10.
Eure Kleidung habe nichts Auffallendes an sich; denn ihr sollt nicht durch eure Kleider, sondern durch euer Verhalten zu gefallen streben. Eure Kopfbedeckung sei nicht so zart, daß das Haarnetz unter ihr hervorscheine. Die Haare seien an keiner Stelle unbedeckt, weder aus Nachlässigkeit heraushängend, noch aus Absicht zur Schau getragen. Wenn ihr einen Gang zu machen habt, so gehet miteinander; seid ihr an eurem Ziele angekommen, so bleibet miteinander stehen. Im Gehen, Stehen, in der Kleidung, in all euren Bewegungen komme nichts vor, was die Begierlichkeit eines Menschen reizen könnte, sondern nur, was sich für die Heiligkeit eures Standes geziemt. Wenn auch eure S. 760 Augen auf jemanden fallen, so sollen sie doch nicht auf ihm haften. Es ist euch auch, wenn ihr ausgehet, nicht verboten, Männer zu sehen, sondern nur, sie zu begehren oder von ihnen begehrt werden zu wollen. Eine weibliche Person begehrt nicht allein durch Berührung, sondern auch durch Zuneigung oder Blick. Saget nicht, daß ihr ein reines Herz habet, wenn eure Augen unrein sind; ein unreines Auge ist das Zeichen eines unreinen Herzens. Und wenn unreine Herzen, obwohl die Zunge schweigt, durch gegenseitige Blicke sich zu erkennen geben und gemäß der Begierlichkeit des Fleisches an der wechselseitigen Leidenschaft sich erfreuen, so flieht die Keuschheit aus dem Benehmen, auch wenn die leibliche Reinigkeit nicht verletzt wird. Auch darf jene, die ihr Auge auf einen Mann heftet und es gerne sieht, wenn auch dieser das gleiche tut, nicht etwa meinen, daß sie hierbei von anderen nicht beobachtet werde; allerdings wird sie beobachtet, und zwar von solchen, von denen sie es nicht vermutet. Und wenn sie auch unentdeckt bleibt und von niemandem beobachtet wird, wie wird sie sich verbergen können vor jenem Auge aus der Höhe, dem nichts entgehen kann? Oder darf man etwa glauben, daß Gott es nicht sieht, weil er mit um so größerer Geduld zuschaut, je tiefer er die Sache durchforscht? Ihm zu mißfallen fürchte also die gottgeweihte Frau, damit sie nicht Verlangen trage, einem Manne in sündhafter Weise zu gefallen; sie bedenke, daß Gott alles sieht, und verlange also nicht in sündhafter Weise den Anblick eines Mannes. Die Furcht vor ihm ist auch anempfohlen in der Schriftstelle: “Ein Abscheu vor dem Herrn ist Lüsternheit der Augen“1. Wenn ihr also in der Kirche oder an einem anderen Orte, wo Männer sind, beisammen seid, so bewachet gegenseitig eure Sittsamkeit. Denn Gott, der in euch wohnt, wird auch auf diese Weise euch durch euch selbst behüten.
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Sprichw. 27, 20 (nach der Septuaginta). ↩