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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XLIX. (Nr. 111.) An Viktorianus

4.

Können wir etwa besser sein als Daniel selbst, von dem Gott durch den Propheten Ezechiel zum Fürsten von Tyrus spricht: „Bist du etwa weiser als Daniel?“1 Auch wird er als einer von den drei Gerechten angeführt, von denen Gott sagt, daß er sie allein befreien werde. Gott zeigt in ihnen gleichsam drei Arten von Gerechten, deren Befreiung nach seiner Erklärung so geschehen soll, daß nicht einmal ihre Söhne an ihr teilnehmen, sondern sie allein sich ihrer erfreuen; und diese drei Männer sind Noe, Daniel und Job2. Lies indessen auch das Gebet Daniels und beachte, wie er in der Gefangenschaft nicht nur die Sünden seines Volkes, sondern auch seine eigenen bekennt und gesteht, um dieser Sünden willen durch die Gerechtigkeit Gottes in die Strafe und Schmach der Gefangenschaft gekommen zu sein. Denn so steht geschrieben: „Und ich richtete mein Angesicht zu Gott dem Herrn, um zu bitten und zu flehen mit Fasten und im Bußkleid; und ich flehte zu dem Herrn, meinem Gotte, und bekannte und sprach: ‚Herr, großer und wunderbarer Gott, der Du Deinen Bund hältst und Barmherzigkeit denen bewahrest, die Dich lieben und Deine Gebote halten! Wir haben gesündigt, gegen das Gesetz gehandelt, sind abtrünnig S. 457 geworden und abgewichen von Deinen Geboten und Rechten; wir haben nicht gehört auf Deine Diener, die Propheten, die in Deinem Namen zu unseren Königen und zu allem Volke des Landes sprachen. Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, uns aber gebührt Beschämung des Angesichtes, wie am heutigen Tage geschieht den Männern von Juda, den Einwohnern Jerusalems und ganz Israel, sowohl denen, die ganz in der Nähe sind, als denen, die ferne sind in allen Landen, wohin Du sie verstoßen um ihrer Hartnäckigkeit willen, weil sie Dich, o Herr, mißachtet haben. Uns gebührt Beschämung des Angesichtes, unseren Königen, unseren Fürsten, unseren Vätern, uns allen, die wir gesündigt haben. Bei Dir aber, unserem Herrn und Gott, ist Versöhnung; denn wir sind von Dir abgewichen und haben nicht gehört auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, daß wir etwa wandelten nach seinem Gesetze, das er uns gegeben hat durch seine Diener, die Propheten. Und ganz Israel hat gesündigt gegen Dein Gesetz und ist abgewichen, so daß es Deine Stimme nicht hörte, und so ist über uns der Fluch und der Eid gekommen, der im Gesetze Mosis, des Dieners Gottes, geschrieben steht. Denn wir haben gesündigt, und er hat seine Worte erfüllt, die er zu uns und zu den Richtern, die über uns urteilten, gesprochen hat, daß er nämlich großes Unglück über uns kommen lassen werde, desgleichen niemals geschehen ist unter dem Himmel, wie es geschehen ist zu Jerusalem. Und genau so, wie es geschrieben steht im Gesetze Mosis, so ist all dies Unglück über uns gekommen, und wir haben den Herrn, unseren Gott, nicht gebeten, daß er abwende von uns unsere Sünden und wir alle Deine Wahrheit erkennen möchten. Und der Herr hat gewacht über jeden seiner Heiligen und hat über uns kommen lassen, was für uns bestimmt war; denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in seiner ganzen Welt, die er gemacht hat, wir aber haben seine Stimme nicht gehört. Und nun, Herr, unser Gott, der Du Dein Volk mit starker Hand aus dem Lande Ägypten geführt und Dir einen Namen gemacht hast, wie es jetzt ist, wir haben Sünden gegen Dein Gesetz begangen. In all Deiner Barmherzigkeit wende ab, o Herr, Deinen Grimm und Deinen Zorn von Deiner Stadt S. 458 Jerusalem und von Deinem heiligen Berge! Denn wegen unserer Sünden und wegen der Missetaten unserer Väter ist Jerusalem und Dein Volk in Schmach gekommen bei allen, die um uns her sind. Und nun, unser Gott, erhöre das Flehen und das Gebet Deines Dieners und wende um unsertwillen Dein Angesicht zu Deinem Heiligtume, das verwüstet daliegt. Um Deiner selbst willen neige Dein Ohr, Herr, mein Gott, und erhöre! Öffne Deine Augen und sieh an unsere Verwüstung und die Verwüstung Deiner Stadt Jerusalem, über die Dein Name angerufen ist; denn nicht auf unsere Gerechtigkeit gestützt schütten wir unser Gebet vor Dir aus, sondern auf Deine große Barmherzigkeit bauend. Erhöre, o Herr, sei gnädig, o Herr, merke auf uns, o Herr; zögere nicht, um Deiner selbst willen, mein Gott! Denn Dein Name ist angerufen in Deiner Stadt und über Deine Stadt und Dein Volk.’ Und als ich noch redete und betete und meine und meines Volkes Sünden aufzählte usw.“3 Sieh, wie er hier seine Sünden nennt und erst dann die seines Volkes! Und darin sieht er Gottes Gerechtigkeit, daraus erkennt er Gottes Ehre, daß Gott auch seine Heiligen nicht ungerecht, sondern um ihrer Sünden willen straft. Wenn also jene so sprechen, denen um ihrer ganz ausgezeichneten Heiligkeit willen Feuer und Löwen nicht schaden konnten, was müssen wir dann in unserer Armseligkeit sagen, die wir ihnen so ganz und gar unähnlich sind, mag auch die Gerechtigkeit, die wir zu üben pflegen, noch so groß scheinen!


  1. Ezech. 28, 3. ↩

  2. Ebd. 14, 14; 16. ↩

  3. Dan. 9, 3-29. ↩

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