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Works Augustine of Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Fünftes Buch

5. Die Unwissenheit des Manichäers bezüglich der Gestirne macht ihn Augustinus auch in den übrigen Punkten unglaubwürdig.

Warum aber mußte denn irgendein Manichäer auch über solche Dinge schreiben, deren Kenntnis doch für die Frömmigkeit gleichgültig ist? Bist du es doch, der zu den Menschen gesagt hat: „Siehe, die Frömmigkeit ist Weisheit“1, Jener brauchte von Frömmigkeit nichts zu wissen, auch wenn er alles aufs vollkommenste gewußt hätte; da er aber auch dies nicht einmal wußte S. 88 und doch in seiner Unverschämtheit darin als Lehrer aufzutreten wagte, so mußte ihm auch die Frömmigkeit völlig unbekannt sein. Denn Eitelkeit ist es, mit derlei weltlichen Kenntnissen zu prahlen, Frömmigkeit aber, dich zu bekennen. Daher kam es, daß jener Mann, als er sich zu dieser Wissenschaft2 verirrte, viel darüber schwatzte, schließlich aber seiner Unwissenheit überführt wurde; nunmehr erkannte man auch deutlich, wie es um sein Verständnis der tiefer liegenden Dinge bestellt war. Denn er wollte keine geringe Meinung von sich erwecken, sondern hatte die Stirn, andern die Überzeugung beizubringen, der Heilige Geist, der Tröster und Bereicherer deiner Gläubigen, wohne mit der Vollgewalt seines Wesens persönlich in ihm. Da man ihn also ertappte, wie er über Himmel, Sterne und Bewegungen der Sonne und des Mondes falsche Ansichten vortrug, so trat doch, obwohl derartige Dinge nicht zur Religionslehre gehören, klar zutage, wie frevelhaft sein Unterfangen war: denn er brachte nicht nur Dinge, von denen er gar nichts verstand, sondern auch offensichtlich Falsches mit so hochmütiger, wahnsinniger Eitelkeit vor, daß er solche Aussprüche einer göttlichen Person zuzuschreiben sich vermaß.

Wenn ich einmal diesen oder jenen christlichen Mitbruder eine Ansicht vortragen höre, die Irrtümer und Unkenntnis der Tatsachen verrät, so blicke ich auf den Menschen und seine Meinungen mit Geduld; ich sehe, daß sie ihm nicht schaden, wenn er etwa Gestalt und Aussehen der Körperwelt nicht kennt, da er ja von dir, dem Schöpfer aller Dinge, keine unwürdigen Ansichten hat. Nur dann kann es schädlich sein, wenn er meint, dies gehöre zu den Heilswahrheiten, und dann umso hartnäckiger das zu behaupten wagt, was er nicht kennt. Indes auch eine solche Schwäche wird an der Wiege des Glaubens von der Allmutter Liebe getragen, bis der neue Mensch „zum vollkommenen Manne" heranwächst und nicht mehr "von jedem Winde der Irrlehre“3 umhergetrieben werden kann. Wer aber sollte S. 89 nicht bei dem, der als Lehrer, als Stifter, Führer und Haupt derer, die er für seine Lehre zu gewinnen suchte, also aufzutreten wagte, daß seine Anhänger meinten, sie folgten nicht einem beliebigen Menschen, sondern deinem Heiligen Geiste, einen solchen Wahnsinn für verabscheuungswürdig und durchaus verwerflich halten, wenn er falscher Behauptungen überführt worden ist? Dennoch war ich mir noch nicht ganz klar darüber geworden, ob sich der Wechsel von längeren und kürzeren Tagen und Nächten und von Tag und Nacht selbst und die Finsternisse und, was ich sonst derart in anderen Büchern gelesen hatte, nicht vielleicht. auch nach seinen Worten erklären ließe; in diesem Falle wäre ich im Ungewissen über die Wahrheit geblieben, hätte aber in bezug auf meinen Glauben dem Ansehen jenes Mannes wegen seiner vermeintlichen Heiligkeit mehr Gewicht beigemessen.


  1. Job 28,28 (LXX). ↩

  2. der Astronomie. ↩

  3. Eph. 4,13 und 14. ↩

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