21.
Du hast gehört, was im Evangelium steht: „Es mußte alles in Erfüllung gehen, was im Gesetze, in den Propheten und Psalmen von mir geschrieben steht. Dann erschloß er ihnen den Sinn, so daß sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, und so mußte Christus leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen, und es mußte in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden bei allen Völkern, angefangen von Jerusalem“1. Du liest auch in der Apostelgeschichte2, wie dieses Evangelium zu Jerusalem den Anfang genommen hat, als der Heilige Geist jene Hundertundzwanzig erfüllte, und wie es von da nach Judäa und Samaria und zu allen Völkern gedrungen ist gemäß den Versprechungen des Herrn bei seiner Himmelfahrt: „Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und ganz Judäa und Samaria und bis an die Grenzen der Erde“3. Denn „in die ganze Welt erging ihr Ruf und bis an die Grenzen der Erde ertönten ihre Worte“4. Und du widersprichst den göttlichen Zeugnissen, die auf so fester Grundlage beruhen und in so hellem Lichte strahlen, und du willst das Erbe Christi sozusagen in die Acht erklären, so daß, wenn in seinem Namen und nach seinem Auftrage Buße bei allen Völkern gepredigt und jemand in irgendeinem Teile der Welt durch diese Predigt erschüttert wird, er doch nur Sündenvergebung erhalten kann, wenn er den zu Cartenna im kaiserlichen Mauretanien versteckten Vincentius S. 355 oder einen aus seinen neun oder zehn Genossen gesucht und gefunden hat. Was könnte der Hochmut eines sterblichen Menschen noch weiter ersinnen, wohin die Anmaßung von Fleisch und Blut sich noch weiter versteigen? Ist etwa dies dein gutes Werk, auf Grund dessen du vor der Obrigkeit nicht bange bist? Solch „ein Ärgernis verursachst du dem Sohne deiner Mutter“5, der noch klein und schwach ist, „um dessentwillen Christus gestorben ist“6, der noch nicht die Speise des Vaters zu ertragen vermag, sondern noch mit Muttermilch genährt werden muß? Und da hältst du mir die Bücher des Hilarius entgegen, um zu leugnen, daß die Kirche bei allen Völkern bis an das Ende der Welt zunehmen werde, was doch Gott trotz eures Unglaubens mit einem Eide versprochen hat? Und während ihr schon höchst unglückselig gewesen wäret, wenn ihr es damals, da es versprochen wurde, nicht geglaubt hättet, so erhebt ihr nun, da es erfüllt wird, Widerspruch.