22.
Wenn man hierauf erwidert, Jakobus habe zu Jerusalem, Johannes zu Ephesus und die übrigen Apostel an anderen Orten das gleiche gelehrt wie Petrus zu Rom, nämlich, man müsse am Sabbate fasten, die übrigen Länder seien aber von dieser Lehre abgewichen und nur Rom habe bei ihr beharrt — wenn wieder andere behaupten, es hätten vielmehr die Gegenden des Abendlandes mit Rom die Überlieferung der Apostel nicht bewahrt, das Morgenland aber, woher die Predigt des Evangeliums den Anfang genommen, sei ohne Wanken bei dem geblieben, was alle Apostel mit Petrus selbst überliefert hätten, daß man nämlich am Sabbate nicht fasten solle, so ist das ein Streit, der nicht beendigt werden kann, wohl aber Uneinigkeit hervorruft und doch keine Frage löst. Es herrsche also gleichsam im Inneren der Glieder der eine Glaube der allgemeinen, überall verbreiteten Kirche, obgleich diese Glaubenseinheit sich in der Verschiedenheit mancher Gebräuche betätigt, durch die jedoch die Glaubenswahrheiten selbst keine Einbuße erleiden. „Denn alle Schönheit kommt der Königstochter von ihrem Inneren“1. Jene Gebräuche aber, die in verschiedener Weise eingehalten werden, sind unter ihrem Kleide zu verstehen, das, wie es heißt, „mit goldenem Saume geziert, mit bunten Farben umsäumt ist“2. Möge also dieses Kleid durch die Verschiedenheit der Gebräuche in der Weise sich bunt erweisen, daß es nicht durch widerwärtige Streitigkeiten zerrissen wird!