11.
Am Nachmittage kam noch eine größere Menge Volkes als am Vormittag, und bis zur Stunde, da wir mit dem Bischof an den Altar treten sollten, wurde abwechselnd gelesen und Psalmen gesungen. Als wir an den Altar getreten waren, wurden noch zwei Psalmen gesungen. Dann zwang mich der alte Bischof durch seinen ausdrücklichen Befehl, noch etwas zum Volke zu sprechen, obwohl ich nicht dazu geneigt war und mich nach dem Ende der Aufregungen dieses Tages sehnte. Ich hielt eine kurze Anrede und sagte in ihr Gott Dank. Und da wir hörten, daß in der Basilika der Donatisten die gewohnten Gelage abgehalten wurden und sie noch zur Zeit, da wir so sprachen, bei den Bechern saßen, so erklärte ich, die Schönheit des Tages werde gesteigert durch einen Vergleich mit der Nacht und die weiße Farbe erscheine noch heller neben der schwarzen. So wäre auch unsere geistige Festfeier vielleicht weniger erfreulich gewesen, wenn nicht auf der anderen Seite das fleischliche Trinkgelage zum Vergleiche herausgefordert hätte. Und ich forderte sie auf, jetzt, nachdem sie die Süßigkeit des Herrn gekostet hätten, beharrlich solche Genusse aufzusuchen. Für jene aber, die das S. 85 als Hauptsache behandeln, was einst der Zerstörung anheimfallen wird, müsse man Furcht hegen. Denn jeder teile das Los der Sache, an die er sich hängt, und darum spotte der Apostel über solche, indem er von ihnen sagt: „Ihr Gott ist ihr Bauch“1, und an einer anderen Stelle: „Die Speise ist für den Leib und der Leib für die Speise; Gott aber wird beides beseitigen“2. Wir müßten also dem anhängen, was nicht beseitigt wird, was nichts zu tun hat mit den Gelüsten des Fleisches und nur durch die Heiligung des Geistes gewonnen wird. Nachdem ich diesen Satz zeitgemäß und so, wie es mir der Herr eingab, erörtert hatte, fand die tägliche Vesper statt. Als wir mit dem Bischof uns zurückgezogen, sangen die Brüder den Lobgesang, und eine nicht unbedeutende Menge beiderlei Geschlechts verblieb bis zum Einbruch der Dunkelheit unter Psalmengesang in der Kirche.
Ich habe euch nun, wie ich es in Kürze vermochte, auseinandergesetzt, was ihr ohne Zweifel zu hören gewünscht habt. Betet, daß der Herr von unseren Bestrebungen alle Ärgernisse und alle Lauheit fernhalte. Zum großen Teile beruht die Regsamkeit unseres Eifers auf euch3, da uns von der geistigen Kirche zu Tagaste so viele Gnadengaben gemeldet werden.
Das Schiff mit den Brüdern ist noch nicht angekommen. Bei Asna, wo der Bruder Argentius Priester ist, sind die Circumcellionen4 in unsere Basilika eingedrungen und haben den Altar zerstört. Der Prozeß schwebt eben, und wir bitten sehr um euer Gebet, daß er in Frieden, zur Ehre der katholischen Kirche und zur Unterdrückung der friedlosen Ketzerei ausgetragen werde. Ich habe einen Brief an den Asiarches5 gesandt: Verharre glücklich im Herrn und gedenke unser! Amen.