4.
Mit aller Sorgfalt hat man es dahin gebracht, daß Feinde der Kirche, die mit ihrem verführerischen Gerede arglose Gemüter in Aufregung zu bringen pflegen — sie rühmen sich der Verfolgung, die sie angeblich von uns erleiden —, abscheuliche Verbrechen, die sie gegen katholische Kleriker begangen, gestanden und sich mit ihren eigenen Worten gefangen haben. Die betreffenden Verhandlungen wird man vorlesen müssen, um die Seelen zu heilen, die durch das verderbliche Gerede jener Leute vergiftet worden sind. Wird es dir nun etwa gefallen, wenn wir uns fürchten müssen, an den Schluß dieser Verhandlungen zu gelangen, weil er die blutige Rache enthält, die wir an ihnen genommen haben? Wir müßten ja an dieser Stelle unsere eigene Schuld bekennen, damit es nicht scheine, als hätten diejenigen, die gelitten haben, Böses mit Bösem vergolten. Gäbe es nun kein anderes Mittel, die Bosheit dieser verkommenen Leute zu zügeln, so würde vielleicht die äußerste Notwendigkeit dazu drängen, sie zu töten. Was indessen uns betrifft, so würden wir, falls eine mildere Bestrafung unmöglich wäre, immerhin vorziehen, sie freizulassen, als für die Peinen unserer Brüder durch Blutvergießen Rache zu nehmen. Wohl ist aber ein anderes Verfahren möglich, wodurch sowohl die Milde der Kirche ins Licht gestellt als auch die Frechheit der Bösewichte gezügelt werden kann! Warum solltest du da nicht zu einem mehr vorsorgenden und milden Urteile geneigt sein, da den Richtern auch in nichtkirchlichen Angelegenheiten ein solches zu fällen gestattet ist? Fürchte also mit uns das Gericht Gottes des Vaters und laß die Milde der Mutter zur Geltung kommen! Denn wenn du es tust, so tut es die Kirche, da du es ihretwegen und als ihr Sohn tust. Bekämpfe durch Güte die Bösen! Diese haben durch unmenschlichen Frevel Glieder vom lebendigen Leibe gerissen; du bewirke durch ein Werk der Barmherzigkeit, daß die Glieder, die abscheuliche Verbrechen verübten, unverletzt bleiben und irgendeinem nützlichen Werke dienstbar werden. Sie schonten nicht der Diener Gottes, die ihnen Besserung predigte?; du schone der Verhafteten, der Vorgeführten, der Überwiesenen! Sie haben mit ruchlosem Stahl Christenblut S. 530 vergossen; du aber halle selbst das Schwert des Rechtes um Christi willen von ihrem Blute fern! Sie haben dem getöteten Diener der Kirche die Lebenszeit abgekürzt; du verlängere den lebenden Feinden der Kirche die Frist zur Buße! So mußt du als Christ Richter in kirchlichen Angelegenheiten sein; darum bitten wir dich, hierzu ermahnen wir dich, zu diesem Zwecke legen wir Fürsprache ein. Sonst pflegt man, wenn gegen Feinde, die ihrer Schuld überwiesen sind, zu milde verfahren wird, gegen das zu milde Urteil Berufung einzulegen; wir aber lieben unsere Feinde so, daß wir, wenn wir nicht auf deinen christlichen Gehorsam vertrauen dürften, gegen ein strenges Urteil von deiner Seite Berufung einlegen würden. Der allmächtige Gott erhalte deine Exzellenz und fördere immer mehr dein Heil, erhabener und nach Verdienst zu ehrender Herr, vortrefflicher Sohn!