II. 3.
Unsere Gegner aber, die wir auf den rechten Weg zurückzubringen suchen, kommen in der Frage bezüglich der Kindertaufe der Wahrheit ziemlich nahe, wenn sie bekennen, daß ein Kind, wenn es auch eben erst von der Mutter geboren wurde, doch durch jene, die es zur Taufe bringen, den Glauben habe. Sie behaupten ja, wie du schreibst, daß die Kinder nicht in d e m Sinne an die Vergebung der Sünden glauben, als ob sie ihnen selbst vergeben würde, da diese nach ihrer Ansicht keine Sünden haben, sondern, da sie die Taufe empfangen, die S. 671 bei allen Empfängern die Vergebung der Sünden bewirkt, in d e m Sinne, daß anderen, nicht ihnen, die Vergebung der Sünden zuteil wird; wenn sie also behaupten, sie glaubten nicht in diesem Sinne, sondern in jenem, so zweifeln sie offenbar nicht, daß die Kinder glauben. Mögen sie also hören die Worte des Herrn: „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“1. Wenn also die Kinder durch andere Personen, nämlich durch jene, die sie zur Taufe bringen, gläubig werden, so werden sie offenbar auf gleichem Wege ungläubig, wenn sie sich bei solchen befinden, die sie, da sie der Taufe keine Kraft zuschreiben, nicht zu ihr bringen zu müssen glauben. Wenn sie also durch Glaubende glauben und das ewige Leben haben, so werden sie offenbar durch Ungläubige ungläubig und werden das Leben nicht schauen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihnen. Denn es heißt nicht: ,Er kommt über sie', sondern: ,Er bleibt über ihnen', weil er schon von Anfang an über ihnen war und nur durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus von ihnen genommen wird. Von diesem Zorne heißt es im Buche Job: „Der Mensch, vom Weibe geboren, ist kurzlebig und voll des Zornes“2. Woher kommt nun der Zorn Gottes über die Unschuld eines kleinen Kindes als von seinem Anteile an der Erbsünde und seiner Befleckung durch sie? Von ihr steht auch in demselben Buche geschrieben, „es sei auch nicht ein Kind von ihr rein, das sich auch nur einen Tag auf Erden befinde“3.