31. Wie erkennt Gott und wie das Geschöpf?
Mein Herr und Gott, wie groß sind die Tiefen deiner Geheimnisse, und wie weit haben mich die Folgen meiner Sünden von ihnen verschlagen! Heile meine Augen, und ich will mich über dein Licht mit erfreuen. Fürwahr, wenn es einen Geist gäbe, der mit so großer Wissenschaft und so großer Kenntnis begabt ist, daß ihm alles Vergangene und Zukünftige so bekannt ist wie mir ein ganz bekanntes Lied, dann wäre er über die Maßen wunderbar und zum Erschrecken erstaunlich; denn alle Vergangenheit, alle Jahrhunderte lägen so offen vor ihm wie vor mir das Lied, wenn ich es singe; ich weiß, was und wieviel noch übrig ist. Aber ferne von mir, ganz fern sei die Annahme, du, der Schöpfer des Weltalls, der Schöpfer der Geister und der Körper, wüßtest in ähnlicher Weise alle Zukunft und Vergangenheit. Du weißt sie weit, weit wunderbarer und weit geheimnisvoller. Denn wenn einer ein bekanntes Lied singt oder hört, so wird er infolge der Erwartung der zukünftigen Töne und bei der Erinnerung an die verklungenen verschieden berührt und seine Aufmerksamkeit gespannt. Solches ist aber nicht der Fall bei dir, dem unwandelbar Ewigen, das ist dem wahrhaft ewigen Schöpfer der Geister. Wie du „im Anfange Himmel und Erde“1 ohne Einbuße deiner Erkenntnis erkannt hast, so hast du „im Anfange Himmel und Erde“ geschaffen ohne Änderung deiner Tätigkeit. Wer das versteht, möge dich preisen; wer das nicht versteht, auch der möge dich preisen. O wie erhaben bist du! Und die demütigen Herzen sind dein Haus! Denn du richtest auf, die zerschlagenen Herzens sind, und nicht fallen, deren Höhe du bist. S. 301
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Ge. 1,1. ↩