14.
Was damals von den Juden gesagt wurde, gilt auch jetzt noch: „Einige kennen die Gerechtigkeit Gottes nicht, und indem sie ihre eigene Gerechtigkeit zur Geltung bringen wollen, sind sie der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen“1. Auch sie glauben nämlich, daß sie durch das Gesetz gerechtfertigt werden, da ihnen zu dessen Beobachtung der freie Wille genügt, das heißt die Gerechtigkeit, die sie aus ihrer eigenen menschlichen Natur schöpfen und die ihnen nicht durch die Gnade Gottes verliehen wurde, die eben deshalb .Gerechtigkeit Gottes’ genannt wird. Deshalb steht auch geschrieben: „Durch das Gesetz geschieht die Erkenntnis der Sünde. S. 615 Jetzt ist aber ohne das Gesetz die Gerechtigkeit Gottes geoffenbart und bezeugt durch das Gesetz und die Propheten“2. Da es heißt ,sie ist geoffenbart, so ist ersichtlich, daß sie auch früher schon 3 ) vorhanden, aber gleich jenem Tau, den Gideon sich erbat4, damals noch gleichsam im Lammfell verborgen war, während sie jetzt wie auf der Flur offen daliegt. Da nun ohne Gnade das Gesetz nicht der Tod der Sünde, sondern nur ihre Stärke sein konnte, wie geschrieben steht: „Der Stachel des Todes ist die Sünde, die Stärke der Sünde aber ist das Gesetz5, so flüchten sich viele vor der Herrschaft der Sünde zur Gnade, die jetzt offen wie auf der Flur ausgebreitet ist, während sich wenige zu ihr flüchteten, da sie in jener Zeit noch gleichsam im Lammfell verborgen lag. Dieser Unterschied der Zeiten aber bezieht sich auf jene Tiefe des Reichtums der Weisheit und Wissenschaft Gottes, wovon gesagt ist: „Wie unbegreiflich sind seine Gerichte, wie unerforschlich seine Wege!“6