8.
Über diese Vermischung mit den Bösen seufzt auch Daniel; auch die drei Jünglinge haben darüber geseufzt. Daniel zeigt es im Gebete1, die drei Jünglinge im Feuerofen2, Aber sie haben sich deshalb nicht von der Einheit des Volkes, dessen Sünden sie bekannten, durch körperliche Absonderung losgesagt. Wie viele und wie starke Behauptungen haben doch alle Propheten gegen das Volk, in dessen Mitte sie lebten, geschleudert? Und doch haben sie nicht ein anderes Volk aufgesucht, um unter ihm zu leben und sich leiblich von ihrem Volke loszusagen und zu trennen. Sogar die Apostel haben den Teufel in ihrer Mitte, den Judas, bis S. 432 zu dem Ende, das er sich selbst mit dem Stricke bereitete, geduldet, ohne sich dadurch irgendeine Befleckung zuzuziehen, so daß der Herr, eben weil Judas sich unter ihnen befand, zu ihnen sprach: „Ihr seid rein, aber nicht alle“3. Auch ist nicht etwa durch des Judas Unreinheit ihre Gesamtheit wie von einem Sauerteige andersartiger sittlicher Beschaffenheit verdorben worden. Ferner hat man keinen Grund zu der Behauptung, daß ihnen seine Bosheit, ausgenommen vielleicht sein zukünftiger Verrat am Herrn, unbekannt gewesen sei. Denn sie haben selbst von ihm geschrieben, daß er ein Dieb war4 und aus der Kasse des Herrn alles, was hineingelegt wurde, stahl. Deshalb aber verleumdete sie niemand mit Berufung auf die Schriftstelle: „Ihr sähet den Dieb und liefet mit ihm“5. Denn man trägt zu den Taten des Bösen nicht durch gemeinschaftlichen Empfang der Sakramente bei, sondern nur durch Zustimmung zu eben diesen Taten. Wie sehr beklagt sich der Apostel Paulus über falsche Brüder6, und doch wurde er durch das körperliche Beisammensein mit ihnen nicht befleckt, da sein reines Herz eine Scheidewand zwischen ihm und ihnen aufrichtete. Ja er freute sich, daß von einigen, die er als neidisch kannte, Christus ebenfalls gepredigt werde7; und doch ist der Neid ein teuflisches Laster.