17. Hindernisse auf dem Wege der Erkenntnis des Göttlichen.
Und ich erstaunte, daß ich dich schon liebte und nicht mehr statt deiner ein Trugbild; aber trotzdem verharrte ich nicht im Genusse meines Gottes, sondern bald ließ ich mich durch deine Schönheit zu dir hinreißen, S. 151 bald durch meine Schwere wieder von dir wegziehen und fiel dann seufzend wieder in meinen Wahn zurück; diese Schwere war die fleischliche Gewohnheit. Doch der Gedanke an dich verließ mich nicht, und fest war meine Überzeugung, daß es ein Wesen gebe, dem ich anhängen müsse, daß ich aber noch nicht fähig sei, ihm anzuhangen, weil „der vergängliche Körper die Seele beschwert und die irdische Hülle den vieldenkenden Geist niederdrückt“1. Und ich war ganz sicher, daß „das Unsichtbare an dir seit Erschaffung der Welt in den erschaffenen Dingen erkennbar und sichtbar ist, nämlich deine ewige Kraft und Gottheit“2, Denn indem ich nach den Gründen fragte, nach denen ich die Schönheit himmlischer oder irdischer Körper beurteilte, und nach dem Maßstabe, der mir helfe, ein unbefangenes Urteil über die wandelbaren Dinge zu fällen und so zu sagen: "Dies muß so sein, jenes anders" - indem ich also fragte, mit welchem Rechte ich so urteilte, da fand ich über meinem wandelbaren Sein die unwandelbare, wahrhafte Ewigkeit der Wahrheit. Und so erhob ich mich stufenweise von der Körperwelt zu der vermittelst des Körpers empfindenden Seele und von da zu ihrem inneren Vermögen, dem die Sinne des Körpers die äußeren Wahrnehmungen mitteilen, von hier wieder - so weit reicht auch die Fähigkeit der Tiere - zu vernünftiger Denkkraft, deren Urteil alles unterworfen ist, was die Sinne des Körpers in sich aufnehmen. Da aber auch diese sich in mir selbst als veränderlich erkannte, so erhob sie sich zur Erkenntnis ihrer selbst, lenkte ihre Gedanken ab von der Gewohnheit, entzog sich dem Schwarm widerspruchsvoller Trugbilder, um das Licht zu finden, welches uns bestrahle, wenn wir mit voller Gewißheit behaupten, das Unveränderliche sei dem Veränderlichen vorzuziehen, woher wir also das Unveränderliche selbst kannten - denn kennten wir es nicht irgendwie, so könnten wir es auf keine Weise dem Veränderlichen vorziehen -, und gelangte so in einem Momente angstvollen Aufblickes zu dem, was da ist. S. 152 Damals nun erkannte ich, „was unsichtbar ist an dir, durch die Vermittelung deiner Schöpfung“3; aber ich konnte meinen Blick nicht fest auf dich heften, sondern mußte ihn in meiner Schwäche hinwegwenden und zu dem Gewohnten zurückkehren. Nichts nahm ich mit mir als eine liebende Erinnerung und gleichsam eine Sehnsucht nach dem Dufte der Speise, die zu genießen ich noch nicht befähigt war.