IX. 21.
„Auch Petrus“, sagt er, „das Oberhaupt der Apostel, der Türhüter des Himmels, der Grundstein der Kirche, hat nach dem Tode des Simon1, der ein Abbild des nur durch Fasten überwindbaren Teufels gewesen, die Römer, deren Glaube in der ganzen Welt verkündigt wird, dieses Fasten gelehrt.“ Haben also die anderen Apostel im Widerspruch gegen Petrus die Christen auf der ganzen Erde Mittag zu essen gelehrt? Wie darum Petrus und seine Mitapostel in Eintracht miteinander gelebt haben, so sollen auch die Sabbatfaster, die von Petrus herstammen, in Eintracht leben mit denen, die am Sabbate Mittag essen und von den Mitaposteln des Petrus abstammen. Es ist eine zwar sehr verbreitete, nichtsdestoweniger aber sogar von den meisten Römern für irrig angesehene Meinung, daß der Apostel Petrus, als er an einem Sonntage mit Simon, dem Zauberer, sich in einen Streit einlassen wollte, wegen der Gefahr schwerer Versuchung den Tag zuvor mit der Kirche von Rom gefastet und, nachdem er glücklichen und ruhmreichen Erfolg erlangt, diese Sitte beibehalten habe, worin ihm einige Kirchen des Abendlandes nachgefolgt seien. Wenn aber, wie unser Gegner sagt, Simon ein Abbild des Teufels war, so ist er ein Versucher nicht bloß für den Sabbat oder den Sonntag, sondern für alle Tage. Aber es fällt trotzdem niemandem ein, seinetwillen alle Tage zu fasten, da man ja an allen Sonntagen und an den fünfzig Tagen nach Ostern, sowie an verschiedenen Orten auch an allen Märtyrerfesten zu Mittag ißt, dabei aber doch den Teufel besiegt, wenn „unsere Augen immer auf den Herrn gerichtet sind, auf daß er unsere Füße aus der Schlinge ziehe“2 und „wenn wir, S. 126 wir mögen essen oder trinken oder sonst etwas tun, alles zur Ehre Gottes verrichten und, so viel an uns liegt, weder Juden noch Griechen noch der Kirche Gottes irgendeinen Anstoß gewähren“3. Dies bedenken die zu wenig, die anderen zum Anstoße essen oder zum Anstoße fasten und durch den Mangel an Mäßigung in beidem Ärgernisse hervorrufen, die den Teufel nicht besiegen, sondern ergötzen.
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Simon Magus, der in der Apostelgeschichte 8, 9-24 erwähnt wird, ist der Sage nach später nach Rom gekommen und hat dort einen Versuch gemacht, sich leiblich zum Himmel zu erheben. Doch Petrus schleuderte ihn, der sich schon vom Boden aufgeschwungen hatte, durch die Kraft seines Gebetes auf die Erde zurück, so daß er das Genick brach und starb. ↩
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Ps. 24, 15. ↩
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1 Kor. 10, 31 und 32. ↩