VIII. 27.
Alle aber, die anders lehren und nicht der gesunden Lehre unseres Herrn Jesus Christus beistimmen, der gesagt hat: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war“1 — Gott sagt nicht ,was verloren gehen sollte’, sondern ,was verloren war’ und zeigt dadurch nichts anderes, als daß durch die Sünde des ersten Menschen die Natur des ganzen Menschengeschlechtes zugrunde gegangen S. 650 war —, alle also, die anders lehren und nicht „jener Lehre beistimmen, die der Frömmigkeit entspricht“2, die die menschliche Natur, als wäre sie heil und frei, gegen die Gnade des Heilandes und gegen das Blut des Erlösers verteidigen und dabei doch noch den christlichen Namen tragen wollen, was können sie von der Unterscheidung sagen, die sich bei kleinen Kindern zeigt, warum das eine dem Leben des zweiten Menschen einverleibt, das andere im Tode des ersten Menschen gelassen wird? Wer aber sagt, daß Verdienste des freien Willens vorausgegangen, dem erwidert der Apostel das oben Erwähnte von den noch Ungeborenen, die nichts Gutes oder Böses tun. Wenn er aber sagt, was noch in den Büchern, die Pelagius erst vor ganz kurzem herausgegeben haben soll, verteidigt wird — allerdings soll er vor dem bischöflichen Gerichte in Palästina diejenigen verworfen haben, die behaupten, Adams Sünde habe nur diesem und nicht dem Menschengeschlechte geschadet —, wenn er also sagt, es seien beide ohne Schuld geboren und hätten nichts von der Verdammlichkeit des ersten Menschen ererbt, so möge er doch darüber Aufschluß geben, was mit dem geschieht, der, ohne Schuld nicht getauft, vom zeitlichen Tode überrascht wird; denn daß der in Christus Wiedergeborene ins Himmelreich aufgenommen wird, kann er nicht zu leugnen wagen. Wenn wir ihm nicht die Behauptung Zutrauen wollen, daß Gott einen Unschuldigen, der keine Erbsünde hat und noch nicht die Jahre besitzt, um eine persönliche Sünde haben zu können, zum ewigen Tode verdammt, so muß er notgedrungen zur Antwort geben, was Pelagius, um noch in irgendeiner Weise als Katholik zu gellen, vor dem kirchlichen Richterstuhl zu verwerfen sich gezwungen sah: daß nämlich die Kinder auch ohne Taufe das ewige Leben hätten. Denn gibt er dies nicht zu, was bleibt noch übrig als der ewige Tod?