13.
Bei all dem also wird das persönliche Wohlbefinden und die Freundschaft um ihrer selbst willen angestrebt, das ausreichende Auskommen sucht man nicht um seiner selbst willen, sondern wegen der beiden ebengenannten Zwecke, so lange man nämlich in geziemender Weise danach verlangt. Das Wohlbefinden aber schließt: in sich sowohl das Leben selbst als auch die Gesundheit und Unversehrtheit des Leibes und der Seele. Auch sind der Freundschaft nicht enge Grenzen zu ziehen; sie umfaßt vielmehr alle, denen man Liebe und Zuneigung schuldet, wenn man auch zu dem einen mehr, zu dem anderen weniger sich hingezogen fühlt; sie reicht sogar bis zu den Feinden, da uns befohlen ist, auch für sie zu beten. So gibt es niemanden im Menschengeschlechte, dem man nicht Liebe, wenn auch nicht als wechselseitige Zuneigung, so doch wegen der Gemeinsamkeit der Natur schuldig wäre. Aber an jenen haben wir mit Recht große Freude, die uns in heiliger und keuscher Weise entgegenlieben. Besitzt man solche Freunde, so soll man beten, daß man sie behalte; besitzt man sie nicht, daß man sie erhalte. S. 506