bösen. Was für Qualen erlitt da mein Herz in den Geburtswehen seiner Erkenntnis, was für Seufzer stieß ich hervor zu dir, mein Gott! Und deine Ohren hörten auch dies, ohne daß ich es wußte. Und während ich in der Stille angestrengt forschte, war die lautlose Bedrängnis meines Herzens ein gewaltiger Schrei nach deinem Erbarmen. Du wußtest es, was ich litt, keiner aber von den Menschen. Wie wenig drang doch davon durch meine Zunge in die Ohren meiner vertrautesten Freunde! Oder sprach etwa der Aufruhr meiner Seele zu ihnen, wozu weder die Zeit noch mein Mund hingereicht hätte? Doch zu deinem Ohr drang alles, was „ich stöhnte im Seufzen meines Herzens, und vor dir lag offen mein Sehnen, und das Licht meiner Augen war nicht bei mir“1. Denn es war in meinem Innern, ich aber war draußen, und es war unabhängig vom Raume. Mein Augenmerk aber war nur auf die Dinge gerichtet, die der Raum umschließt, aber ich fand dort keine Stätte zur Ruhe; sie gewährten mir keine Aufnahme, so daß ich hätte sagen mögen "So ist's genug, so ist's gut", ließen mich aber auch nicht dorthin zurückkehren, wo es mir zur Genüge wohl gewesen wäre. Denn ich stand höher als jene Dinge, tiefer aber als du: du wärest meine wahre Freude gewesen, wenn ich mich dir unterworfen hätte, wie du mir auch das, was du unter mir geschaffen, mir unterwürfig gemacht hast. Und das S. 142 wäre das richtige Verhältnis und die Mittelstraße meines Heiles gewesen, daß ich dein Ebenbild bewahrt und in deinem Dienste meinen Leib beherrscht hätte. Aber da ich mich stolz wider dich erhob und anstürmte gegen den Herrn, „im Schutze meines feisten Nackens“2, da erlangte jenes Niedere Gewalt über mich und bedrückte mich, und nirgends fand ich Erleichterung und Erholung. Von allen Seiten, haufenweise und zusammengeballt, begegnete es meinen Augen, meinem Denken aber traten die Bilder der Dinge vor die Seele, wenn ich den Rückzug antreten wollte, gleich als sprächen sie zu mir: "Wohin gehst du, du Unwürdiger und Unreiner?" Und dies war mir aus meiner Wunde erwachsen, denn „du demütigest den Stolzen wie einen Verwundeten“3; meine Hoffart trennte mich von dir, und mein angeschwollenes Gesicht verschloß mir das Auge.


  1. Ps. 37,9-11. ↩

  2. Job. 15,26. ↩

  3. Ps. 88,11. ↩

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