11.
So ist Christus der Herr infolge unserer Sünde zu uns1 gekommen und hat als Gerechter die Sünder gefunden. Er kam gewissermaßen im Zustande unserer Niedrigkeit, aber nicht mit der Pest unserer Sünde. Er ist uns in einem tierischen, das heißt sterblichen Leibe erschienen; allein wenn er gewollt hätte, so wäre er von Anfang an mit einem unsterblichen Leibe gekommen. Weil wir aber durch die Verdemütigung des Sohnes Gottes geheilt werden mußten, so ließ er sich bis zu unserer Schwachheit herab und zeigte uns durch die Herrlichkeit seiner Auferstehung das Verdienst und den Lohn unseres Glaubens. Darum fährt der Apostel fort und sagt: „Der letzte Adam ist geworden zu einem durch den Geist Belebenden“2. Man kann nun unter dem ersten Adam jenen verstehen, der zuerst aus Staub gebildet, unter dem letzten aber jenen, der von der S. 730 Jungfrau genommen wurde; oder aber beides mag an jedem Menschen in Erfüllung gehen, so daß der erste Adam im sterblichen Leibe, der letzte im unsterblichen Leibe sich findet: in jedem Falle wollte der Apostel die lebende Seele und den belebenden Geist so unterscheiden, daß er die eine als tierischen, den anderen als geistigen Leib bezeichnen wollte. Im tierischen Körper lebt zwar die Seele, aber sie belebt ihn nicht in solcher Weise, daß sie die Verwesung aufheben könnte. Weil aber im geistigen Leib, „der dem Herrn vollkommen anhängt, nur e i n Geist ist“3, so belebt er ihn in solcher Weise, daß ein geistiger Körper entsteht, indem er alle Verwesung hinwegnimmt und keine Trennung mehr zuläßt.