4.
Das wäre nun auch die Ursache meines Stillschweigens S. 554 dir gegenüber, wie es damals die Ursache meiner Abreise gewesen ist, wenn ich glaubte, du habest 'bei jenem Manne in so gottloser Weise die Rache wegen dir persönlich zugefügter Kränkungen betrieben. Das glauben nur jene, die nicht wissen, was du zu uns so oft und so deutlich sagtest, als wir von ängstlicher Sorge erfüllt waren: daß nämlich jener Mann bei seiner innigen Freundschaft für dich, bei deinem häufigen Verkehre mit ihm, bei deinen häufigen geheimen Unterredungen mit ihm um so mehr für deinen Ruf Sorge tragen und sich hüten werde, Männern den Tod zu geben, die man für deine Feinde hielt; sonst hätte man ja glauben können, deine Verhandlungen mit ihm hätten sich auf nichts anderes als auf dies bezogen. Dies glauben weder ich noch meine Brüder, die dich reden hörten und sowohl aus deinen Reden wie aus deinem ganzen Benehmen dein wohlwollendes Herz erkannten. Aber ich bitte dich, verzeihe denen, die es glauben; es sind Menschen, und in den Menschenherzen sind solche Falten und Verstecke, daß alle Argwöhnischen statt des Tadels noch Lob wegen ihrer Vorsichtigkeit zu verdienen wähnen. A's Grund hierfür erschien, du habest von einem aus jenen1, die auf seinen Befehl so plötzlich verhaftet worden waren, eine sehr schwere Beleidigung erfahren. Auch sein Bruder, in dem jener Mann besonders die Kirche verfolgte, soll dir einmal gewissermaßen an seines Bruders Stelle irgendeine harte Antwort gegeben haben. Man glaubte, daß beide dir verdächtig seien. Als sie nach ihrer Vernehmung sich entfernten, bliebst du, wie man sagt, im geheimen Gespräche mit jenem Manne zurück, — und bald darauf erging der Befehl, sie zu verhaften. Die Leute sagen, eure Freundschaft2 sei nicht neu, sondern alt. Eure enge Verbindung und eure oftmaligen geheimen Unterredungen bestätigten dieses Gerücht. Jener Mann besaß damals große Gewalt; dazu trat die leichte Möglichkeit der Verleumdung. Es war nicht schwer, jemanden aufzufinden, der ein Zeugnis ablegte, S. 555 wie man es ihm anbefahl, wenn man ihm nur versprach, sein eigenes Leben zu schonen. Die ganze Sachlage war damals dazu angetan, um auf das Zeugnis eines Menschen hin jede beliebige Person, gleich als wäre sie eines argen Verbrechens überwiesen, aus dem Wege zu schaffen.