3.
Sieh aber, was mir begegnet ist! Ich habe mich gewissermaßen selbst gelobt, da ich sagte, du habest mich mit treuem Herzen gelobt. Aber was anderes hätte ich sagen sollen als das, was ich hinsichtlich deiner bemerkt habe, nämlich daß du dich kennst? Sieh, so habe ich mir eine neue Schwierigkeit bereitet, die du mir nicht zugedacht hast, deren Lösung du aber vielleicht von mir erwartest. So war es also nicht genug für mich, Schuldner zu sein, sondern ich mußte mich mit einer noch größeren Schuld belasten. Und doch wäre es leicht zu S. 450 beweisen und, auch wenn ich es nicht bewiese, leicht für dich einzusehen, daß man sowohl die Wahrheit mit untreuem Herzen als die Unwahrheit mit treuem Herzen sagen kann. Denn wer so glaubt, wie er spricht, redet mit treuem Herzen, wenn er auch nicht die Wahrheit spricht; wer aber nicht glaubt, was er sagt, redet mit untreuem Herzen, auch wenn er die Wahrheit sagt. Kann ich denn etwa im Zweifel sein, ob du das von mir glaubest, was du geschrieben hast? Unmöglich; du hast also von mir mit treuem Herzen die Unwahrheit sagen können.