25.
Das sind nun zwar gute Werke, aber mühsame, und ihr Lohn ist die Ruhe. Darum aber heißt es: „Freuet euch in Hoffnung“1, damit wir an die ewige Ruhe denken und uns mit frohem Sinne den Mühsalen unterziehen. Auf diesen Frohsinn weist hin die Breite des Kreuzes an seinem Querbalken, an den die Hände geheftet werden. Die Hände erinnern uns ja an die Werke, die Breite an den Frohsinn dessen, der arbeitet; denn Traurigkeit schnürt das Herz zusammen. Des Kreuzes Höhe aber, auf der sich das Haupt befindet, bedeutet die Erwartung des Lohnes von der erhabenen Gerechtigkeit Gottes, „der einem jeden nach seinen Werken vergelten und denen, die durch Geduld in guten Werken Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit suchen, das ewige Leben verleihen wird“2. Deshalb bedeutet des Kreuzes Länge, auf die der ganze Leib hingestreckt wird, die Geduld, und deshalb werden die Geduldigen auch Langmütige genannt. Des Kreuzes Tiefe aber, die in die Erde gesenkt wird, deutet die Tiefe des Geheimnisses an. Du erinnerst dich sicherlich an die Worte des Apostels: „Seid in der Liebe festgewurzelt und begründet, damit ihr mit allen Heiligen zu erfassen vermöget, welches sei die Länge, die Breite, die Höhe und die Tiefe“3. Was wir aber jetzt noch nicht sehen und noch nicht besitzen, sondern im Glauben und in der Hoffnung vollziehen, das ist in den beiden anderen Tagen vorgebildet. Denn was wir jetzt tun, gleichsam mit den Nägeln in der Gottesfurcht befestigt — nach dem Worte der Schrift: „Durchbohre mein Fleisch mit Nägeln durch die Furcht vor Dir“4 —, das gehört zu den notwendigen Dingen, nicht zu jenen, die man um ihrer selbstwillen begehrt und verlangt. Darum erklärt der heilige Apostel es als das Beste, wenn man verlangt, „aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein; im Fleische aber zu weilen ist notwendig um euretwillen“5.Wenn er also spricht von einem S. 240 Aufgelöstwerden und einem Sein bei Christus, so beginnt damit die Ruhe, die durch die Auferstehung nicht unterbrochen, sondern verklärt wird. Jetzt jedoch besitzt man sie im Glauben, denn „der Gerechte lebt aus dem Glauben“6. „Oder wißt ihr nicht“, spricht er, „daß wir alle, die wir in Christus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind? Durch die Taufe sind wir mit ihm auf den Tod mitbegraben“7. Warum besitzt man jene Ruhe nur im Glauben? Es ist ja in uns noch nichts Vollkommenes, sondern wir seufzen noch bei uns selbst und erwarten die Annahme an Kindesstatt, die Erlösung unseres Leibes. „Denn auf die Hoffnung sind wir gerettet worden; hoffen aber, was man sieht, ist keine Hoffnung. Denn wie hofft einer, was er sieht? Wenn wir aber hoffen, was wir nicht sehen, so harren wir in Geduld“8.