• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Sechstes Buch

8. Alypius wird von leidenschaftlicher Liebe für die Fechterspiele, die er früher verabscheut hat, erfaßt.

Da er die ihm von den Eltern angepriesene irdische Laufbahn nicht verlassen wollte, war er mir nach Rom vorausgeeilt, um Rechtswissenschaft zu studieren; hier aber ließ er sich unbegreiflicher Weise von einer unbegreiflichen Leidenschaft für die Fechterspiele hinreißen. Denn obwohl er derlei verschmähte und verabscheute, führten ihn doch einige Freunde und Kommilitonen, denen er bei der Rückkehr vom Mahle unterwegs begegnete, an einem der grausamen und unheilvollen Spieltage trotz seiner Weigerung und seines entschiedenen Widerstrebens mit freundschaftlicher Gewalt ins Amphitheater. Zwar sprach er dabei: "Wenn ihr meinen Leib S. 118 dorthin schleppt, könnt ihr etwa auch meinen Geist und meine Augen auf jene Schauspiele hinbannen? Ich werde also zugegen und doch abwesend sein und so über euch und über die Spiele den Sieg davontragen". Seine Freunde nahmen ihn trotzdem mit, vielleicht auch, um in Erfahrung zu bringen, ob er es durchsetzen könne. Als sie dorthin kamen und, wo es eben ging, Platz nahmen, erglühte schon alles in wilder Lust. Alypius verschloß die Fenster seiner Augen und verbot seinem Geiste, sich auf schändliche Vorgänge einzulassen. Hätte er doch auch die Ohren verstopft! Denn als einer im Kampfe fiel und deshalb ungeheurer Lärm des Volkes gewaltig an ihn heranbrauste, öffnete er, von Neugier überwältigt, immerhin aber entschlossen, was es auch sein möchte, auch wenn er es gesehen, zu verachten und überwinden, seine Augen - und wurde schwerer an der Seele verwundet als der, den zu sehen ihn gelüstet, am Körper, und elender fiel er hin als der, durch dessen Fall das Geschrei entstanden war. Durch seine Ohren drang es ein und seine Augen erschloß es, so daß er getroffen und niedergeworfen werden konnte; denn er war gar nicht so starken Mutes, sondern mehr verwegen, und umso schwächer, da er nicht auf dich, wie er sollte, sondern auf sich vertraut hatte. Denn wie er das Blut sah, schlürfte er mit dem Blutgeruch auch unmäßige Wildheit in sich hinein; statt sich abzuwenden, heftete er fest seinen Blick darauf, schlang die Wut in sich, ohne es zu wissen, und hatte seine Freude an dem verbrecherischen Kampfe und berauschte sich in blutgieriger Wollust. Schon war er nicht mehr derselbe, der gekommen war, sondern einer aus der Menge, zu der er gekommen war, und ein richtiger Genosse derer, die ihn hergeführt hatten. Was soll ich noch sagen? Er schaute zu und schrie und tobte und trug von dort das wahnsinnige Verlangen mit sich, das ihn anstachelte, wiederzukommen, nicht mehr in der Gefolgschaft jener, sondern noch vor ihnen und andere mit sich schleppend. Doch aus dieser Gefahr hast du mit allmächtiger und allbarmherziger Hand ihn errettet und gelehrt, nicht auf sich, sondern auf dich sein Vertrauen zu setzen; doch das geschah erst lange nachher. S. 119

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (323.29 kB)
  • epubEPUB (326.29 kB)
  • pdfPDF (1.08 MB)
  • rtfRTF (920.27 kB)
Editionen dieses Werks
Confessiones (CSEL) vergleichen
Confessiones (PL) vergleichen
Übersetzungen dieses Werks
Bekenntnisse
Les confessions de Saint Augustin vergleichen
The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books vergleichen
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung in die Confessiones
Prolegomena
The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung