6.
Erfüllet also, was ihr gelobt habt; denn ihr selbst seid der Gegenstand eures Gelübdes und gebt euch dem, von dem ihr seid. Erfüllet es, ich bitte euch! Was ihr gebet, wird dadurch nicht geringer, sondern vielmehr bewahrt und vermehrt. Der es fordert, ist gütig und reich; er hat keinen Vorteil von der Gabe, aber er bereichert die Geber durch sich selbst. Was man ihm nicht gibt, das geht zugrunde; was man ihm aber gibt, das wird dem Geber zugeteilt, ja der Geber selbst wird aufbewahrt bei dem, dem er gibt. So wird Gabe und Geber das gleiche, weil auch Schuld und Schuldner das gleiche war. Denn der Mensch ist sich selbst Gott schuldig, und S. 491 damit er glückselig sei, muß er dem gegeben werden, von dem er das Dasein empfangen hat. Dies bedeutet, was der Herr im Evangelium sagt: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“1 Dies sprach er, als man ihm ein Geldstück zeigte und auf seine Frage, wessen Bild es trage, geantwortet hatte: „Des Kaisers“; denn wir sollen daraus erkennen, daß Gott von dem Menschen sein in den Menschen gelegtes Bild fordert, wie der Kaiser das seinige an der Münze. Um wieviel mehr also muß man es ihm geben, wenn man es versprochen hat, da man es ihm auch ohne Versprechen schuldet!
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Matth. 22, 21 ; Mark. 12, 17 ; Luk. 20, 25. ↩