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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Sechstes Buch

12. Alypius und Augustinus sind über Ehe und Ehelosigkeit verschiedener Ansicht.

Alypius allerdings hielt mich davon ab, eine Frau zu heiraten, indem er immer und immer wiederholte, wir S. 125 könnten dann auf keinen Fall in sicherer Ruhe unserm längstgehegten Wunsche gemäß der Liebe zur Weisheit leben. Er selbst nämlich war schon damals sehr keusch, so daß es zum Verwundern war. Zwar hatte er in seinen ersten Jünglingsjahren die Lust der Sinnlichkeit gekostet, aber er hatte sich nicht fest von ihr fesseln lassen; ja noch mehr, er hatte es beklagt und verachtet und lebte von da an in völliger Enthaltsamkeit. Ich widersprach ihm, gestützt auf das Beispiel derer, die auch in der Ehe sich der Weisheit befleißigt, vor Gott sich Verdienste erworben und in treuer Liebe an ihren Freunden gehangen hätten. Allein von deren Geistesgröße war ich weit entfernt; gefesselt von der Krankheit des Fleisches, schleppte ich in todbringender Lust meine Ketten, nur das eine besorgend, von ihnen befreit zu werden; und als rührte man an eine Wunde, so verschmähte ich die Worte guten Rates wie die Hand dessen, der mich befreien wollte. Überdies redete durch mich auch die Schlange zu Alypius selbst und flocht und legte durch meine Zunge liebliche Fallstricke, in denen sich seine Füße, die ehrbar und frei dahinwandelten, verstricken sollten.

Er wunderte sich also, daß ich, den er nicht gering schätzte, so gewaltig von der Macht der Wollust gefesselt sei, daß ich, so oft unter uns die Rede darauf kam, behauptete, unvermählt nicht leben zu können; aber ich verteidigte seinem Staunen gegenüber meinen Standpunkt und behauptete, es sei ein großer Unterschied zwischen dem, was er selbst verstohlen und wie im Fluge gekostet habe, so daß er sich dessen kaum mehr erinnere und es leicht und ohne Beschwerde verachte, und den Genüssen, die ein fortgesetztes Verhältnis biete, Trete zu diesen gar noch der ehrenvolle Name des Ehebandes, so dürfe er sich gar nicht wundern, warum ich jenes Leben so gar nicht verschmähen könne. Da fing nun auch er an, nach der Ehe Verlangen zu tragen, freilich nur aus Neugierde, nicht etwa vom Trieb der Wollust überwältigt. Denn er sagte, er möchte doch zu gern wissen, was das sei, ohne das mein Leben, welches ihm so sehr gefiel, mir kein Leben, sondern eine Strafe scheine. Frei von dieser Fessel, staunte er über meine S. 126 Sklaverei, und vom Staunen kam er zur Begier, sie durch eigene Erfahrung kennen zu lernen; ja er war schon im Begriff, sie kennen zu lernen und damit vielleicht in die gleiche Sklaverei zu fallen, über die er staunte, indem er ja „einen Bund mit dem Tode machen“1 wollte; denn „wer die Gefahr liebt, wird darin umkommen“2. Fast gar nicht leitete uns beide das, was die eigentliche Würde der Ehe ausmacht: Heiligung des Ehelebens und pflichtmäßige Erziehung der Kinder. Mich plagte hauptsächlich und heftig die Gewohnheit, unersättliche Begier zu sättigen, jenen aber riß seine Neugier in Fesseln. So waren wir, bis du, Allerhöchster, der du uns in unserm Staube nicht verläßt, auf wunderbare und geheimnisvolle Weise der Elenden dich erbarmtest und ihnen zu Hilfe kamst.


  1. Is. 28,18. ↩

  2. Sir. 3,27. ↩

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