IV. 11.
Aber noch weit größer und ohne Zweifel noch weit unverdienter ist die Erbarmung, die Gottes Gnade durch unseren Herrn Jesus Christus den unmündigen Kindern verleiht, damit ihnen die Abstammung von Adam nicht schade, die Wiedergeburt in Christo aber nütze. Bei ihnen ist die Barmherzigkeit Gottes sogar dem Bewußtsein des Empfangens zuvorgekommen! Und doch empfangen sie ohne Frage, wenn sie in diesem unmündigen Älter aus dem Leben scheiden, das ewige Leben und das Himmelreich mit Bewußtsein und infolge jener Gnade, deren sie sich auf Erden nicht bewußt waren, obwohl sie ihnen zum Nutzen gereichte. Offenbar sind diese Gnaden bei ihnen nach der bisherigen Lehre vorausgehende Gnaden, bei deren Verleihung die Gnade Gottes so wirkt, daß bei ihrem Empfange der Wille weder vorausgeht noch sie begleitet noch ihr nachfolgt. Es wird ihnen ja diese große Wohltat nicht nur ohne ihren Willen, sondern sogar trotz ihres Sträubens1 S. 639 erteilt, was ihnen als großer Frevel ausgelegt werden müßte, wenn der freie Wille bei ihnen schon etwas vermöchte.
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Der heilige Augustinus denkt hier an das Weinen und Schreien der kleinen Kinder, wenn das Taufwasser sie benetzt. ↩