VI. 20.
Rette dich, o Bruder, so lange du noch im Fleische lebest, vor dem Strafgerichte, das über die Hartnäckigen und Stolzen hereinbrechen wird. Wenn die weltliche Gewalt mit ihren Schreckmitteln gegen die Wahrheit kämpft, so ist dies für die Gerechten und Mutigen eine ruhmvolle Prüfung, für die Schwachen eine gefährliche Versuchung; wenn sie aber für die Wahrheit eintritt, so ist dies für die Verständigen unter den Irrgläubigen eine heilsame Mahnung, für die Unverständigen eine fruchtlose Strafe. „Es gibt jedoch keine Obrigkeit außer jener, die von Gott ist; und wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes. Denn die Fürsten sind nicht zu fürchten bei guten Werken, sondern bei bösen. Willst du die Obrigkeit nicht fürchten, so tue das Gute, und du wirst Lob von ihr ernten“1. Wenn also die der Wahrheit günstige Obrigkeit jemanden bestraft, so erntet Lob von ihr, wer sich bessert; verfährt aber eine der Wahrheit feindliche Obrigkeit mit Härte gegen jemanden, so verschafft sie ihm Lob, indem er als Sieger gekrönt wird. Du aber tust nichts Gutes, um die Obrigkeit nicht fürchten zu müssen. Oder ist denn das etwas Gutes, sich hinzusetzen und nicht bloß einen Bruder zu verleumden, sondern alle Brüder, die sich unter allen Völkern befinden und denen die Propheten, Christus und die Apostel Zeugnis geben, indem geschrieben steht: „In deinem Samen werden alle Völker gesegnet werden“?2 Und ebenso: „Vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Niedergange wird ein reines Opfer meinem Namen dargebracht; denn mein Name ist herrlich unter den Völkern, spricht der Herr“3. Höre! Der Herr spricht dies, nicht Donatus oder Rogatus oder Vincentius oder Hilarius oder Ambrosius oder Augustinus, nein, der Herr spricht dies. S. 354 Und so steht auch geschrieben: „In ihm sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde, alle Völker werden ihn verherrlichen. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut, und gepriesen sei der Name seiner Herrlichkeit auf ewig und in Ewigkeit. Und die ganze Erde soll mit seiner Herrlichkeit erfüllt werden; es geschehe, es geschehe!“4 Und du sitzest zu Cartenna und sprichst mit den zehn Rogatisten, die noch übrig geblieben sind: „Es geschehe nicht, es geschehe nicht!“