XIII. 23.
Doch der Sonntag ist nicht für die Juden, sondern durch die Auferstehung des Herrn für die Christen bestimmt und hat daher seine festliche Feier. Die Seelen aller Heiligen sind zwar schon vor der Auferstehung des Leibes in der Ruhe, aber es mangelt ihnen jene Tätigkeit, kraft deren sie den ihnen gegebenen Leib beseelen. Diese Tätigkeit versinnbildet der achte Tag, der derselbe ist wie der erste, weil er die Ruhe nicht aufhebt, sondern verklärt. Denn wenn man auch den Leib wieder bekommt, so bleiben doch die leiblichen Beschwerden ferne, weil es keine Verwesung mehr gibt. „Denn es muß dieses Verwesliche die Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit“1. Deshalb war vor der Auferstehung des Herrn die geistige Beziehung des achten Tages auf die Auferstehung noch nicht geoffenbart, sondern verhüllt, obwohl sie den heiligen, vom Geiste der Weissagung erfüllten Vätern keineswegs unbekannt war. Deshalb lautet eine Psalmenüberschrift: „Für den achten Tag“2 findet, bezieht sich entweder auf die Melodie, nach der der Psalm zu singen ist, oder bedeutet die Oktave.); am achten Tage empfingen die Kinder die Beschneidung, und im Buche des Predigers heißt es zur Unterscheidung des Alten und Neuen Bundes: „Gib diesen sieben und jenen acht“3. Denn früher war zwar Ruhe für die Toten, aber auferstanden war noch niemand, „bis Christus von den Toten auferstand, der nicht mehr stirbt und über den der Tod keine Gewalt mehr hat“4. Nachdem nun an dem Leibe des Herrn diese Auferstehung geschehen war — denn an dem S. 238 Haupte der Kirche mußte zuerst geschehen, was der Leib der Kirche für die endgültige Vollendung hoffen sollte —, da erst sollte die Feier des Sonntags, der sowohl der erste als der achte Tag ist, beginnen. Hieraus ist auch ersichtlich, warum den Juden die Feier des Osterfestes, bei dem sie als offenbares Vorbild des Leidens unseres Herrn ein Schaf schlachten und genießen mußten, nicht in solcher Weise geboten war, daß sie den Sabbat und sein Zusammentreffen mit der dritten Mondwoche im ersten Frühlingsmonate zu beobachten brauchten. Es sollte vielmehr der Herr diesen Tag5 durch sein Leiden bezeichnen, wie er auch gekommen war, dem Sonntag, das heißt dem achten und ersten Tag, seine Weihe zu geben.