8. Der vernünftigen Kreatur genügt nur Gott allein.
Von ihrer Höhe stürzten die Engel, stürzten die S. 342 Seelen der Menschen hinab, und sie hätten jeglichem geistigen Wesen den Weg zum Abgrunde in der finsteren Tiefe gezeigt, wenn du nicht von Anfang an gesagt hättest: „Es werde Licht“, wenn dann nicht auch tatsächlich Licht geworden wäre und alle geistigen Wesen deiner himmlischen Stadt in Gehorsam an dir hingen und in deinem Geiste ruhten, der unwandelbar über allem Wandelbaren schwebt. Sonst wäre selbst der „Himmel des Himmels“ ein finsterer Abgrund in sich; „nun aber ist er Licht im Herrn“1. Denn selbst in der jammerlosen Ruhelosigkeit der gefallenen Geister, die, deines Lichtgewandes entblößt, nur ihre Finsternis zur Schau tragen, zeigst du zur Genüge, wie hoch du in deiner Schöpfung die vernünftige Kreatur gestellt hast, der zu seliger Ruhe durchaus nichts, was weniger als du, also auch nicht einmal sie sich selbst genügt. Denn nur du, unser Gott, du wirst „unsere Finsternis“2 erleuchten; aus deinem Lichte webst du uns ein Gewand, und unsere „Finsternis wird sein wie die Mittagssonne“3. Gib dich mir, mein Gott; gib mir dich wieder; sieh, ich liebe dich, und wenn meine Liebe zu gering ist, o so gib mir mehr Liebe, Ich kann es nicht ermessen, wieviel mir noch an Liebe fehlt, bis es hinreicht, daß mein Leben zu deinen Umarmungen eilt, um sich nie mehr von dir zu entfernen, bis es sich verbirgt „in der Verborgenheit deines Antlitzes“4. Das nur weiß ich, daß ich, wenn ich dich nicht habe, elend bin, und zwar nicht bloß außer mir, sondern auch in mir selbst, und daß jeglicher Reichtum, der du nicht bist, mein Gott, nur bittere Armut ist.